BAG: Allgemeinverbindlicherklärung über Sozialkassenverfahren im Baugewerbe ist wirksam

Die Allgemeinverbindlicherklärung vom 04.05.2016 des Tarifvertrags über das Sozialkassenverfahren im Baugewerbe ist rechtswirksam. Dies hat das Bundesarbeitsgericht im Rahmen einer Rechtsbeschwerde entschieden. Die von § 5 TVG begründeten Voraussetzungen waren laut BAG erfüllt. Verfassungsrechtliche Bedenken gegen § 5 TVG n.F. bestünden nicht (Beschluss vom 20.11.2018, Az.: 10 ABR 12/18).

VTV regelt Sozialkassenverfahren im Baugewerbe

Auf Antrag der Tarifvertragsparteien des Baugewerbes hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) am 04.05.2016 nach § 5 TVG den Tarifvertrag über das Sozialkassenverfahren im Baugewerbe (VTV) vom 03.05.2013 in der Fassung vom 24.11.2015 mit bereits im Antrag enthaltenen Einschränkungen bezüglich des betrieblichen Geltungsbereichs ("Große Einschränkungsklausel“) für allgemeinverbindlich erklärt. Der für allgemeinverbindlich erklärte VTV regelt das Sozialkassenverfahren im Baugewerbe. Bei den Sozialkassen des Baugewerbes (SOKA-BAU) handelt es sich um gemeinsame Einrichtungen der Tarifvertragsparteien des Baugewerbes (Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt – IG BAU –, Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. – HDB – und Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V. – ZDB –).

Tarifverträge für alle Arbeitgeber verbindlich

Die Urlaubs- und Lohnausgleichskasse erbringt Leistungen im Urlaubs- und Berufsbildungsverfahren. Zur Finanzierung dieser Leistungen werden nach Maßgabe des VTV Beiträge von den Arbeitgebern erhoben. Durch die Allgemeinverbindlicherklärung gelten die Tarifverträge nicht nur für die tarifgebundenen Mitglieder der Tarifvertragsparteien, sondern auch für alle anderen Arbeitgeber der Branche. Sie sind verpflichtet, die tariflichen Arbeitsbedingungen einzuhalten und Beiträge an die Sozialkassen zu leisten. Sowohl die Arbeitgeber als auch die Arbeitnehmer erhalten Leistungen von den Sozialkassen.

Arbeitgeberin geht gegen Allgemeinverbindlichkeitserklärung vor

Bei der Antragstellerin handelt es sich um eine Arbeitgeberin, die nicht Mitglied einer tarifvertragsschließenden Arbeitgebervereinigung ist und deshalb nur auf der Grundlage der Allgemeinverbindlicherklärung zu Beitragszahlungen herangezogen wurde. Sie hat die Auffassung vertreten, die Allgemeinverbindlicherklärung sei unwirksam.

Keine Zweifel an Tariffähigkeit oder Tarifzuständigkeit

Die vom Landesarbeitsgericht zugelassene Rechtsbeschwerde hatte vor dem Zehnten Senat des BAG keinen Erfolg. Die angegriffene Allgemeinverbindlicherklärung des VTV vom 04.05.2016 sei wirksam, so das BAG. Die von § 5 TVG begründeten Voraussetzungen seien erfüllt gewesen. Verfassungsrechtliche Bedenken gegen § 5 TVG neuer Fassung sah der Senat nicht. Auch gab es keine vernünftigen Zweifel an der Tariffähigkeit oder der Tarifzuständigkeit der Tarifvertragsparteien des Baugewerbes. Das BMAS habe vielmehr annehmen dürfen, dass der Erlass der angegriffenen Allgemeinverbindlicherklärung im öffentlichen Interesse geboten erschien.

BAG, Beschluss vom 20.11.2018 - 10 ABR 12/18

Redaktion beck-aktuell, 21. November 2018.

Mehr zum Thema