47 weitere Verfahren zu Prinz-Reuß-Gruppe bei den Staatsanwaltschaften

In Stuttgart, München und Frankfurt wird schon verhandelt. Der Ermittlungskomplex um die 2022 aufgeflogene "Reichsbürger"-Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß beschäftigt die Staatsanwaltschaften der Länder aber weiter. Der Generalbundesanwalt hat an sie 47 Ermittlungsverfahren in dem Ermittlungskomplex abgegeben.

Dies geht aus einer Antwort des Bundesjustizministeriums auf eine Frage der Bundestagsabgeordneten Martina Renner (Linke) hervor. Laut GVG gibt der Generalbundesanwalt ein Verfahren vor Einreichung einer Anklageschrift oder einer Antragsschrift in Sachen von minderer Bedeutung an die zuständige Landesstaatsanwaltschaft ab.

Die Gruppe um Reuß wurde nach einer großangelegten Anti-Terror-Razzia Ende 2022 erstmals öffentlich bekannt. Die bislang insgesamt 26 Beschuldigten sollen laut Anklage einen gewaltsamen Umsturz der Bundesregierung geplant und dabei bewusst Tote in Kauf genommen haben. Sie stehen inzwischen an drei verschiedenen Orten vor Gericht: München, Frankfurt am Main und Stuttgart.

"Reichsbürger" erkennen die Bundesrepublik und ihre Gesetze nicht an. Die Szene ist sehr heterogen, ein Teil wird dem rechtsextremistischen Spektrum zugeordnet.

System mit 286 militärischen Verbänden geplant

Der militärische Teil der mutmaßlichen Terrorgruppe um Prinz Reuß sollte laut Anklage die geplante Machtübernahme mit Waffengewalt durchsetzen. Dazu sei mit dem Aufbau eines deutschlandweiten Systems von 286 militärisch organisierten Verbänden, sogenannten Heimatschutzkompanien, begonnen worden.

Bei der ersten Razzia waren unterschriebene Verschwiegenheitserklärungen entdeckt worden, die ein wichtiger Ausgangspunkt für weitere Ermittlungen und Durchsuchungen waren. Zu den Unterzeichnern der Erklärungen gehören nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden mehrere Waffenbesitzer.

Der Ermittlungsdruck dürfe nun nicht nachlassen, sagte die Linken-Abgeordnete Renner. "Jede Waffe in den Händen von Rechtsterroristen, die an der Planung eines rechten Umsturzes beteiligt waren, stellt eine tödliche Bedrohung für Repräsentanten des Staates, Linke und Angehörige migrantischer Communitys dar." Dies gelte insbesondere, wenn diese als Soldaten oder Polizisten zuvor an Waffen und im Umgang mit Sprengstoff ausgebildet worden seien.

Redaktion beck-aktuell, bw, 29. Juli 2024 (dpa).