Anklage nach Hexenflüchen, Mordaufträgen und Betrügereien

In einem kuriosen Fall soll ein 28-Jähriger im Darknet nach einem Auftragsmörder gesucht haben, um den Lebensgefährten eines Mannes, der seine Liebe trotz gebuchter "Hexenflüche" nicht erwiderte, zu töten. Dabei fiel er wohl auf eine Betrugsseite herein, die die Morde immer wieder in Aussicht stellte, aber stets neue Beträge verlangte. Wegen versuchter Anstiftung zum heimtückischen Mord aus Habgier hat die Staatsanwaltschaft Berlin nun Anklage erhoben.

Angeblich im Internet gebuchte "Hexenflüche" blieben erfolglos

Schon im Jahr 2020 soll sich der Angeschuldigte in einen Mann verliebt haben – was im Wesentlichen unerwidert blieb, zumal dieser in einer festen Beziehung mit dem angedachten Mordopfer war. Erste Versuche, mittels im Internet buchbarer "Hexenflüche" die Liebe des Mannes für sich zu gewinnen, blieben erfolglos. Als der fluchresistente Mann mit seinem Lebensgefährten dann Ende 2021 in eine gemeinsame Wohnung gezogen war, soll sich die Eifersucht des Angeschuldigten weiter gesteigert haben. Im Februar 2022 soll er schließlich den Entschluss gefasst haben, seinen vermeintlichen Nebenbuhler töten zu lassen – um dann den Mann für sich zu gewinnen.

Angeschuldigter soll rund 24.000 US-Dollar gezahlt haben

Über das Darknet schien sich dann eine Möglichkeit aufzutun: Der Angeschuldigte soll sich bei einer Website registriert haben, die angeblich Auftragsmorde vermittelt, und Namen, Adresse und Personenbeschreibung angegeben, später auch Fotos seines Opfers hinterlegt haben. Wie ein Unfall oder ein Raub, so der Wunsch des Mannes, solle das Ganze aussehen. Der Administrator der Internetseite soll ihm im März zunächst ein Datum für die Tötung in Aussicht gestellt haben, ihm dann jedoch mitgeteilt haben, dass der beauftragte Mörder verhaftet wurde, aber bei entsprechender Erhöhung des Lohnes ein anderer Auftragsmörder bereit wäre, einzuspringen. Der Angeschuldigte soll auch darauf wieder eingegangen sein. Aber auch der neue Mörder wurde nicht tätig. Der Angeschuldigte beschwerte sich. Bis zu diesem Zeitpunkt soll er bereits mehrere Zahlungen in Höhe von insgesamt rund 24.000 US-Dollar in Bitcoins geleistet haben.

Vom erfolglosen Auftraggeber zum Mitbetrüger

Anfang April soll der Mann schließlich die "Nichterfüllung des Vertrages" geltend gemacht, aber nicht etwa sein Geld zurückgefordert haben, sondern vielmehr die Beauftragung eines weiteren Auftragskillers mit dem vielsprechenden Namen "Felix Fleischer". Daraufhin offenbarte der Administrator dem Angeschuldigten nun wohl, dass er auf eine Betrugsseite reingefallen sei. Geld zurück gebe es daher nicht, er könne sich aber selbst als Auftragskiller auf der Website anbieten und seinerseits vermeintliche Kunden betrügen. Diese Anregung soll der Angeschuldigte nun auch wieder aufgegriffen haben, während er sich im Darknet nach anderweitigen Möglichkeiten zum Engagement von Auftragskillern erkundigte. Erst durch an die Polizei übermittelte Rechercheerkenntnisse einer Investigativ-Journalistin konnte der Angeschuldigte identifiziert und schließlich festgenommen werden. Er befindet sich seit April dieses Jahres in Untersuchungshaft.

Miriam Montag, 2. September 2022.