BAG zum Rechts­weg bei Streit um Aus­bil­dungs­kos­ten­um­la­ge im Bau­ge­wer­be

Für einen Rechts­streit um die Zah­lung einer Aus­bil­dungs­kos­ten­um­la­ge im Bau­ge­wer­be sind die or­dent­li­che Ge­rich­te und nicht die Ar­beits­ge­rich­te zu­stän­dig, wenn der be­klag­te Be­trieb keine Ar­beit­neh­mer be­schäf­tigt. Dies hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt mit Be­schluss vom 01.08.2017 ent­schie­den (Az.: 9 AZB 45/17).

Be­trieb ohne Ar­beit­neh­mer soll Aus­bil­dungs­kos­ten­um­la­ge zah­len

Gemäß § 17 des Ta­rif­ver­trags über das So­zi­al­kas­sen­ver­fah­ren im Bau­ge­wer­be (VTV) vom 03.05.2013 in der Fas­sung vom 10.12.2014 haben "Be­trie­be", auch wenn sie keine ge­werb­li­chen Ar­beit­neh­mer be­schäf­ti­gen, zur Auf­brin­gung der ta­rif­li­chen Leis­tun­gen im Be­rufs­bil­dungs­ver­fah­ren einen jähr­li­chen Bei­trag (Aus­bil­dungs­kos­ten­um­la­ge) von min­des­tens 900 Euro zu zah­len. Der Klä­ger ist die Ur­laubs- und Lohn­aus­gleichs­kas­se der Bau­wirt­schaft, eine ge­mein­sa­me Ein­rich­tung der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en. Er ver­langt vom Be­klag­ten für die Mo­na­te April bis Sep­tem­ber 2015 die Zah­lung der Aus­bil­dungs­kos­ten­um­la­ge in Höhe von 450 Euro, da der Be­klag­te, ohne Ar­beit­neh­mer zu be­schäf­ti­gen, einen Plat­ten-, Flie­sen- und Mo­saik­ver­le­ge­be­trieb un­ter­hal­te.

Vor­in­stan­zen: Ar­beits­ge­rich­te zu­stän­dig

Die Vor­in­stan­zen er­klär­ten den Rechts­weg zu den Ge­rich­ten für Ar­beits­sa­chen für zu­läs­sig. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt nahm an, dies folge aus § 2 Abs. 1 Nr. 6 ArbGG. Zwar be­schäf­ti­ge der Be­klag­te keine Ar­beit­neh­mer. Er werde aber wie ein Ar­beit­ge­ber in An­spruch ge­nom­men.

BAG: Or­dent­li­che Ge­rich­te zu­stän­dig - Be­klag­ter kein Ar­beit­ge­ber

Das BAG hat den Rechts­streit auf die Rechts­be­schwer­de des Be­klag­ten an das ört­lich zu­stän­di­ge Amts­ge­richt ver­wie­sen. Der Rechts­weg zu den Ge­rich­ten für Ar­beits­sa­chen sei nicht nach § 2 Abs. 1 Nr. 6 ArbGG ge­ge­ben. Dies setze einen Rechts­streit zwi­schen einer ge­mein­sa­men Ein­rich­tung und einem Ar­beit­ge­ber vor­aus. Daran fehle es hier, da der Be­klag­te keine Ar­beit­neh­mer be­schäf­ti­ge. Ar­beit­ge­ber im Sinne des ArbGG sei re­gel­mä­ßig nur der­je­ni­ge, der min­des­tens einen Ar­beit­neh­mer oder eine ar­beit­neh­mer­ähn­li­che Per­son im Sinne von § 5 ArbGG be­schäf­ti­ge. Nach § 13 GVG sei des­halb der Rechts­weg zu den or­dent­li­chen Ge­rich­ten ge­ge­ben, so das BAG.

BAG, Beschluss vom 01.08.2017 - 9 AZB 45/17

Redaktion beck-aktuell, 23. August 2017.

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