Ge­setz­li­cher Zins­satz bei Über­gang von Be­triebs­ren­ten­an­sprü­chen auf PSV

Bei der nach § 46 Satz 2 InsO in Ver­bin­dung mit § 45 Satz 1 InsO vor­zu­neh­men­den Schät­zung des Vor­teils, der durch die Vor­fäl­lig­keit der auf den Trä­ger der ge­setz­li­chen In­sol­venz­si­che­rung nach § 9 Abs. 2 Be­trAVG, den Pen­si­ons-Si­che­rung-Ver­ein, über­ge­gan­ge­nen Be­triebs­ren­ten­an­sprü­che auf­grund der Ka­pi­ta­li­sie­rung der An­sprü­che ent­steht, ist der ge­setz­li­che Zins­satz nach § 41 Abs. 2 InsO an­zu­wen­den. Dies hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt in einem Rechts­streit zwi­schen dem PSV und einem In­sol­venz­ver­wal­ter ent­schie­den.

PSV setzt Ab­zin­sungs­zins­satz von 3,75 % an

Der Klä­ger ist der PSV. Der Be­klag­te ist der ge­richt­lich be­stell­te In­sol­venz­ver­wal­ter in dem am 01.10.2017 er­öff­ne­ten In­sol­venz­ver­fah­ren über das Ver­mö­gen der ehe­ma­li­gen Ar­beit­ge­be­rin. Diese hatte ihren Ar­beit­neh­mern Leis­tun­gen der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung zu­ge­sagt und ge­währt. Im In­sol­venz­ver­fah­ren mel­de­te der PSV gemäß § 9 Abs. 2 Satz 1 Be­trAVG auf ihn über­ge­gan­ge­ne künf­ti­ge Ren­ten­an­sprü­che aus die­sen Zu­sa­gen um­ge­rech­net auf einen Ein­mal­be­trag zur In­sol­venz­ta­bel­le an. Den ma­ß­geb­li­chen Be­trag hat der PSV unter Zu­grun­de­le­gung eines Ab­zin­sungs­zins­sat­zes von 3,75% er­mit­telt. Das ent­spricht dem bi­lanz­recht­lich für die Be­rech­nung von Pen­si­ons­rück­stel­lun­gen ma­ß­geb­li­chen Zins­satz für Ok­to­ber 2017 gemäß § 253 Abs. 2 Satz 2 HGB.

Streit um Höhe des Ab­zin­sungs­zins­sat­zes

Der In­sol­venz­ver­wal­ter hat die an­ge­mel­de­te For­de­rung nur zum Teil an­er­kannt und zur In­sol­venz­ta­bel­le fest­ge­stellt, sie im Üb­ri­gen be­strit­ten. Die Dif­fe­renz der be­strit­te­nen For­de­rung er­gibt sich dar­aus, dass der Be­klag­te den ge­setz­li­chen Zins­satz von 4% gemäß § 246 BGB als Ab­zin­sungs­zins­satz zu­grun­de ge­legt hat. Der PSV ver­langt ge­richt­lich die Fest­stel­lung wei­te­rer 3.833 Euro - die be­strit­te­ne Dif­fe­renz - zur In­sol­venz­ta­bel­le im In­sol­venz­ver­fah­ren der ehe­ma­li­gen Ar­beit­ge­be­rin.

In­sol­venz­ver­wal­ter vor BAG er­folg­reich

Wäh­rend der PSV in ers­ter und zwei­ter In­stanz ob­sieg­te, hatte der be­klag­te In­sol­venz­ver­wal­ter vor dem BAG Er­folg. Die­ses ent­schied, dass bei der nach § 46 Satz 2 InsO in Ver­bin­dung mit § 45 Satz 1 InsO vor­zu­neh­men­den Schät­zung des Vor­teils, der durch die Vor­fäl­lig­keit der auf den Trä­ger der ge­setz­li­chen In­sol­venz­si­che­rung nach § 9 Abs. 2 Be­trAVG, den PSV, über­ge­gan­ge­nen Be­triebs­ren­ten­an­sprü­che auf­grund der Ka­pi­ta­li­sie­rung der An­sprü­che ent­steht, der ge­setz­li­che Zins­satz nach § 41 Abs. 2 InsO an­zu­wen­den ist.

BAG be­stä­tigt Zins­satz von 4%

Zwar sei in § 46 Satz 2 InsO bei wie­der­keh­ren­den Leis­tun­gen von un­be­stimm­ter Dauer, aber be­stimm­tem Be­trag – wie mo­nat­li­chen Ren­ten­leis­tun­gen – auf § 45 Satz 1 InsO ver­wie­sen, der eine Schät­zung des Ein­mal­be­trags vor­sieht. In­so­weit ist laut BAG je­doch – nach ver­si­che­rungs­ma­the­ma­ti­schen Grund­sät­zen – nur die Dauer der Ren­ten­leis­tun­gen zu schät­zen; im Üb­ri­gen ver­blei­be es bei § 46 Satz 1 InsO. Das führe für die Frage der Ab­zin­sung zur An­wend­bar­keit des ge­setz­li­chen Zins­sat­zes nach § 246 BGB in Höhe von 4%.

BAG, Urteil vom 18.05.2021 - 3 AZR 317/20

Redaktion beck-aktuell, 19. Mai 2021.

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