16 für Deutschland: So könnte das Bundeskabinett aussehen

Eine ganz neue Bundesregierung wird es nicht geben, wenn die große Koalition zustande kommt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bleibt dann ebenso im Kabinett wie einige ihrer bisherigen Mitstreiter – aber nicht jeder auf demselben Posten. Zentrale Ministerien sollen Rückkehrer wie Horst Seehofer (CSU) und Olaf Scholz oder Neulinge wie Martin Schulz (beide SPD) bekommen. Auf jeden Fall verschiebt sich das Machtgefüge zwischen CDU, CSU und SPD. Die Sozialdemokraten bekommen das Finanzministerium als wichtigstes Ressort, die CSU ein Superministerium für Inneres, Heimat und Bauen.

Bundeskanzlerin

Wenn es mit der Neuauflage von Schwarz-Rot klappen sollte, geht Angela Merkel (63), in ihre vierte Amtszeit als Bundeskanzlerin. Es wäre ihre dritte große Koalition, einmal führte sie eine schwarz-gelbe Regierung. Sollte Merkel noch einmal Kanzlerin werden, wird sie sich genau überlegen, wie sie ihre Nachfolge organisiert.

Verteidigung

Ursula von der Leyen (59) gilt als quasi gesetzt für das Amt der Verteidigungsministerin. In der CDU gilt die Tochter des früheren niedersächsischen Ministerpräsidentin Ernst Albrecht als Frau mit dem ausgeprägtesten Machtanspruch. Das könnte sie ins Spiel bringen, wenn Merkel bei einer kurzfristigen Neuwahl nicht mehr will.

Wirtschaft und Energie

Peter Altmaier (59) ist Merkels Allzweckwaffe – und als Minister galt auch er als gesetzt. Dass er für ein vergrößertes Wirtschaftsressort in Frage kommt, war schon vor der Wahl klar. Glaubt man den Stimmen in der CDU, konnte er sich auch vorstellen, das Amt des Finanzministers, das er derzeit geschäftsführend ausübt, auf Dauer zu übernehmen.

Gesundheit

Der frühere CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe (56) würde gerne Gesundheitsminister bleiben – wenn Merkel ihn nicht bittet, Kanzleramtschef Altmaier zu beerben. Möglich ist aber auch, dass Gröhes bisherige Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz (51) seinen Posten übernimmt.

Bildung und Forschung

Nachdem Ministerin Johanna Wanka nicht mehr antritt, drängt sich so richtig niemand für das Amt auf. Auch hier wird der Merkel-Vertraute Gröhe als Kandidat genannt. Oder der Staatsminister bei der Kanzlerin Helge Braun (45), auf den Merkel große Stücke hält.

Ernährung und Landwirtschaft

Die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner (45) gilt als Nachwuchshoffnung in der Union und als möglicher Bestandteil einer Personaloffensive, mit der Merkel ihr Kabinett jünger und weiblicher machen will. Aus dem Agrarbereich bringt sie Erfahrung mit – sie war in dem Ressort bis 2011 bereits Parlamentarische Staatssekretärin.

Innenminister

Horst Seehofer (68) wird das üppig aufgewertete Innenministerium besetzen. Neu hinzu kommen die Zuständigkeiten für Bauen und für Heimat – also etwa für den ländlichen Raum. Vor allem kann Seehofer nun so etwas wie die personifizierte Obergrenze sein: Als zuständiger Ressortchef kann er so gut es geht darüber wachen, dass die Flüchtlingszahlen im Rahmen bleiben - auch wenn der Koalitionsvertrag eine "Obergrenze" nicht enthält. Sein Wechsel wäre auch die Vollendung der CSU-Doppelspitze Horst Seehofer-Markus Söder.

