Be­such beim BGH: Gauck be­tont den Wert un­ab­hän­gi­ger Jus­tiz

Bun­des­prä­si­dent Joa­chim Gauck hat am 06.12.2016 den Bun­des­ge­richts­hof in Karls­ru­he be­sucht. Ge­gen­stand der Fach­ge­sprä­che vor Ort war ins­be­son­de­re die ak­tu­el­le Si­tua­ti­on der Zivil- und Straf­se­na­te beim Bun­des­ge­richts­hof. Dabei wur­den unter an­de­rem die seit 2012 ekla­tant ge­stie­ge­ne Zahl der Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­den in Zi­vil­ver­fah­ren und die er­heb­li­che Zu­nah­me der Be­las­tung der Er­mitt­lungs­rich­te­rin­nen und Er­mitt­lungs­rich­ter sowie der Straf­se­na­te des Bun­des­ge­richts­hofs durch Er­mitt­lungs- und Straf­ver­fah­ren im Zu­sam­men­hang mit dem is­la­mis­ti­schen Ter­ro­ris­mus er­ör­tert.

Gauck: Recht­li­ches Gehör ist ein hohes Gut

Bun­des­prä­si­dent Joa­chim Gauck un­ter­strich die Be­deu­tung, die rechts­staat­li­chen Struk­tu­ren und un­ab­hän­gi­gen Ge­rich­ten zu­kom­me, und er­in­ner­te in die­sem Zu­sam­men­hang an seine per­sön­li­chen Er­fah­run­gen in der DDR: "Ich habe im All­tag, wie die über­wie­gen­de Zahl der Be­woh­ner der DDR, selbst er­fah­ren, was es heißt, wenn der Staat mit un­ter­schied­li­cher Elle misst und für die Bür­ger nicht die glei­chen Re­geln und Nor­men gel­ten wie für die Herr­schen­den." Recht­li­ches Gehör sei ein hohes Gut. "Die Men­schen der ehe­ma­li­gen DDR haben es sich in der Fried­li­chen Re­vo­lu­ti­on hart er­kämpft. Auch des­we­gen sind mir die un­ab­hän­gi­gen Ge­rich­te und die Men­schen, die hier ar­bei­ten, be­son­ders wich­tig. Ich bin dank­bar für Ihre Lei­den­schaft, Ihr En­ga­ge­ment und Ein­füh­lungs­ver­mö­gen - Sie er­fül­len diese Auf­ga­ben für die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger", sagte Bun­des­prä­si­dent Joa­chim Gauck.

Bun­des­prä­si­dent be­tont den Wert einer un­ab­hän­gi­gen Jus­tiz

Al­ler­dings wür­den die jüngs­ten Ge­scheh­nis­se in man­chen Län­dern Eu­ro­pas und in der Tür­kei die Frage na­he­le­gen, ob schon ver­ges­sen wor­den sei, wie es etwa in Mit­tel­ost­eu­ro­pa bis 1989 um die Kon­trol­le der Macht durch das Recht und Ge­rich­te be­stellt war. "Die Er­run­gen­schaf­ten einer un­ab­hän­gi­gen Jus­tiz, die al­lein dem Recht ver­pflich­tet ist und kei­ner Staats­füh­rung, auch kei­ner Ideo­lo­gie oder Idee, wer­den heute nicht über­all als un­ver­zicht­bar an­ge­se­hen. Damit wird der Rechts­staat in Frage ge­stellt, ein Grund­wert un­se­rer west­li­chen Zi­vi­li­sa­ti­on, eine un­ver­zicht­ba­re kul­tu­rel­le Er­run­gen­schaft. De­mo­kra­tie und Rechts­staat­lich­keit sind ohne un­ab­hän­gi­ge Jus­tiz nicht vor­stell­bar", be­ton­te das Staats­ober­haupt. Die Prä­si­den­tin des Bun­des­ge­richts­hofs Bet­ti­na Lim­perg be­ton­te die Not­wen­dig­keit, durch eine ver­stärk­te Pres­se- und Öf­fent­lich­keits­ar­beit die Ar­beit des Bun­des­ge­richts­hofs und die Be­deu­tung der Recht­spre­chung den Men­schen näher zu brin­gen.

Redaktion beck-aktuell, 6. Dezember 2016.

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