"Bekenne mich schuldig": Bewährung für Ex-Formel-1-Boss Ecclestone

Mit einer gewaltigen Steuernachzahlung von umgerechnet rund 756 Millionen Euro hat der frühere Formel-1-Chef Bernie Ecclestone eine Haftstrafe wegen Betrugs vermieden. Der Southwark Crown Court verurteilte ihn am Donnerstag zu 17 Monaten Haft – ausgesetzt auf zwei Jahre zur Bewährung.

Plötzliches Schuldeingeständnis lässt Deal vermuten

Der 92-Jährige räumte in der Verhandlung in London die Vorwürfe gegen sich ein: "Ich bekenne mich schuldig". Nach Ansicht der britischen Anklagebehörde hat der einst einflussreichste Mann des Motorsports Auslandsvermögen in Höhe von mehr als 400 Millionen Pfund bei der Steuer falsch angegeben. Das US-Magazin "Forbes" schätzt das Vermögen von Ecclestone und seiner Familie auf rund 2,9 Milliarden US-Dollar (2,73 Milliarden Euro). 

Zuvor hatte Ecclestone die Anschuldigungen stets zurückgewiesen. Nun sieht alles nach einem Deal mit der Justiz aus. Wenige Wochen vor dem Start des Betrugsprozesses – und Ecclestones 93. Geburtstag – präsentierte Staatsanwalt Richard Wright vor Gericht alle Bestandteile der offenkundigen Absprache.

Ecclestone räume ein, dass seine früheren Antworten falsch waren, wie Wright sagte. "Er akzeptiert jetzt, dass in Bezug auf diese Angelegenheiten eine gewisse Steuer fällig ist." Verteidigerin Christine Montgomery betonte, ihr Mandant bedauere "zutiefst die Ereignisse, die zu diesem Strafprozess geführt haben". Die britische Finanz- und Steuerbehörde zeigte sich mit dem Ergebnis zufrieden. "Mehr als 340 Millionen Pfund dieser Summe sind eine Strafe, das ist ein sehr bedeutender Anteil", sagte Richard Las, Direktor des Betrugsdezernats des HMRC, der britischen Steuerbehörde. Theoretisch war eine Verurteilung von bis zu zehn Jahren Haft möglich.

Der Vorwurf ist schon mehrere Jahre alt. Am 07.07.2015 versäumte es Ecclestone laut Anklage, einen Trust in Singapur mit einem Bankkonto in Höhe von rund 650 Millionen US-Dollar zu deklarieren, was damals einem Wert von etwa 400 Millionen Pfund entsprach. Vielmehr hatte Ecclestone angegeben, Begünstigte des Trusts seien seine drei Töchter Deborah (68), Tamara (39) und Petra (34). Das sah HMRC anders.

Ecclestone immer wieder in Skandale verwickelt

Ecclestone prägte die Formel 1 seit der Übernahme der Werbe- und Fernsehrechte Ende der 1970er Jahre wie kein Zweiter. Der nur knapp 1,60 Meter große Brite machte die Serie als machtvoller Geschäftsführer zu einem weltumspannenden und milliardenschweren Unternehmen. Ecclestone erschloss immer wieder neue Märkte, er schreckte dabei vor politisch umstrittenen Ländern und Machthabern nicht zurück. Im Januar 2017 wurde Ecclestone von den neuen Formel-1-Besitzern Liberty Media als Geschäftsführer abgesetzt.

Mit seiner Meinung zu Diktaturen und anderen brisanten Aussagen sorgte der Brite immer wieder für Unverständnis und Skandale. Noch Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine nannte er Russlands Präsident Wladimir Putin "eine erstklassige Persönlichkeit". "Ich würde noch immer für ihn durchs Feuer gehen", sagte Ecclestone im Juni 2022 dem britischen Sender ITV.

Redaktion beck-aktuell, Benedikt von Imhoff, 12. Oktober 2023 (dpa).

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