Ge­win­ne aus Ver­äu­ße­rung von "Gold Bul­li­on Se­cu­ri­ties" nicht steu­er­bar

Bei der Ver­äu­ße­rung an der Börse ge­han­del­ter In­ha­ber­schuld­ver­schrei­bun­gen, die einen An­spruch gegen die Emit­ten­tin auf Lie­fe­rung phy­si­schen Gol­des ver­brie­fen und den ak­tu­el­len Gold­preis ab­bil­den (hier: "Gold Bul­li­on Se­cu­ri­ties" In­ha­ber­schuld­ver­schrei­bun­gen), han­delt es sich nicht um die steu­er­pflich­ti­ge Ver­äu­ße­rung einer Ka­pi­tal­for­de­rung. Dies hat der Bun­des­fi­nanz­hof ent­schie­den. Er setzt damit seine bis­he­ri­ge Recht­spre­chung fort.

Fi­nanz­amt be­steu­ert Ge­winn aus Ver­äu­ße­rung von "Gold Bul­li­on Se­cu­ri­ties"

Der Klä­ger des Re­vi­si­ons­ver­fah­rens ver­äu­ßer­te seine "Gold Bul­li­on Se­cu­ri­ties" In­ha­ber­schuld­ver­schrei­bun­gen über ein Jahr nach der An­schaf­fung mit Ge­winn. Bei den "Gold Bul­li­on Se­cu­ri­ties" han­del­te es sich um durch phy­si­sches Gold be­si­cher­te, un­be­fris­te­te Schuld­ver­schrei­bun­gen ohne Ver­zin­sung und ohne End­fäl­lig­keit. Dabei ver­brief­te jede ein­zel­ne "Gold Bul­li­on Se­cu­ri­ty" Schuld­ver­schrei­bung einen ef­fek­ti­ven An­spruch auf Gold. Das den Wert­pa­pie­ren zu­ge­wie­se­ne phy­si­sche Gold wurde als iden­ti­fi­zier­ba­re Gold­bar­ren hin­ter­legt. Der In­ha­ber der Schuld­ver­schrei­bung hatte das Recht, nach einer je­der­zei­tig mög­li­chen Kün­di­gung die Aus­lie­fe­rung des Gol­des zu ver­lan­gen. Al­ter­na­tiv hatte er die Mög­lich­keit, das Gold von der Emit­ten­tin ver­äu­ßern und sich den dabei er­ziel­ten Ver­äu­ße­rungs­er­lös aus­zah­len zu las­sen. Das Fi­nanz­amt be­steu­er­te den er­ziel­ten Ge­winn als Ein­künf­te aus Ka­pi­tal­ver­mö­gen.

BFH: Schuld­ver­schrei­bun­gen sind keine "sons­ti­gen Ka­pi­tal­for­de­run­gen"

Das Fi­nanz­ge­richt gab der hier­ge­gen er­ho­be­nen Klage statt und sah den Ge­winn als nicht steu­er­bar an (DStRE 2018, 585). Der BFH hat die Re­vi­si­on des Fi­nanz­am­tes als un­be­grün­det zu­rück­ge­wie­sen. Sei­ner An­sicht nach führ­te der vom Klä­ger aus der Ver­äu­ße­rung der "Gold Bul­li­on Se­cu­ri­ties" In­ha­ber­schuld­ver­schrei­bun­gen er­ziel­te Ge­winn nicht zu steu­er­ba­ren Ein­künf­ten aus Ka­pi­tal­ver­mö­gen im Sinne des § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 7 EStG. Denn die Schuld­ver­schrei­bun­gen seien nicht als sons­ti­ge Ka­pi­tal­for­de­run­gen im Sinn des § 20 Abs. 1 Nr. 7 EStG zu qua­li­fi­zie­ren.

Ka­pi­tal­for­de­run­gen er­fas­sen keine An­sprü­che auf Sach­leis­tung

Unter den Be­griff der Ka­pi­tal­for­de­run­gen fie­len keine An­sprü­che auf Sach­leis­tung, er­läu­tert der BFH. Da­nach seien die "Gold Bul­li­on Se­cu­ri­ties" keine sons­ti­gen Ka­pi­tal­for­de­run­gen, da sie kei­nen An­spruch auf Geld, son­dern auf eine Sach­leis­tung in Form des hin­ter­leg­ten Gol­des ver­kör­per­ten. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Fi­nanz­ver­wal­tung gelte dies auch dann, wenn nach den Emis­si­ons­be­din­gun­gen statt der Lie­fe­rung des ver­brief­ten Gol­des die Aus­zah­lung des Er­lö­ses aus dem Ver­kauf des hin­ter­leg­ten Gol­des ver­langt wer­den kann. Grund hier­für sei, dass auch in die­sem Fall pri­mär eine Sach­leis­tung ge­schul­det wird, so­dass der Ge­winn nur zu ver­steu­ern ist, wenn zwi­schen An­schaf­fung und Ver­äu­ße­rung der Schuld­ver­schrei­bung die Jah­res­frist nach §§ 22 Nr. 2, 23 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 EStG über­schrit­ten wird.

BFH, Urteil vom 16.06.2020 - VIII R 7/17

Redaktion beck-aktuell, 15. Oktober 2020.

Mehr zum Thema