Mann muss Be­stat­tung sei­nes un­be­kann­ten Halb­bru­ders be­zah­len

Ein Mann muss die Kos­ten für die Be­stat­tung sei­nes Halb­bru­ders tra­gen, ob­wohl er erst nach dem To­des­fall durch das Ord­nungs­amt von des­sen Exis­tenz er­fah­ren hat. Ein be­son­de­rer Här­te­fall liegt laut Ver­wal­tungs­ge­richt Mainz nicht vor. Die ge­setz­li­che Pflich­ten­stel­lung setze kein fa­mi­liä­res Nä­he­ver­hält­nis vor­aus.

Der Klä­ger war von der be­klag­ten Ord­nungs­be­hör­de als nächs­ter Ver­wand­ter zur Be­stat­tung sei­nes ver­stor­be­nen, als Ju­gend­li­cher von einem an­de­ren El­tern­paar ad­op­tier­ten Halb­bru­ders auf­ge­for­dert wor­den. Der Klä­ger wei­ger­te sich zu zah­len, wor­auf­hin die Be­hör­de ihn und seine Schwes­ter je­weils an­tei­lig zu den Kos­ten her­an­zog, die der Be­hör­de bei der Vor­nah­me der Ein­äsche­rung und Ur­nen­bei­set­zung im Wege der Er­satz­vor­nah­me ent­stan­den waren.

Der Klä­ger erhob gegen die bei­den Be­schei­de Wi­der­spruch. Er habe erst durch die Ord­nungs­be­hör­de von der Exis­tenz eines äl­te­ren Halb­bru­ders er­fah­ren. Die ge­mein­sa­me leib­li­che Mut­ter habe nie­mals von ihm er­zählt. Es sei un­bil­lig, so plötz­lich mit der Durch­füh­rung der Be­stat­tung einer frem­den Per­son und der damit ver­bun­de­nen Kos­ten be­las­tet zu wer­den. Zudem mach­te er gel­tend, dass er in der Zwi­schen­zeit die Erb­schaft nach dem Halb­bru­der aus­ge­schla­gen habe und zudem nicht in An­spruch ge­nom­men wer­den könne, weil das rhein­land-pfäl­zi­sche Be­stat­tungs­recht nicht für ihn als in Hes­sen le­ben­dem Bür­ger gelte.

Ge­richt: Halb­ge­schwis­ter ste­hen Ver­stor­be­nem näher als die All­ge­mein­heit

So­wohl die Wi­der­sprü­che als auch die er­ho­be­ne Klage blie­ben ohne Er­folg. Der Klä­ger hatte zur Be­stat­tung sei­nes Halb­bru­ders und der damit ver­bun­de­nen Kos­ten her­an­ge­zo­gen wer­den dür­fen, be­fand das Ge­richt. Könne – wie hier – ein Erbe nicht recht­zei­tig er­mit­telt oder in An­spruch ge­nom­men wer­den, seien gemäß dem rhein­land-pfäl­zi­schen Be­stat­tungs­ge­setz Ver­wand­te nach ab­ge­stuf­tem Grad der ver­wandt­schaft­li­chen Be­zie­hung für die Be­stat­tung des Ver­stor­be­nen in einem ge­setz­lich vor­ge­ge­be­nen kur­zen Zeit­rah­men ver­ant­wort­lich. Kämen sie die­ser Ver­pflich­tung nicht nach, könne die Ord­nungs­be­hör­de aus Ge­fah­ren­ab­wehr­grün­den die Be­stat­tung vor­neh­men und die Kos­ten dem ver­pflich­te­ten Ver­wand­ten auf­er­le­gen, so das Ver­wal­tungs­ge­richt wei­ter.

Das Ge­richt schloss auch einen be­son­de­ren Här­te­fall, der aus­nahms­wei­se die Be­stat­tungs­pflicht des Klä­gers ent­fal­len las­sen könn­te, aus. So stel­le ein feh­len­des fa­mi­liä­res Nä­he­ver­hält­nis zwi­schen dem Ver­stor­be­nen und dem Be­stat­tungs­pflich­ti­gen die Zu­mut­bar­keit der Be­stat­tung re­gel­mä­ßig nicht in Frage. Die ge­setz­li­che Pflich­ten­stel­lung knüp­fe näm­lich le­dig­lich an das ob­jek­tiv be­stehen­de nahe Ver­wandt­schafts­ver­hält­nis an; da­durch stün­den die Be­stat­tungs­pflich­ti­gen dem Ver­stor­be­nen näher als die All­ge­mein­heit, die an­sons­ten für die Be­stat­tungs­kos­ten ein­zu­ste­hen hätte.

Die Er­b­aus­schla­gung be­rüh­re auch nicht die ge­setz­li­che öf­fent­lich-recht­li­che Be­stat­tungs­pflicht, so das VG. Diese könne auch einen au­ßer­halb von Rhein­land-Pfalz le­ben­den Ver­wand­ten tref­fen, weil der die Wir­kun­gen des rhein­land-pfäl­zi­schen Be­stat­tungs­ge­set­zes aus­lö­sen­de Tod des Halb­bru­ders in Rhein­land-Pfalz ein­ge­tre­ten sei.

VG Mainz, Urteil vom 19.07.2023 - 3 K 425/22

Redaktion beck-aktuell, Gitta Kharraz, 27. Juli 2023.

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