Be­ru­fungs­be­grün­dungs­frist ge­wahrt nach Fax­ver­sand in zwei Tei­len
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Wird ein frist­wah­ren­der Schrift­satz in­ner­halb we­ni­ger Mi­nu­ten in zwei Tei­len ge­faxt, kann eine kor­rek­te Zu­ord­nung durch das Ge­richt er­war­tet wer­den. In die­sem engen Zeit­fens­ter und bei op­ti­scher Über­ein­stim­mung der Hälf­ten sei dies auch für eine Ge­schäfts­stel­le eines grö­ße­ren Ge­richts mög­lich, so der Bun­des­ge­richts­hof.

An­wäl­tin un­ter­teilt Schrift­satz in zwei Te­le­fa­xe

Das AG Düs­sel­dorf hatte eine Klage ab­ge­wie­sen. Da­ge­gen wurde Be­ru­fung ein­ge­legt. Am letz­ten Tag der Be­grün­dungs­frist über­mit­tel­te die An­wäl­tin des Klä­gers per Fax einen elf­sei­ti­gen Schrift­satz an das LG Düs­sel­dorf. Un­ter­schrie­ben war er auf der letz­ten Seite. Die­sen teil­te die An­wäl­tin in zwei Sen­dun­gen auf. Laut Sen­de­be­richt ihres Ge­räts wur­den die ers­ten fünf Sei­ten um 16.50 Uhr und die Sei­ten 6 bis 11 um 16.54 Uhr ver­sandt. Der erste Teil wurde zur Akte ge­nom­men, der Ver­bleib des zwei­ten konn­te nicht ge­klärt wer­den. Das Ori­gi­nal der Be­grün­dung ging vier Tage spä­ter beim LG ein. Trotz Vor­la­ge der Sen­de­be­rich­te und Hin­weis dar­auf, dass eine Auf­tei­lung in zwei Vor­gän­ge tech­nisch not­wen­dig ge­we­sen sei, ver­warf das LG die Be­ru­fung, da der vor­de­re Ab­schnitt nicht un­ter­schrie­ben ge­we­sen sei. Das End­stück sei zwar bei Ge­richt ein­ge­gan­gen, aber ge­ra­de bei einem "grö­ße­ren Land­ge­richt" könne durch die Viel­zahl der ein­ge­hen­den Faxe nicht mit einer Zu­ord­nung von Ein­zel­tei­len eines Schrift­sat­zes ge­rech­net wer­den.

BGH: Ent­schei­dend ist al­lein der Emp­fang sämt­li­cher Fax­daten

Der BGH wi­der­sprach dem: Die Be­ru­fung sei recht­zei­tig und form­ge­recht be­grün­det wor­den nach §§ 520 Abs. 2 Satz 1, 520 Abs. 5 ZPO in Ver­bin­dung mit § 130 Nr. 6 ZPO. Für den recht­zei­ti­gen Ein­gang eines per Te­le­fax über­mit­tel­ten Schrift­sat­zes komme es al­lein dar­auf an, ob die ge­sen­de­ten Si­gna­le noch vor Ab­lauf des letz­ten Tages der Frist vom Emp­fangs­ge­rät des Ge­richts voll­stän­dig emp­fan­gen (ge­spei­chert) wur­den, wäh­rend der Zeit­punkt des Aus­drucks un­er­heb­lich sei. Sämt­li­che Sei­ten der Be­ru­fungs­be­grün­dung, ein­schlie­ß­lich der un­ter­schrie­be­nen Seite 11, seien frist­ge­recht von dem Fax­ge­rät des LG emp­fan­gen wor­den, und damit recht­zei­tig ein­ge­gan­gen. 

Ver­sen­dung in zwei Tei­len darf für das Ge­richt kein Pro­blem sein

Der XI. Zi­vil­se­nat sah auch die Ver­sen­dung in zwei Tran­chen als un­pro­ble­ma­tisch an: In dem kur­zen Zeit­fens­ter habe auf­fal­len müs­sen, dass die fort­lau­fend num­me­rier­ten Sei­ten, deren Kopf zudem Kanz­lei­na­men und Ab­sen­der­num­mer ent­hal­ten hät­ten, zu­sam­men­ge­hör­ten.

BGH, Beschluss vom 12.01.2021 - XI ZB 25/19

Redaktion beck-aktuell, 4. Februar 2021.

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