An­walts­ver­gü­tung: Vor­la­ge zur rich­ti­gen Be­set­zung beim BGH
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Ist über einen An­trag auf Fest­set­zung des Ge­gen­stands­werts der An­walts­tä­tig­keit beim Bun­des­ge­richts­hof wei­ter­hin in der Be­set­zung von fünf Rich­tern zu ent­schei­den? Diese Frage hat der XI. Zi­vil­se­nat am 06.10.2020 dem Gro­ßen Senat für Zi­vil­sa­chen zur Ent­schei­dung vor­ge­legt.

An­walt be­an­tragt Wert­fest­set­zung nach § 33 RVG

Ein Rechts­an­walt ver­lang­te nach § 33 RVG, den Ge­gen­stands­wert sei­ner Tä­tig­keit im Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de­ver­fah­ren fest­zu­set­zen. Sein Man­dant hatte ihn mit der Ver­tre­tung in einem Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de­ver­fah­ren gegen ein Ur­teil des OLG Hamm be­auf­tragt. Mit der Be­grün­dung des Rechts­be­helfs ver­folg­te der Kli­ent nur einen Teil der Be­ru­fungs­an­trä­ge mit einem Ge­gen­stands­wert von bis zu 35.000 Euro wei­ter. Der BGH ver­warf die Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de zum Teil als un­zu­läs­sig und setz­te den Ge­gen­stands­wert auf bis zu 35.000 Euro fest.

BGH: Ent­schei­dung vom Ein­zel­rich­ter oder vom Senat?

Aus Sicht der Bun­des­rich­ter lie­gen die Vor­aus­set­zun­gen für eine ge­son­der­te Wert­fest­set­zung nach § 33 Abs. 1 RVG vor, da sich im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren die Rechts­an­walts­ge­büh­ren nicht nach dem für die Ge­richts­ge­büh­ren ma­ß­ge­ben­den Wert be­rech­nen. Al­ler­dings stellt sich aus Sicht des XI. Zi­vil­se­nats die Frage, ob die Ein­fü­gung von § 1 Abs. 3 RVG zur Folge hat, dass der Senat über den An­trag ab­wei­chend von § 139 Abs. 1 GVG nicht in der Be­set­zung von fünf Rich­tern zu ent­schei­den hat, son­dern nach § 33 Abs. 8 Satz 1 RVG dazu der Ein­zel­rich­ter be­ru­fen ist. § 1 Abs. 3 RVG re­gelt den Vor­rang der RVG-Rechts­be­hel­fe, Er­in­ne­rung und Be­schwer­de, ge­gen­über denen aus all­ge­mei­nen Ver­fah­rens­vor­schrif­ten. Seit 2017 nah­men meh­re­re Zi­vil­se­na­te – zum Teil in Auf­ga­be ihrer bis­he­ri­gen Recht­spre­chung – die funk­tio­na­le Zu­stän­dig­keit des Ein­zel­rich­ters an. Laut BGH steht einer Ent­schei­dung durch den Ein­zel­rich­ter al­ler­dings ent­ge­gen, dass beim BGH Ent­schei­dun­gen durch einen ein­zel­nen Rich­ter gar nicht vor­ge­se­hen sind.

Ent­schei­dung in Zi­vil­sa­chen auch wei­ter­hin durch die üb­li­che Se­nats­be­set­zung

Dem XI. Zi­vil­se­nat zu­fol­ge kann die Aus­le­gung von § 139 Abs. 1 GVG in Ver­bin­dung mit § 1 Abs. 5 GKG, nach der über eine Er­in­ne­rung gegen den Kos­ten­an­satz nach § 66 Abs. 6 Satz 1 GKG auch beim BGH grund­sätz­lich der Ein­zel­rich­ter ent­schei­det, nicht auf § 33 Abs. 8 Satz 1 RVG über­tra­gen wer­den. § 1 Abs. 5 GKG nenne aus­drück­lich das Fest­set­zungs­ver­fah­ren, § 1 Abs. 3 RVG nur Rechts­be­hel­fe. Bei der Wert­fest­set­zung han­de­le es sich um ein An­trags­ver­fah­ren, so dass die all­ge­mei­ne Be­set­zungs­re­gel an­zu­wen­den sei.

Für die Straf­se­na­te ist der Senat zu­stän­dig

Soll­te der Große Zi­vil­se­nat der An­sicht sein, dass der Ein­zel­rich­ter ent­schei­den soll, wäre aus Sicht des XI. Zi­vil­se­nats auch eine Ab­stim­mung mit den Straf­se­na­ten des BGH er­for­der­lich. Denn die Recht­spre­chung der Straf­se­na­te zur funk­tio­na­len Zu­stän­dig­keit des Ein­zel­rich­ters habe sich nur hin­sicht­lich § 66 GKG par­al­lel zu der Recht­spre­chung der Zi­vil­se­na­te ent­wi­ckelt. Ent­schei­dun­gen über An­trä­ge nach § 33 Abs. 1 RVG wür­den von den Straf­se­na­ten auch nach In­kraft­tre­ten von § 1 Abs. 3 RVG wie zuvor wei­ter­hin durch den Senat in der Be­set­zung von fünf Mit­glie­dern ge­trof­fen.

BGH, Beschluss vom 06.10.2020 - XI ZR 355/18

Redaktion beck-aktuell, 10. November 2020.

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