Kavala (65) sitzt bereits seit 2017 im Gefängnis. Seine jetzt bestätigte Verurteilung war 2022 ergangen. Im Juli 2022 hatte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) die Türkei zu einer Geldstrafe verurteilt, weil sie ein Urteil des EGMR aus dem Jahr 2019 zur sofortigen Freilassung Kavalas missachtet habe.
Für vier weitere Verdächtige, darunter den Anwalt Can Atalay, bestätigte das Oberste Berufungsgericht gesondert 18 Jahre Haft wegen Beihilfe, hieß es weiter. Atalay, der im Mai zum Abgeordneten gewählt worden war, konnte das Gefängnis nicht verlassen, um seinen Eid im Parlament abzulegen. Gleichzeitig ließ das Gericht die Anklage gegen drei weitere Personen fallen, von denen zwei bereits in Haft saßen. Es werde erwartet, dass sie freigelassen werden, schrieb Anadolu.
Das Urteil gegen Kavala hatte international scharfe Kritik hervorgerufen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte es als "verheerendes Signal für die türkische Zivilgesellschaft" bezeichnet. Kavala stammt aus einer Unternehmerfamilie und förderte zahlreiche zivilgesellschaftliche Projekte in der Türkei. Er ist Gründer der Organisation Anadolu Kültür. Die Entscheidung vom Donnerstag sei "ein ungeheuerlicher Missbrauch des Justizsystems", schrieb Emma Sinclair-Webb, stellvertretende Direktorin von Human Rights Watch Europa und Zentralasien, auf der Plattform X (früher Twitter).