Glosse

Unter Part­nern
Glosse
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Wer hätte das ge­dacht: An­walts­se­ri­en, auf die und deren Fans man­che Bil­dungs­bür­ger mit zwei ju­ris­ti­schen Staats­ex­ami­na gerne mit einer ge­wis­sen Her­ab­las­sung schau­en, ob­wohl sie sie, wenn’s kei­ner mit­kriegt, gleich im Dop­pel­pack ver­schlin­gen, haben einen kla­ren Bil­dungs­auf­trag. Und den er­fül­len sie bis­lang mit Bra­vour. 

11. Okt 2024

Denn sonst hätte sich die zy­prio­ti­sche Im­mo­bi­li­en­fir­ma, mit der es das KG am 6.9. zu tun hatte (21 U 113/24), wohl nie­mals arg­lis­tig ge­täuscht ge­fühlt, weil der an­geb­lich man­da­tier­te Equi­ty-Part­ner als Sala­ry-Part­ner noch nicht ganz oben mit­spie­len durf­te.

Die spä­te­re Ar­rest­klä­ge­rin, eine An­walts­kanz­lei, zähl­te zu ihren Man­dan­ten das be­reits er­wähn­te zy­prio­ti­sche Im­mo­bi­li­en­un­ter­neh­men, das in Ber­lin ein Bau­pro­jekt mit Lu­xus­woh­nun­gen hoch­zog. Deren Ab­satz ver­lief präch­tig, zu­min­dest waren zu dem Zeit­punkt, als sich das of­fe­ne An­walts­ho­no­rar auf rund 55.000 Euro be­lief, 72 von 78 Lu­xus­her­ber­gen be­reits vom Markt. Aus­wir­kun­gen auf die Zah­lungs­mo­ral des klei­nen Im­mo­bi­li­en­ma­gna­ten hatte diese über­aus er­freu­li­che Ent­wick­lung je­doch nicht. Der soll­te des­halb mit einem ding­li­chen Ar­rest auf die Sprün­ge ge­hol­fen wer­den, was zu­nächst nur be­dingt ge­lang. Denn statt die of­fe­ne Ho­no­rar­for­de­rung be­schämt zu be­glei­chen, foch­ten die Zy­prio­ten den An­walts­ver­trag wegen arg­lis­ti­ger Täu­schung an. Be­grün­dung: Wir ar­bei­ten nur mit den Bes­ten der Bes­ten zu­sam­men, die sich durch ein Höchst­maß an Er­fah­rung, Leis­tungs- und Quäl­be­reit­schaft sowie eine un­aus­ge­gli­che­ne Work-Life-Ba­lan­ce aus­zeich­nen. Ein Sala­ry-Part­ner mag die­sem An­for­de­rungs­pro­fil schon recht na­he­kom­men, er­füllt es aber noch nicht ganz. Denn sonst würde er ja von der höchs­ten und nicht von der zweit­höchs­ten Stufe der Kar­rie­re­lei­ter aus dem ju­ris­ti­schen Fu­ß­volk zu­win­ken. Das LG ließ sich davon über­zeu­gen und er­ließ den be­an­trag­ten Ar­rest nicht. Doch beim KG schien man sich auf an­walt­li­chen Kar­rie­re­lei­tern bes­ser aus­zu­ken­nen: Sala­ry-Part­ner stün­den Voll­part­nern so­wohl hin­sicht­lich Leis­tungs- als auch in Sa­chen Quäl­be­reit­schaft in nichts nach, ließ das Ge­richt den zy­prio­ti­schen Im­mo­bi­li­en­ty­coon wis­sen. Viel­leicht seien sie sogar noch etwas en­ga­gier­ter, weil sie im Ge­gen­satz zum Equi­ty-Part­ner noch ein Ziel – näm­lich die Voll­part­ner­schaft – vor Augen hät­ten. Ein Irr­tum über die Voll­part­ner­schaft des man­da­tier­ten An­walts be­rech­ti­ge des­halb nicht zur An­fech­tung des An­walts­ver­trags, so dass dem Er­lass des ding­li­chen Ar­rests in das Ver­mö­gen des An­fech­tungs­be­klag­ten nichts mehr im Wege stehe. Ob bei dem mehr zu ar­res­tie­ren war als bei Signa, lässt sich den Ent­schei­dungs­grün­den nicht ent­neh­men. Diese sind im Voll­text ab­ruf­bar unter BeckRS 2024, 24135.

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Dr. Monika Spiekermann ist Redakteurin der NJW.