Ministerium für Verkehr und Digitales

Das Ressort "Verkehr und Digitales" kann die CSU halten – über die konkrete Besetzung will sie aber erst später entscheiden. Kandidaten sind Generalsekretär Andreas Scheuer, die bisherige Parlamentarische Staatssekretärin Dorothee Bär und der bisherige Entwicklungsminister Gerd Müller. Ausgang: offen.

Entwicklungsministerium

Auch dieses Ressort behält die CSU, will die Besetzung aber erst später klären. Gerd Müller könnte hier Ressortchef bleiben – oder er wird durch Dorothee Bär ersetzt.

Kanzleramtschef

Der Posten des Kanzleramtschefs ist derjenige, bei dem die Unklarheit am größten ist. Es ist noch nicht einmal klar, ob der wichtige Koordinierungsposten an CDU oder CSU geht. Fest steht nur, dass Amtsinhaber Peter Altmaier es nicht mehr machen wird.

Vizekanzler und Finanzminister

Vizekanzler und Finanzminister wird Olaf Scholz (59). Der Hamburger Regierungschef gilt als einer der talentiertesten Politiker der SPD, aber das Fiasko des G20-Gipfels in Hamburg kratzte an seinem Image. Und in der Partei war er zuletzt der Vizechef mit dem schlechtesten Ergebnis. Von 2005 bis 2009 Arbeitsminister, beerbt er nun Wolfgang Schäuble.

Umwelt

Neue Bundesumweltminiterin wird Barbara Hendricks (65). Die Frau aus Kleve erarbeitete sich Respekt im Umweltressort seit 2013, fordert viel, kämpft für Artenvielfalt und weniger Kohlekraftwerke. Wurde aber auch öfter düpiert, zuletzt konnte sie die Verlängerung der EU-Zulassung für Glyphosat nicht verhindern. Wichtigste Mission: der Klimaschutz.

Arbeit und Soziales

Im Bereich Arbeit und Soziales gilt die Berliner Abgeordnete Eva Högl (49) als Kandidatin. Eigentlich eine Innenexpertin, die sich im Untersuchungsausschuss zur rechten NSU-Terrorzelle einen Namen machte. Nun könnten sie oder Katarina Barley das prestigeträchtige BMAS übernehmen, das Ministerium mit dem größten Einzeletat.

Außenministerium

Schon lange wurde gemutmaßt, dass Martin Schulz (62) selbst nach dem Außenamt greifen würde – und damit seinen Parteikollegen Sigmar Gabriel verdrängt. Nun ist es offiziell. Bitter für Schulz ist, dass er im gleichen Schritt den SPD-Vorsitz verliert. Schwacher Trost: Auch er kann nach längerer Durststrecke auf einen Popularitätsschub hoffen, der Politiker in diesem Amt üblicherweise ereilt. 

Justiz und Verbraucherschutz

Der bisherige Ressortchef Heiko Maas (51) hat gute Chancen, das Bundesjustizministerium weiter zu führen. Der SPD-Politiker aus dem Saarland hat sich in dem Job profiliert – ohne größere Fehltritte. Der Jurist brachte in der vergangenen Wahlperiode eine Gesetzesinitiative nach der anderen auf den Weg und mischte auch bei ressortfremden Themen gerne mit.

Familie

Katarina Barley hat das Familienressort erst kurz vor Ende der Wahlperiode übernommen, als ihre Vorgängerin Manuela Schwesig Ministerpräsidentin in Mecklenburg-Vorpommern wurde. Barley hat gute Aussichten, mehr als nur eine Übergangslösung in dem Ressort zu sein. Ihr mangelt es nicht an Selbstbewusstsein. Auch sie weiß, sich in Szene zu setzen. Sollte sie für das gewichtige Arbeitsressort in Frage kommen, wäre auch Eva Högl eine mögliche Kandidatin für das Familienministerium.

Redaktion beck-aktuell, Jörg Blank, Christoph Trost, Christiane Jacke, Georg Ismar und Michael Fischer, 8. Februar 2018 (dpa).

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