Un­zu­läs­si­ge Mel­dung an Schu­fa: 500 Euro Ent­schä­di­gung wegen Da­ten­schutz­ver­sto­ßes

Nach einem Streit um den Wi­der­ruf eines Mo­bil­funk­ver­trags mel­de­te das Un­ter­neh­men die Kun­din bei der Schu­fa wegen un­be­zahl­ter Rech­nun­gen. Den Ein­trag ließ es zwar schnell wie­der lö­schen, was aber ver­zö­gert um­ge­setzt wurde. Wie schon zuvor das OLG Ko­blenz sprach ihr der BGH nun 500 Euro als im­ma­te­ri­el­len Scha­dens­er­satz zu.

Eine Frau wi­der­rief einen Mo­bil­funk­ver­trag, den sie ur­sprüng­lich um wei­te­re 24 Mo­na­te zu einem güns­ti­ge­ren Tarif ver­län­gert hatte. Das hielt das Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­un­ter­neh­men für un­wirk­sam und schick­te ihr wei­ter­hin Rech­nun­gen, die sie je­doch nicht be­glich. Nach gut einem drei­vier­tel Jahr ver­an­lass­te der Han­dy­an­bie­ter, ob­wohl die For­de­run­gen noch strei­tig waren, einen Schu­fa-Ein­trag zu­las­ten der Kun­din und zog wegen an­geb­lich of­fe­ner Rech­nun­gen in Höhe von 542 Euro vor Ge­richt. Nach neun Mo­na­ten gab er zwar eine Lö­schung des Ein­trags in Auf­trag, weil seine For­de­run­gen noch um­strit­ten waren. Aus un­ge­klär­ten Grün­den war der Ver­merk al­ler­dings erst frü­hes­tens rund zwei Jahre spä­ter voll­stän­dig ge­löscht, wor­auf­hin die Kun­din unter an­de­rem im­ma­te­ri­el­len Scha­dens­er­satz nach Art. 82 Abs. 1 DS-GVO in Höhe von 6.000 Euro ver­lang­te.

Wäh­rend die Frau beim LG Ko­blenz noch völ­lig leer aus­ging, wo sie sogar zur Zah­lung der Handy-Rech­nun­gen ver­gat­tert wurde, hielt das dor­ti­ge OLG einen Be­trag in Höhe 500 Euro für "an­ge­mes­sen und aus­rei­chend“. Eine Mel­dung der per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten an die Schu­fa hätte nicht er­fol­gen dür­fen, da die For­de­run­gen strei­tig und noch nicht ti­tu­liert ge­we­sen seien. Der Ein­trag be­ein­träch­ti­ge zudem die Kre­dit­wür­dig­keit der Frau er­heb­lich, weil sie  als zah­lungs­un­fä­hig oder je­den­falls zah­lungs­un­wil­lig "stig­ma­ti­siert" wor­den sei. Auch habe sich da­durch eine Kre­dit­ver­ga­be bei ihrer Haus­bank ver­zö­gert. Da sie aber wei­ter­hin 6.000 Euro ver­lang­te, ging sie in Re­vi­si­on – ohne Er­folg.

Der VI. Zi­vil­se­nat des BGH pflich­te­te dem OLG zwar im Er­geb­nis bei (Ur­teil vom 28.01.2025 – VI ZR 183/22). Er be­män­gel­te aber zu­gleich die Ar­gu­men­ta­ti­on bei der Be­mes­sung des im­ma­te­ri­el­len Scha­dens­er­sat­zes nach Art. 82 Abs. 1 DS-GVO durch den Ko­blen­zer Senat. Die­ser hätte aus­schlie­ß­lich eine "Aus­gleichs­funk­ti­on" des Scha­dens­er­sat­zes be­rück­sich­ti­gen dür­fen, kei­nes­falls aber – wie ge­sche­hen – eine "Ab­schre­ckungs- oder gar Straf­funk­ti­on". Die­ser Rechts­feh­ler habe sich je­doch nicht zum Nach­teil der Frau aus­ge­wirkt, denn sonst wäre der Scha­dens­er­satz sogar nied­ri­ger aus­ge­fal­len. Zur Be­grün­dung stütz­ten sich die Bun­des­rich­ter und -rich­te­rin­nen aus­führ­lich auf die Recht­spre­chung des EuGH zum Zweck eines im­ma­te­ri­el­len Scha­dens­er­sat­zes bei Ver­lust der per­sön­li­chen Kon­trol­le über pri­va­te Daten. Dem­nach komme es auch weder auf die Schwe­re eines Ver­sto­ßes noch auf das Vor­lie­gen einer schuld­haf­ten Hand­lung an.

Die Karls­ru­her Rich­te­rin­nen und Rich­ter fan­den daher den vom OLG zu­er­kann­ten Be­trag von 500 Euro aus­rei­chend. Bei des­sen Be­mes­sung habe es schlie­ß­lich neben dem Kreis der­je­ni­gen, die Zu­griff auf die Daten bei der Aus­kunf­tei hat­ten, auch die Dauer des Ein­trags und des­sen Fol­gen für die Kun­din in den Blick ge­nom­men. Einen ma­te­ri­el­len Scha­den hatte die be­trof­fe­ne Ver­brau­che­rin üb­ri­gens gar nicht erst gel­tend ge­macht.

BGH, Urteil vom 28.01.2025 - VI ZR 183/22

Redaktion beck-aktuell, ns/jja, 21. Februar 2025.

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