BFH befragt EuGH zu Umsatzsteuerpflicht bei Subventionen

Der Gerichtshof der Europäischen Union soll klären, ob Subventionen der Europäischen Union mit Umsatzsteuer belastet werden dürfen. Dies ergibt sich aus zwei Vorlagebeschlüssen des Bundesfinanzhofs vom 13.06.2018. Die Verfahren betreffen eine finanzielle Beihilfe im Rahmen der Gemeinsamen Marktorganisation für Obst und Gemüse (Az.: XI R 5/17 und XI R 6/17).

Erzeugerorganisationen für Obst und Gemüse gefördert

In den Streitfällen förderte die EU im Rahmen so genannter Operationeller Programme (unter anderem beispielsweise zur Sicherstellung einer nachfragegerechten Erzeugung, zur Senkung von Produktionskosten oder zur Förderung umweltgerechter Wirtschaftsweisen) Investitionen in Einzelbetrieben von Mitgliedern der Klägerinnen, beide Erzeugerorganisationen für Obst und Gemüse. Es handelte sich um eine finanzielle Beihilfe im Sinne des Art. 15 VO (EG) Nr. 2200/96 des Rates vom 28.10.1996 über die gemeinsame Marktorganisation für Obst und Gemüse.

FG: Voller Einkaufspreis der Erzeugerorganisation als Bemessungsgrundlage

Plante ein Erzeuger, der Mitglied einer Erzeugerorganisation war, den Erwerb eines förderfähigen Investitionsguts, bestellte es die Erzeugerorganisation und übertrug dem Erzeuger daran zunächst nur das hälftige Miteigentum. Erst nach Ablauf der Zweckbindungsfrist (von fünf oder zwölf Jahren) wurde der Erzeuger Alleineigentümer. Die Erzeugerorganisation stellte dem Erzeuger für das Investitionsgut lediglich 50% ihrer Nettoanschaffungskosten zuzüglich Umsatzsteuer in Rechnung. Die restlichen 50% wurden von einem Betriebsfonds gezahlt, der je zur Hälfte aus Beiträgen der in der Erzeugerorganisation zusammengeschlossenen Erzeuger und der finanziellen Beihilfe gespeist wurde. Der Erzeuger verpflichtete sich daneben, die Erzeugerorganisation während der Zweckbindungsfrist mit Obst und Gemüse zu beliefern. Das Finanzamt und das Finanzgericht gingen mit unterschiedlicher Begründung davon aus, dass der volle Einkaufspreis der Erzeugerorganisation Bemessungsgrundlage der Umsatzsteuer sei.

BFH sieht Belastung der Beihilfe mit Umsatzsteuer kritisch

Diese Auffassung hat der BFH in seinem Vorlagebeschluss geteilt und außerdem die Ansicht vertreten, die Lieferverpflichtung der Erzeuger könne in die Bemessungsgrundlage einzubeziehen sein. Er hält es allerdings unionsrechtlich für zweifelshaft, ob all dies dazu führen dürfe, dass im Ergebnis die finanzielle Beihilfe der EU die Bemessungsgrundlage der Umsatzsteuer erhöht und daher mit Umsatzsteuer belastet wird.

BFH, Beschluss vom 13.06.2018 - XI R 5/17

Redaktion beck-aktuell, 12. September 2018.