Glosse

Katzenfutter
Glosse
(Enthält - vermutlich - kein Wagyu-Rind, aber der 8.8. ist Internationaler Katzentag) fantom_rd/adobe

Wenn wir könnten, dann würden wir den Klimawandel glatt in Abrede stellen, schon allein weil sich der Sommer dieses Jahr hierzulande ein bisschen schwertut. Aber nicht nur nach dem Klimagutachten des IGH vom letzten Monat fällt uns das nicht ganz leicht, auch die jüngsten Bilder von Flammeninferna in den beliebtesten Urlaubsregionen im Mittelmeerraum tun ein Übriges. Und wer hat’s verbockt? Wir und unser Lebenswandel. Trotzdem lassen wir uns die Butter nicht vom Brot nehmen, und die Wurst erst recht nicht. 

8. Aug 2025

Und das aus gutem Grund: Denn auch wenn mehr Gemüse ernährungsphysiologisch durchaus Sinn macht, ist es immer noch das Fleisch, in dem die Lebenskraft steckt, und nicht die Karotte, das Radieschen oder die Topinamburknolle. Aber wir sind ja im Interesse künftiger Generationen kompromissbereit. Deshalb verzichten wir künftig auf Billigfleisch vom Discounter und werfen allenfalls alle zwei Tage ausschließlich High-End-Steaks vom japanischen Edelrind auf den Holzkohlegrill bzw. in die Pfanne. Das stößt zwar nicht weniger Methan aus als der Kollege aus der Massentierhaltung, hatte aber wenigstens vor der völlig stressfreien Schlachtung ein anständiges Leben mit reichlich Bier und regelmäßigen Massagen. Und Ähnlichkeiten mit Katzenfutter sucht man bei seinem fein marmorierten Fleisch auch vergeblich. Das schließt es gleichwohl nicht aus, dass es ebenda enden kann, wie ein Fall des OLG Frankfurt a. M. zeigt (Urt. v. 4.6.​2025 – 3 U 9/25).

Der spätere Kläger züchtete Wagyu-Rinder. Als eines davon lahmte, beauftragte er die später verklagte Tierärztin mit dessen Untersuchung. Die diagnostizierte Verletzungen am Hinterbein und spritzte dagegen Schmerzmittel und Antibiotika. Doch die Therapie schlug nicht an, und bei einer weiteren Untersuchung wurde eine Knieverletzung festgestellt, die zur Einschläferung des Tieres führte. Der Veterinärin flatterte daraufhin eine Schadensersatzforderung des Züchters in Höhe von 40.000 EUR ins Haus, und zwar nicht etwa, weil Edelrinder höhere Schmerzensgeldansprüche geltend machen können, sondern weil die 400 kg bestes Edelfleisch nach der Medikamentengabe für den menschlichen Verzehr nicht mehr geeignet und damit unverkäuflich waren. Hätte die Veterinärin gleich die richtige Diagnose gestellt, hätte man das Tier ganz ohne Schmerzmittel notgeschlachtet und sein Fleisch zwar nicht unbedingt zum Höchstpreis, aber immerhin noch für rund 100 EUR verkaufen können. Doch das OLG Frankfurt a. M. schlug sich wie bereits das LG auf die Seite der Tierärztin und des verletzten Rinds. Dabei wurde dem Züchter zum Verhängnis, dass er seinen Schadensersatzanspruch nicht mit der Rettung des Tieres im Fall der korrekten Diagnose gleich bei der ersten Untersuchung begründete, sondern ausschließlich mit der Unverwertbarkeit des Fleischs aufgrund der verabreichten Medikamente. Weil ihm das aber als professioneller Züchter hätte bekannt sein müssen und die Gabe eines Schmerzmittels an ein leidendes, weil verletztes Tier keinen Behandlungsfehler darstellen könne, ging der Edelrinderzüchter leer aus. Und sollten Sie sich jüngst gefragt haben, warum Ihre Katze neuerdings auf Dreierlei vom Wagyu-Rind besteht, wissen Sie nun vielleicht den Grund (die Entscheidung ist im Volltext abrufbar unter BeckRS 2025, 12793).

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Dr. Monika Spiekermann ist Redakteurin der NJW.