Handel mit Dopingmitteln in der Polizeiwache - Kein Verwahrungsbruch
Das Gericht verhängte 240 Tagessätze zu 55 Euro wegen des Erwerbs und des Besitzes von Drogen und Dopingmitteln und der Weitergabe von Dopingmitteln. Die Richterin hielt dem Mann zugute, dass es immer nur um kleine Mengen ging und dass er sich schon seit längerer Zeit “von den Drogen abgewandt“ habe. Zu seinen Lasten rechnete sie, dass er seine Geschäfte mit den Dopingmitteln zum Teil in der Polizeiinspektion abgewickelt hatte. Von dem am schwersten wiegenden Vorwurf des Verwahrungsbruchs sprach das Gericht den Mann, der als sogenannter “Drogenmultiplikator“ bei der Polizei tätig war und Kollegen für den Streifendienst und Drogenkontrollen schulte, frei. Die Staatsanwaltschaft, die eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und fünf Monaten gefordert hatte, hatte dem suspendierten Polizeibeamten vorgeworfen, sichergestelltes Marihuana abgezweigt und selbst konsumiert zu haben. Entsprechende Chatverläufe mit einem Kollegen, die eine solche Tat zumindest nahelegten, reichten dem Gericht nicht als Beweis.
Kronzeuge packte aus
Der 1994 geborene Angeklagte hatte in der vergangenen Woche zum Prozessauftakt am Amtsgericht München ein Teilgeständnis abgelegt und zugegeben, in den Skandal verwickelt zu sein, der das Münchner Präsidium erschütterte. Er räumte ein, Drogen und Dopingmittel konsumiert zu haben, bestritt aber den Verwahrungsbruch, also das Abzweigen des Marihuanas. Der Skandal war 2020 nach einer großen Razzia öffentlich geworden. Im Mittelpunkt der Geschichte um koksende Polizeibeamte steht ein Drogendealer, der die Ermittlungen ins Rollen brachte, nachdem er als Kronzeuge über seine uniformierten Kunden ausgepackt und von Polizisten-Rabatten auf Kokain berichte - und von absurden Situationen wie gemeinsamem Koksen mit Polizisten in der Tiefgarage, nachdem sie ihm Starthilfe für sein Auto geleistet hatten. Jahrelang hatte die sogenannte “Soko Nightlife“ in der Sache ermittelt.
Zahlreiche Verfahren im Drogenskandal um Münchner Polizei
Die Staatsanwaltschaft führte 39 Ermittlungsverfahren gegen 37 Polizeibeamte und erhob sechs Anklagen. 15 Verfahren wurden eingestellt, in zwölf Fällen wurde nach Angaben von Sprecherin Anne Leiding ein Strafbefehl beantragt - auch wenn es dabei um sehr hohe Geldbeträge ging. Die Gründe dafür nach Angaben der Staatsanwaltschaft: Corona und der Wunsch, das Ansehen der Polizei durch öffentliche Hauptverhandlungen in der Sache nicht noch weiter zu beschädigen. Der nun abgeschlossene Prozess ist das zweite Verfahren in dem Kokain-Skandal, das derzeit das Münchner Amtsgericht beschäftigt. Parallel läuft noch der Prozess gegen einen 28-Jährigen, der seine Verstrickungen unter Tränen gestanden hatte. Für den heute verurteilten Polizisten ist die Sache allerdings nun wohl vorbei. Sowohl er als auch die Staatsanwaltschaft verkündeten noch im Gerichtssaal, das Urteil anzuerkennen und auf Rechtsmittel zu verzichten.