Störende Aktivisten: Uni nennt Abbruch einer Diskussion mit israelischer Richterin beschämend

An der Berliner Humboldt-Universität wurde am Donnerstag eine Podiumsdiskussion mit einer israelischen Richterin nach wohl massiven Störungen durch propalästinensische Aktivisten abgebrochen. Vertreter der Uni und der mitveranstaltenden Hertie School Kritik kritisierten das Verhalten der Aktivisten.

Nach Angaben der Uni und der Hertie School störten propalästinensische Aktivisten eine Podiumsdiskussion zum Thema "Constitutional Challenges - Judging in a Constitutional Democracy", zu der internationale aktive und ehemalige Richter geladen waren - darunter auch Daphne Barak-Erez, Professorin und Richterin am israelischen Verfassungsgericht. Laut Unis stand eine Person während der Veranstaltung auf, um ein Statement zu verlesen. Als die Vortragenden auf der Bühne darauf reagieren wollten, seien sie "jedoch durch lautes und andauerndes Gebrüll einzelner Personen" gestört worden. Die Organisatoren entschieden daraufhin, die Podiumsdiskussion abzubrechen.

"Ich empfinde es als beschämend gegenüber den Gästen, die wir zu einer wichtigen Diskussion eingeladen haben, dass diese nicht wie geplant stattfinden konnte", sagte Julia von Blumenthal, Präsidentin der Humboldt-Universität, laut einer Mitteilung vom Freitagmorgen. In der Uni müssten "auch äußerst kontroverse Positionen diskutiert werden können". Das gehe aber nur, wenn man sich gegenseitig zuhöre. "Dazu gab es vonseiten der Aktivisten heute keine Bereitschaft."

"Wissenschaft lebt von Dialog und Austausch. Diesen Raum müssen wir auch an Universitäten anbieten, um konkurrierende Meinungen zu diskutieren", erklärte Cornelia Woll, Präsidentin der Hertie School, laut der gemeinsamen Mitteilung. Wenn nur noch unter hohen Sicherheitsauflagen in abgeschlossenen Räumen diskutiert werden könne, führe das nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Demokratie in eine Sackgasse.

Redaktion beck-aktuell, ew, 9. Februar 2024 (dpa).