Großbritanniens Regierung prüfte Eingriff in Selbstverwaltung
Die Regierung sei "ernsthaft enttäuscht" gewesen von der Entscheidung Bermudas, sagte Staatssekretär Harriet Baldwin, der Johnson bei der Debatte vertrat. Der Außenminister habe die Auswirkungen "extrem sorgfältig" berücksichtigt, sei aber zu dem Schluss gekommen, dass ein Eingriff in die Selbstverwaltung des Überseegebiets nicht gerechtfertigt sei.
Erste Region, die Eherecht wieder entzieht
Bermuda rudert als wohl erste Region der Welt bei der Ehe für alle wieder zurück. Gouverneur John Rankin unterzeichnete ein Gesetz, das die Ehe für alle durch eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft ersetzt. Im Mai 2017 hatte der Oberste Gerichtshof noch den Weg für die gleichgeschlechtliche Ehe auf der Inselgruppe im Atlantik freigemacht. In der konservativen Region war die Ehe für alle stets umstritten. Bei einer Volksabstimmung im Juni 2016 sprachen sich mehr als zwei Drittel gegen die gleichgeschlechtliche Ehe aus. Allerdings nahm noch nicht einmal die Hälfte der Wähler an dem Referendum teil.
Erbrecht und Rentenansprüche, aber keine Ehe mehr
"Mit dem neuen Gesetz wollen wir einen fairen Ausgleich zwischen zwei unversöhnlichen Gruppen in Bermuda schaffen. Wir stellen fest, dass die Ehe nur zwischen Mann und Frau geschlossen werden kann und schützen gleichzeitig die Rechte gleichgeschlechtlicher Paare", sagte Bermudas Innenminister Walton Brown. Künftig dürfen gleichgeschlechtliche Partner beispielsweise im Todesfall erben, sie haben ein Recht auf die Rentenansprüche und können medizinische Entscheidungen für den Partner treffen. Die bereits geschlossenen gleichgeschlechtlichen Ehen behalten Gültigkeit.
Kritik von Menschenrechtlern
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Campaign (HRC) kritisierte das neue Gesetz. "Es ist eine Schande, dass Gouverneur Rankin und das Parlament Bermuda zum ersten Territorium der Welt machen, das die Ehe für alle wieder zurücknimmt", sagte HRC-Direktor Ty Cobb. "Die Entscheidung nimmt liebenden gleichgeschlechtlichen Paaren das Recht, zu heiraten, und setzt Bermudas internationale Reputation aufs Spiel."