Woh­nungs­durch­su­chung bei Feier trotz Co­ro­na-Ver­bot zu­läs­sig
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Die Po­li­zei durf­te am 28.03.2021 eine Woh­nung durch­su­chen, in der 27 Per­so­nen un­ter­schied­li­cher Haus­hal­te unter Ver­stoß gegen die gel­ten­den Kon­takt­be­schrän­kun­gen ein Fest fei­er­ten. Das Amts­ge­richt Bonn sah einem Eil­ver­fah­ren diese Maß­nah­me als ver­hält­nis­mä­ßig an. Die Gast­ge­ber hat­ten der An­ord­nung der Po­li­zei, die Fei­er­lich­kei­ten auf­zu­lö­sen, nicht Folge ge­leis­tet und sich mit ihren Gäs­ten in ihrem Haus ver­bar­ri­ka­diert. 

Fei­ern­de ver­bar­ri­ka­die­ren sich in ihrem Haus

Am Abend des 28.03.2021 fand in dem Ein­fa­mi­li­en­haus der Be­trof­fe­nen eine Fei­er­lich­keit mit 27 Per­so­nen (davon 16 Er­wach­se­ne) statt, die aus meh­re­ren ver­schie­de­nen Haus­hal­ten stamm­ten. Da durch die Feier ganz of­fen­sicht­lich ein Ver­stoß gegen die Kon­takt­be­schrän­kun­gen der Ver­ord­nung zum Schutz vor Neu­in­fi­zie­run­gen mit dem Co­ro­na­vi­rus SARS-CoV-2 (Co­ro­naSch­VO) vor­lag, be­ab­sich­tig­te die Po­li­zei die Fei­er­lich­keit auf­zu­lö­sen. Die Be­trof­fe­nen leis­te­ten den An­ord­nun­gen der Po­li­zei­be­am­ten indes nicht Folge und ver­schlos­sen sich in ihrem Haus, um die Fei­er­lich­kei­ten fort­zu­set­zen.

Po­li­zei­be­hör­de be­an­tragt Durch­su­chung

Die Po­li­zei­be­hör­de be­an­trag­te dar­auf­hin beim ört­lich zu­stän­di­gen Amts­ge­richt die Durch­su­chung, wel­ches die Durch­su­chung für zu­läs­sig nach § 41 Abs. 1 Zif­fer 1 Alt. 2 PolG NRW er­klär­te. Die be­trof­fe­nen In­ha­ber der Woh­nung sowie die Gäste hät­ten fort­wäh­rend und er­heb­lich gegen das Ver­bot von Fei­er­lich­kei­ten und die Kon­takt­be­schrän­kun­gen ver­sto­ßen, die sich aus § 2 Abs. 1 Co­ro­naSch­VO bzw.  Zif­fer 1 der All­ge­mein­ver­fü­gung zur An­ord­nung zu­sätz­li­cher Maß­nah­men zum Schutz vor Neu­in­fi­zie­run­gen mit dem Co­ro­na­vi­rus SARS-CoV-2 er­gä­ben. Sie hät­ten damit ord­nungs­wid­rig nach § 18 Abs. 2 lit. 1b Co­ro­naSch­VO und nach § 18 Abs. 3 Co­ro­naSch­VO ge­han­delt.

Ord­nungs­wid­rig­keit mit er­heb­li­cher Be­deu­tung für die All­ge­mein­heit

Die Po­li­zei sei be­fugt ge­we­sen, die Teil­neh­mer der un­zu­läs­si­gen Fei­er­lich­keit nach § 35 Abs. 1 Nr. 2 (und Nr. 3) PolG NRW in Ge­wahr­sam zu neh­men. Die Miss­ach­tung der po­li­zei­li­chen Ver­fü­gun­gen sei eine Ord­nungs­wid­rig­keit mit er­heb­li­cher Be­deu­tung für die All­ge­mein­heit. Dabei sei be­rück­sich­tigt wor­den, dass sich die so­ge­nann­te Sie­ben-Tages-In­zi­denz bun­des­weit mit 130 und auch kreis­weit mit 158 auf hohem Ni­veau be­fin­de und das In­fek­ti­ons­ge­sche­hen der so­ge­nann­ten "Drit­ten Welle" von hoch an­ste­cken­den Mu­ta­tio­nen des Virus ge­prägt sei.

Kein Ver­stoß gegen Art. 13 GG

Aus die­sem Grund ver­sto­ße die Maß­nah­me auch nicht gegen das ver­fas­sungs­mä­ßi­ge Gebot der Ver­hält­nis­mä­ßig­keit. Auch das Grund­recht der Un­ver­letz­lich­keit der Woh­nung des Art. 13 GG stehe der ge­trof­fe­nen Maß­nah­me nicht ent­ge­gen. Der Ge­sund­heits­schutz der Be­völ­ke­rung und der Schutz vor den ge­samt­wirt­schaft­li­chen und ge­samt­ge­sell­schaft­li­chen Fol­gen der SARS-CoV-2-Pan­de­mie über­wie­ge das von Ego­is­mus und Gleich­gül­tig­keit ge­präg­te Ver­hal­ten der Be­trof­fe­nen, so dass der Ein­griffs­be­fug­nis Vor­rang vor dem Grund­rechts­schutz gelte.

An­ord­nung der so­for­ti­gen Wirk­sam­keit zwin­gend ge­bo­ten

Die An­ord­nung der so­for­ti­gen Wirk­sam­keit sei schlie­ß­lich aus der Sach­la­ge zwin­gend ge­bo­ten ge­we­sen, § 422 FamFG, § 42 Abs. 1 Satz 3 PolG NRW. Eine An­hö­rung der Be­trof­fe­nen sei wegen der hier­durch zu be­sor­gen­den Ver­fah­rens­ver­zö­ge­rung nach § 420 Abs. 3 S. FamFG, § 42 Abs. 1 Satz 3 PolG NRW un­ter­blie­ben. Sie wäre an­ge­sichts des Ver­hal­tens der Be­trof­fen in Form des Rück­zugs im Haus aber oh­ne­hin nicht mög­lich ge­we­sen.

AG Bonn, Beschluss vom 28.03.2021 - 28.03.2021 951 XIV(L) 95/21

Redaktion beck-aktuell, 30. März 2021.

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