Apps in Apple-Store dürfen externe Zahlungen anbieten

Für iPhone-Nutzer soll es nach einem US-Urteil einfacher werden, digitale Inhalte in Apps direkt bei den Entwicklern zu kaufen. Solche Käufe könnten günstiger ausfallen, da die App-Macher dann nicht die übliche Abgabe von 30% des Kaufpreises an Apple abtreten müssen. Der Spielentwickler Epic Games ("Fortnite") scheiterte in dem Prozess in Kalifornien jedoch mit seinem Ziel, die Öffnung des iPhones für andere App-Stores neben Apples hauseigener Plattform zu erzwingen. Apple sieht das Urteil als Erfolg, Epic will in Berufung gehen.

Installation anderer Zahlungsmöglichkeiten zulässig

Richterin Yvonne Gonzalez Rogers verfügte, dass Apple den Entwicklern nicht verbieten könne, in ihren Apps Schaltflächen oder Links einzubauen, die Kunden auf andere Zahlungsmöglichkeiten außerhalb des hauseigenen In-App-Kaufsystems verweisen. Die Anordnung soll in drei Monaten greifen. Dann wird sich auch zeigen, ob Entwickler versuchen werden, Buttons für den Kauf digitaler Artikel mit wenigen Klicks an Apple vorbei in ihren Apps unterzubringen – und wie weit der Konzern sie gehen lässt. Das Gericht behält sich vor, die Erfüllung der Anordnung zu überwachen. Apple könnte die Entscheidung Einiges kosten. Dem Urteil zufolge kommen 70% der gesamten App-Store-Erlöse von Spiele-Apps. Formell gesehen gilt die Entscheidung nur für US-Apps. 

Klage nach Entfernung von Fortnite aus App Store

Das Urteil besagt auch, dass Apple den Entwicklern nicht verbieten darf, mit Kunden über Kontaktinformationen zu kommunizieren, die die Entwickler bei der Anmeldung innerhalb der App erhalten haben. Epic hatte Apple im August 2020 verklagt, nachdem der iPhone-Hersteller "Fortnite" aus seinem App Store entfernt hatte. Die Spielefirma hatte heimlich Softwarecode in seine App eingebaut, dank dem Nutzer "Fortnite"-Artikel direkt bei Epic kaufen konnten, ohne dass Provisionen an Apple fällig wurden.

Epic zu Millionenschadenersatz verurteilt

Rogers kam zum Schluss, dass Apple im Recht war, Epic von der Plattform zu verbannen und verurteilte den Spielehersteller zur Zahlung von Schadenersatz an Apple von vier Millionen Dollar. Das ist Apples Anteil von 30% an den Einnahmen, die Epic mit dem Direktverkauf erzielte. Das Gericht widersprach zugleich der Auffassung von Epic, dass Apple ein kartellrechtlicher Monopolist auf dem Teilmarkt für mobile Spieltransaktionen sei. Rogers stellte jedoch fest, dass das Verhalten von Apple bei der Durchsetzung von bestimmten Beschränkungen wettbewerbswidrig sei.

Apple interpretiert Urteil als Erfolg - Epic kündigt Berufung an

Apple interpretierte das Urteil als Erfolg. "Wir sind sehr erfreut über die Entscheidung des Gerichts und betrachten dies als einen großen Sieg für Apple", sagte Chefjuristin Kate Adams am Freitagabend. Die Entscheidung bestätige, dass Apples Erfolg "nicht illegal" sei, betonte Adams in einem Gespräch mit Journalisten. Das Gericht habe bestätigt, dass Apple auf keinem relevanten Markt ein Monopolist sei und dass die Vereinbarungen mit App-Entwicklern nach dem Kartellrecht legal seien. Epic-Chef Tim Sweeney kommentierte das Apple-Statement auf Twitter: "Das heutige Urteil ist weder für Entwickler noch für Verbraucher ein Gewinn. Epic kämpft für einen fairen Wettbewerb zwischen In-App-Zahlungsmethoden und App Stores für eine Milliarde Verbraucher." Epic Games legte bereits Berufung gegen das Urteil ein. Die Begründung für den Widerspruch ging aus den am Sonntag veröffentlichten Prozessunterlagen zunächst nicht hervor. Ob auch Apple gegen das Urteil Rechtsmittel beim Berufungsgericht der Vereinigten Staaten in San Francisco einlegen wird, stand am Montag noch nicht fest. Apple hatte neun von zehn Klagepunkte abwehren können und sich außerdem mit der eigenen Gegenklage durchgesetzt.

Spielehersteller verklagte auch Google

Das Unternehmen, das im Jahr 2020 mit "Fortnite" mehr als fünf Milliarden Dollar einnahm, geht auch in der EU, in Großbritannien und in Australien mit Klagen gegen Apple vor. Außerdem verklagte der Spielehersteller Google wegen ähnlicher Geschäftsmodelle auf der App-Plattform Play Store für Geräte mit dem Android-Betriebssystem. Anfang September kam Apple bereits in einer Einigung mit der japanischen Wettbewerbsbehörde JFTC Anbietern von Medien-Apps entgegen. Demnach können künftig Unternehmen wie Netflix, Amazon und Spotify, aber auch Medienverlage und E-Book-Anbieter in der App ihren Kunden einen Link zur Erstellung eines kostenpflichtigen Kontos anbieten, um damit die Umsatzbeteiligung von Apple an Käufen innerhalb einer App zu umgehen.

Redaktion beck-aktuell, 13. September 2021 (dpa).