AfD-Ju­gend­or­ga­ni­sa­ti­on und "Flü­gel" blei­ben im Ver­fas­sungs­schutz­be­richt 2019

Das Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um darf so­wohl die "Junge Al­ter­na­ti­ve für Deutsch­land" (JA) als auch den so­ge­nann­ten Flü­gel der AfD im Ver­fas­sungs­schutz­be­richt des Bun­des 2019 als Ver­dachts­fäl­le auf­füh­ren. Eben­so ist es recht­mä­ßig, das ge­schätz­te rechts­ex­tre­mis­ti­sche Per­so­nen­po­ten­zi­al in die ent­spre­chen­de Sta­tis­tik des Be­richts auf­zu­neh­men. Das hat das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg in zwei Eil­ver­fah­ren ent­schie­den.

OVG hebt Zweck des Be­richts als "Früh­warn­sys­tem" her­vor

Der Er­wäh­nung im Ver­fas­sungs­schutz­be­richt stehe weder das Par­tei­en­pri­vi­leg ent­ge­gen noch könn­ten sich die An­trag­stel­le­rin­nen dar­auf be­ru­fen, dass sich aus er­laub­ten Mei­nungs­äu­ße­run­gen keine ver­fas­sungs­feind­li­che Ziel­rich­tung er­ge­ben könne, so das OVG. Diese Sicht­wei­se wi­der­spre­che dem Zweck des Ver­fas­sungs­schutz­be­richts als Früh­warn­sys­tem der De­mo­kra­tie.

Tat­säch­li­che An­halts­punk­te für ver­fas­sungs­feind­li­che Be­stre­bun­gen ge­ge­ben

Es lägen auch hin­rei­chend ge­wich­ti­ge tat­säch­li­che An­halts­punk­te für den Ver­dacht ver­fas­sungs­feind­li­cher Be­stre­bun­gen vor. Das zen­tra­le po­li­ti­sche Pro­gramm der JA folge dem Ide­al­bild des "au­to­chtho­nen Deut­schen". Deut­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge wür­den nach ihrer eth­ni­schen Her­kunft in Bür­ger ers­ter und zwei­ter Klas­se un­ter­teilt. Diese dis­kri­mi­nie­ren­de Aus­gren­zung ver­let­ze die Men­schen­wür­de. Äu­ße­run­gen ex­po­nier­ter Ver­tre­ter des so ge­nann­ten Flü­gels lie­ßen eben­falls er­ken­nen, dass sie ein ras­sis­ti­sches, gegen die Men­schen­wür­de ver­sto­ßen­des Volks- und Men­schen­bild pfleg­ten. So stell­ten sie Mus­li­me aus­drück­lich recht­los und grenz­ten be­wusst ganze Be­völ­ke­rungs­grup­pen aus. Zudem werde "dem Islam" der Schutz der grund­ge­setz­lich ga­ran­tier­ten Re­li­gi­ons­frei­heit nicht zu­ge­bil­ligt. Unter Ver­wen­dung rech­t­ex­tre­mer Kampf­be­grif­fe – etwa der "Um­vol­kung" – werde von bei­den Grup­pie­run­gen der "Aus­tausch des deut­schen Vol­kes" be­haup­tet. Die Be­schlüs­se sind un­an­fecht­bar.

OVG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 19.06.2020 - 1 S 55/20

Redaktion beck-aktuell, 22. Juni 2020.

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