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Die NJW bäumt auf
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Wälder sind existenziell – auch für den Klimaschutz. Gleichzeitig leiden sie selbst an klimatischem Stress wie Hitze und Trockenheit. Mit einer nachhaltigen und naturnahen Waldwirtschaft soll ihr Zustand stabilisiert werden. Dazu gehört auch eine Aufforstung mit klimaresilienten Baumarten. In einem solchen Projekt hat die NJW zu ihrem 77. Geburtstag 77 Bäume in einem hessischen Forst gesponsert.

9. Okt 2024

Wälder erfüllen vielfältige Funktionen. Sie sorgen für gesunde Luft sowie sauberes Wasser und tragen durch die Bindung on Kohlendioxid wesentlich zum Klimaschutz bei. Zudem sind sie Lebensraum für unzählige Pflanzen und Tiere. Der Wert des Waldes für den Klimaschutz lässt sich auch an Zahlen ablesen: Ein Hektar Wald speichert im Durchschnitt etwa fünf Tonnen CO2 pro Jahr. Den Kohlenstoff lagern die Bäume in ihrem Holz ein. Ist ein Baum alt und stirbt ab, wird der Kohlenstoff bei der Zersetzung des Holzes in Form von Kohlendioxid wieder an die Luft abgegeben. Deswegen ist es wichtig für die Umwelt, dass im Rahmen einer nachhaltigen und naturnahen Waldwirtschaft regelmäßig alte Bäume geerntet werden und neue Bäume nachwachsen. Übrigens: Das Prinzip der Nachhaltigkeit hat seinen Ursprung in der Forstwirtschaft. Hans Carl von Carlowitz erfand es 1713 in seinem Werk „Sylvicultura Oeconomica oder Haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht“.

Wir alle wissen: Unseren Wäldern geht es nicht gut. Wer mit offenen Augen durch sie spaziert, sieht es den Bäumen an. Sie leiden unter dem klimatischen Stress der letzten Jahre. Die Forstämter beobachten besorgt, wie Hitze, Trockenheit und ihre Folgen die Wälder an vielen Orten des Landes schädigen. Kranke Baumkronen, Schädlingsbefall und Kahlflächen sind die Folge.

Handlungsbedarf sieht auch die Ampelregierung: „Gerade im Wald werden die Folgen der Klimakrise sichtbar“, heißt es im Koalitionsvertrag. Ein novelliertes Bundeswaldgesetz soll daher einen Umbau zu artenreichen und klimaresilienten Wäldern mit überwiegend standortheimischen Baumarten ermöglichen. Vergegenwärtigt man sich, dass die jetzigen Regelungen aus dem Jahr 1975 stammen, als „Waldsterben“ und „Klimakrise“ noch Fremdworte waren, drängt sich der Reformbedarf eigentlich auf. Doch das Gesetzgebungsvorhaben wurde von Beginn an zwischen unterschiedlichen Interessen zerrieben. Ein erster Entwurf des Landwirtschaftsministeriums für ein „Gesetz zur Neuordnung des Bundeswaldgesetzes“ verschwand nach heftiger Kritik rasch wieder in der Schublade. Eine abgespeckte Version hängt seit Mitte August in der Ressortabstimmung. Darin werden neben dem Nutzen für Forstwirtschaft und Erholung auch die Ökosystemleistungen des Waldes hervorgehoben. Kahlschläge in bestimmten Größenordnungen müssen genehmigt werden. Zudem sollen nur noch standortgerechte Forstpflanzen zum Zuge kommen. Die Frontstellung ist aber wieder die gleiche wie beim ersten Anlauf: Umweltschützern gehen die Regelungen nicht weit genug, Waldbesitzer sind strikt gegen die aus ihrer Sicht zu strengen Vorgaben. Die Koalition ist – wie so oft – gespalten.

Unabhängig davon überlässt der Bundesgesetzgeber vieles den Ländern, die eigene Waldgesetze haben. In Hessen (die NJW-Redaktion hat ihren Sitz in Frankfurt a. M.) sind nach dem jüngsten Waldzustandsbericht (2023) elf Prozent der Bäume durch die Folgen von zunehmenden Wetterextremen wie Dürre-Sommern sowie Pilz- und Käferbefall stark geschädigt – das sind zwei Prozentpunkte mehr als im Jahr davor. Der Wert ist mehr als dreimal so hoch wie der Schnitt der vergangenen 30 Jahre. Es sterben auch mehr Bäume als in den vergangenen Jahren. Die Absterberate hat sich im langjährigen Schnitt auf 1,4 Prozent ebenfalls verdreifacht. In anderen Bundesländern ist die Entwicklung ähnlich.

Die hessische Landesregierung reagiert hierauf mit der Anpflanzung neuer Wälder auf Kahlflächen und einem Umbau zu klimastabilen Wäldern. Dazu werden klimaresiliente und vorzugsweise heimische Baumarten angepflanzt, etwa Eichen, Ahorne, Kirschen, Buchen, Lärchen und Douglasien. Im hessischen Staatswald wurden seit 2018 schon knapp 7.000 Hektar mit etwa 17 Mio. Pflanzen neu bestückt.

Der Landesbetrieb HessenForst wird dabei von privaten Initiativen unterstützt, etwa von PlanetTree. Im Oktober 2020 gegründet, hat der offizielle Partner von diversen Stadt- und Landesforsten bis heute schon über 350.000 Baumspenden realisiert. An einer der Pflanzaktionen von PlanetTree in Zusammenarbeit mit HessenForst hat sich die NJW mit 77 Bäumen beteiligt. In der Waldfläche Mooseck/Königstein am Fuß des Großen Feldbergs im Taunus, unweit des Redaktionssitzes in Frankfurt a. M., wird eine fünf Hektar große Fläche, deren Fichtenbestand vor einigen Jahren durch Stürme und Borkenkäfer komplett zerstört wurde, mit fünf Baumarten neu aufgeforstet. Unter Aufsicht der Revierförsterin brachten wir die letzten von insgesamt 32.866 Bäumen ein. Die NJW pflanzte Rotbuchen, eine dank ihrer mächtigen Krone stattliche Baumart, die bis zu 300 Jahre alt werden kann.

Der Schriftleiter der NJW Tobias Freudenberg (rechts) mit Lisa Eckert, Revierförsterin Feldberg beim Landesbetrieb HessenForst (Mitte) und Leslie Schee von PlanetTree (links). © Verlag C. H. Beck.

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