Ampel-Plan: Än­de­rung des Ge­schlechts durch Er­klä­rung beim Stan­des­amt

Jeder Mensch in Deutsch­land soll sein Ge­schlecht und sei­nen Vor­na­men künf­tig selbst fest­le­gen und in einem ein­fa­chen Ver­fah­ren beim Stan­des­amt än­dern kön­nen. Das sieht ein am Don­ners­tag in Ber­lin vor­ge­stell­tes Kon­zept der Bun­des­mi­nis­te­ri­en für Jus­tiz und Fa­mi­lie für ein neues Selbst­be­stim­mungs­ge­setz vor. Es soll das Trans­se­xu­el­len­ge­setz er­set­zen, das von vie­len Men­schen als un­zeit­ge­mäß und dis­kri­mi­nie­rend emp­fun­den wird.

Än­de­rung auch ohne Gut­ach­ten oder At­test

Wenn die Neu­re­ge­lung so wie ge­plant um­ge­setzt wird, ist bei der Frage des Ge­schlechts­ein­trags und der Vor­na­men künf­tig un­er­heb­lich, ob es sich um einen trans­ge­schlecht­li­chen, nicht-bi­nä­ren oder in­ter­ge­schlecht­li­chen Men­schen han­delt. Gut­ach­ten zur se­xu­el­len Iden­ti­tät oder ein ärzt­li­ches At­test sol­len als Vor­aus­set­zung für eine Än­de­rung nicht ver­langt wer­den. Inter-Men­schen sind Men­schen, deren kör­per­li­ches Ge­schlecht nicht der me­di­zi­ni­schen Norm von männ­li­chen oder weib­li­chen Kör­pern zu­ge­ord­net wer­den kann, son­dern sich in einem Spek­trum da­zwi­schen be­wegt. Als nicht-binär be­zeich­net man Men­schen, die weder eine männ­li­che noch eine weib­li­che Ge­schlechts­iden­ti­tät haben. Trans­men­schen füh­len sich dem Ge­schlecht, das ihnen bei Ge­burt zu­ge­schrie­ben wurde, nicht zu­ge­hö­rig.

Ab 14 ei­ge­ne Er­klä­rung mög­lich

Für Min­der­jäh­ri­ge bis 14 Jahre sol­len die Sor­ge­be­rech­tig­ten die Än­de­rungs­er­klä­rung beim Stan­des­amt ab­ge­ben. Ju­gend­li­che ab 14 Jah­ren sol­len die Er­klä­rung selbst ab­ge­ben kön­nen, al­ler­dings mit Zu­stim­mung der El­tern. Zu mög­li­chen strit­ti­gen Fäl­len für die Grup­pe der Min­der­jäh­ri­gen ab 14 Jahre heißt es in dem von den bei­den Mi­nis­te­ri­en for­mu­lier­ten Eck­punk­te-Pa­pier: "Um die Per­sön­lich­keits­rech­te der jun­gen Men­schen zu wah­ren, kann das Fa­mi­li­en­ge­richt in den Fäl­len, in denen die Sor­ge­be­rech­tig­ten nicht zu­stim­men, ori­en­tiert am Kin­des­wohl – wie auch in an­de­ren Kon­stel­la­tio­nen im Fa­mi­li­en­recht – die Ent­schei­dung der El­tern auf An­trag des Min­der­jäh­ri­gen er­set­zen."

Keine Re­ge­lung ge­schlechts­an­glei­chen­der Maß­nah­men

Bun­des­jus­tiz­mi­nis­ter Marco Busch­mann (FDP) und Fa­mi­li­en­mi­nis­te­rin Lisa Paus (Grüne) wie­sen aus­drück­lich dar­auf hin, ihr ge­plan­tes Ge­setz werde keine Fest­le­gung zu der Frage et­wai­ger kör­per­li­cher ge­schlechts­an­glei­chen­der Maß­nah­men ent­hal­ten. Sol­che Maß­nah­men wür­den wei­ter­hin auf Grund­la­ge fach­me­di­zi­ni­scher Re­ge­lun­gen ent­schie­den. "Das Trans­se­xu­el­len­ge­setz stammt aus dem Jahr 1980 und ist für die Be­trof­fe­nen ent­wür­di­gend", sagte Paus. Busch­mann sagte: "Das gel­ten­de Recht be­han­delt die be­tref­fen­den Per­so­nen wie Kran­ke. Dafür gibt es keine Recht­fer­ti­gung."

Redaktion beck-aktuell, 30. Juni 2022 (dpa).

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