Ausschnitte von Vernehmungen des mutmaßlichen Lübcke-Mörders online

Ausschnitte aus Vernehmungsvideos des mutmaßlichen Mörders von Kassels Regierungspräsident Walter Lübcke sind auf der Online-Plattform Youtube veröffentlicht worden. Der moderierte Beitrag stammt vom Reportageformat "STRG_F" von "funk.net", dem Online-Angebot für junge Menschen von ARD und ZDF. In dem gut 25 Minuten langen Video werden seit dem 28.07.2020 kommentiert Ausschnitte gezeigt, in denen der wegen Mordes angeklagte Stephan Ernst sein mittlerweile zurückgezogenes Geständnis ablegt und schildert, wie die Tat geschehen sein soll.

Material zugespielt worden

Auch Schlüsselausschnitte anderer polizeilicher Vernehmungsvideos, in denen Ernst von einem "Unfall" spricht, bei dem sich der tödliche Schuss versehentlich gelöst habe, sind darin zu sehen. Die Autoren geben in dem Bericht an, das Material sei ihnen zugespielt worden.

Mehrstündige Videos bereits in Hauptverhandlung gezeigt

Ernst muss sich seit Juni 2020 vor dem Oberlandesgericht Frankfurt am Main verantworten. In der Hauptverhandlung waren jeweils mehrstündige Videos von Vernehmungen Ernsts durch Beamte des hessischen Landeskriminalamts (LKA) gezeigt worden.

Veröffentlichung des Materials für laufenden Prozess irrelevant

Eine Gerichtssprecherin sagte am 29.07.2020, der Senat und die Verfahrensbeteiligten seien über das Video informiert. "Wir gehen angesichts der Qualität der Aufnahmen davon aus, dass es sich um keinen Mitschnitt handelt", sagte die Sprecherin zur Möglichkeit einer illegalen Aufnahme im Gerichtssaal. Rechtlich spiele die Veröffentlichung des Materials für den laufenden Prozess keine Rolle, da das Material bereits in die Hauptverhandlung eingebracht worden sei. Es sei nichts in die Öffentlichkeit gelangt, was nicht bereits Inhalt der öffentlichen Verhandlung gewesen sei.

Autoren sehen in Videos "Dokumente der Zeitgeschichte

Dieses Argument hatten auch die Autoren des Videoberichts angeführt. "Wir veröffentlichen die Vernehmungsvideos, denn es sind Dokumente der Zeitgeschichte", sagten sie in dem Bericht.

Redaktion beck-aktuell, 29. Juli 2020 (dpa).