Journalist löschte Enthüllungsberichte für Geld: Gomopa-Chef wegen Erpressung verurteilt

250.000 Euro ließ sich der ehemalige CEO des Finanz-Nachrichtendienstes Gomopa, Klaus Maurischat, dafür bezahlen, dass er Anlagebetrüger nicht in seinem Magazin entlarvte. Für das AG Saarbrücken war das Erpressung. Mutmaßlich nicht die erste Aktion des umstrittenen Medienmachers.

Wer den weitgehend unüberwachten grauen Kapitalmarkt dazu nutzt, arglose Kleinanleger um ihr Geld zu prellen, gehört sicher nicht zu den Lichtgestalten der Gesellschaft. Diese Betrugsmaschen zwar aufzudecken, sich dann aber von den Betrügern hohe "Schweigegelder" zahlen zu lassen, ist aber auch nicht die feine Art. Vor allem dann nicht, wenn man es sich – wie Klaus Maurischat mit seinem Finanzmagazin Gomopa – eigentlich auf die Fahne geschrieben hat, Bürgerinnen und Bürger vor Anlegerfallen zu warnen.

Dafür bekommt er nun die Quittung. Wie das Handelsblatt berichtet, hat das AG Saarbrücken ihn per Strafbefehl zu einer Geldstrafe von 180 Tagessätze zu je 40 Euro, insgesamt 7.200 Euro verurteilt. Die Richterin sah es als erwiesen an, dass Maurischat im Jahr 2014 Thomas K. und Detlef T. von der Bonofa-Firmengruppe mit dem Wissen über deren illegale Machenschaften erpresst und auf diese Weise 250.000 Euro von ihnen erhalten habe. Neben der Geldstrafe wird er auch das erpresste Geld los.

Maurischat verlangte "Wegzoll" für sein Schweigen

Bonofa hatte sich ein illegales Schneeballsystem einfallen lassen, mit dem die Organisation 60.000 Investoren um bis zu 100 Millionen Euro geprellt hatte. Maurischat war dem auf die Schliche gekommen und hatte auf seinem Nachrichtenportal zunächst über die Betrugsmasche berichtet.

Dann jedoch, so schrieb es das AG Saarbrücken in dem Strafbefehl, der dem Handelsblatt vorliegt, habe es ein Treffen zwischen dem Gomopa-Chef und den Bonofa-Leuten gegeben. Maurischat habe 250.000 Euro gefordert, andernfalls werde die negative Berichterstattung fortgesetzt. Untermauert hatte er seine Forderung mit dem Hinweis auf die "Marktmacht" von Gomopa in der Finanzberichterstattung. Laut AG habe er den geforderten Geldbetrag als "Wegzoll" bezeichnet. Die beiden Anlagenbetrüger hätten "keine andere Möglichkeit" gesehen, als auf die Forderung einzugehen, da ihr Schneeballsystem ansonsten in sich zusammengefallen wäre, schrieb das Gericht.

Der Journalist ist sich indes keiner Schuld bewusst. An jedem Artikel auf seinem Portal könnten Dritte ganz legal die Rechte erwerben. Dem Handelsblatt sagte er: "Nach meinem Wissen wurden keine Zahlungen geleistet, um Inhalte gezielt zu löschen". In Einzelfällen seien Rechte an veröffentlichten Artikeln übertragen worden – "etwa wenn Dritte ein Interesse an der Entfernung hatten".

Maurischat schon früher unter Verdacht

Es ist Maurischats erste Verurteilung, jedoch nicht das erste Mal, dass sich der Medienmacher dem Vorwurf dubioser Geschäfte gefallen lassen muss. Bereits 2013 berichtete die Zeit über ein angebliches Geschäft Maurischats mit der Immobiliengruppe S&K. Auch dieses Unternehmen hatte sich mit Anlagebetrug finanziert – später waren mehrere Funktionäre verhaftet worden. Unter Berufung auf ein Geschäftsdokument und ehemalige Mitarbeitende von Gomopa berichtet die Zeit über ein Treffen zwischen Maurischat und S&K, bei dem der S&K-Chef angeboten habe, sich mit zwei Millionen Euro an Gomopa zu beteiligen. Später habe er 200.000 Euro an Maurischat gezahlt. Nach der Zahlung seien Artikel über sein Unternehmen auf der Website von Gomopa zum Teil verschwunden und zum Teil durch positivere Berichte ersetzt worden.

Maurischat selbst hatte Erpressungsvorwürfe stets zurückgewiesen. In einem Interview 2015 soll der Medienmacher gesagt haben: "Weder ich noch irgendjemand anderes aus unserem Hause nimmt Kontakt auf, die Betreffenden suchen den Kontakt zu uns. Wie kann man jemanden erpressen, wenn der angeblich Erpressende den angeblich Erpressten nicht kontaktiert?"

Gomopa, das für Goldman Morgenstern und Partners LLC steht, wurde 2000 gegründet und besitzt eine Firmenadresse in New York. Auf der Website des Nachrichtenportals heißt es, Gomopa wurde "mit dem Ziel gegründet, durch aktive Aufklärung und permanente Transparenzschaffung nachhaltig zur Betrugsprävention in Wirtschaft und Gesellschaft beizutragen." 2022 wurde Gomopa an die Secretum Media LLC verkauft. Die Firma sitzt auf den Seychellen.

Redaktion beck-aktuell, dd, 7. Mai 2025.

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