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Die Ter­mi­ne der 47. Ka­len­der­wo­che
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Manch­mal ist der Rechts­weg die Ret­tung, wenn man einen Stu­di­en­platz in einem Fach mit stren­gem Nu­me­rus clau­sus er­gat­tern möch­te: Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt be­fasst sich mit den Kla­gen von drei ver­hin­der­ten Me­di­zin­be­wer­bern. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt prüft einen Fall, in dem ein In­sol­venz­ver­wal­ter kein Ur­laubs­geld des plei­te ge­gan­ge­nen Ar­beit­ge­bers aus­zahlt. Dort geht es auch um einen schwer­be­hin­der­ten Rechts­an­walt, der sich bei sei­ner ver­geb­li­chen Be­wer­bung als Lei­ter des Rechts­amts über­gan­gen sieht. In Karls­ru­he „duf­tet“ es au­ßer­dem wie­der nach Die­sel. Und der Bun­des­fi­nanz­hof klärt, ob Ver­fah­rens­pfle­ger im Fa­mi­li­en­recht Um­satz­steu­er zah­len müs­sen.

Prof. Dr. Joachim Jahn ist Mitglied der NJW-Schriftleitung, 18. Nov 2021.

Vor der Tür. Stu­di­en­plät­ze mit Nu­me­rus clau­sus sind be­gehrt – be­son­ders in der Me­di­zin. Das BVer­wG will am 24.11. prä­zi­sie­ren, wann Be­wer­ber sich nach einer Ab­sa­ge ein­kla­gen kön­nen. Zu­grun­de lie­gen die Fälle von zwei Män­nern und einer Frau, die schon seit rund sechs Jah­ren an der Georg-Au­gust-Uni­ver­si­tät in Göt­tin­gen ihre Aus­bil­dung zum Arzt bzw. zur Ärz­tin be­ginnen wol­len. Doch nach der Hoch­schu­le ver­wei­ger­ten ihnen auch das VG Göt­tin­gen und das OVG Lü­ne­burg einen Platz: Die Ka­pa­zi­tä­ten seien aus­ge­schöpft, und in deren Rah­men habe die Prü­fung der Be­le­gungs­lis­te eben­falls keine frei­en Plät­ze er­ge­ben. Die Be­rech­nung auf Grund­la­ge von 15,5 Pro­zent der Gesamt­zahl der ta­ges­be­leg­ten Bet­ten und der so­ge­nann­ten Mit­ter­nachts­zäh­lung sei in Ord­nung. Selbst für einen Teil­studienplatz der Lehr­ein­heit Vor­kli­ni­sche Me­di­zin ist den Vor­in­stan­zen zu­fol­ge kein Platz mehr übrig. Denn deren „Dienst­leis­tungs­ex­port“ in die Lehr­ein­heit Zahn­me­di­zin sei zwar ge­ring­fü­gig zu re­du­zie­ren, wo­durch sich aber die Zahl der Aus­bil­dungs­ge­le­gen­hei­ten nicht än­de­re – für eine „Schwund­be­rei­ni­gung“ oder eine „pro­por­tio­na­le Stau­chung“ wegen über­ob­li­ga­to­ri­scher Lehr­leis­tun­gen an an­de­rer Stel­le sei kein Raum.

In einem Punkt lie­ßen die nie­der­säch­si­schen Ober­richter den­noch die Re­vi­si­on zu: Die Leip­zi­ger Bun­des­rich­ter sol­len klä­ren, ob die Jus­tiz bei einer fest­ste­hen­den Über­schrei­tung des Ge­samt­cur­ri­cu­lar­norm­werts für den Stu­di­en­gang Hu­man­me­di­zin zur pro­por­tio­na­len Kür­zung des Ei­gen­an­teils der vor­kli­ni­schen Lehr­ein­heit ver­pflich­tet ist. Für Leser, die nicht re­gel­mä­ßig im Hoch­schul­recht un­ter­wegs sind: Die­ser CNW be­stimmt, wie viele De­pu­tats­stun­den für die Aus­bil­dung eines Stu­den­ten in einem be­stimm­ten Fach er­for­der­lich sind (was damit zu­sam­men­hängt, wie viele Se­mes­ter­wo­chen­stun­den die dor­ti­gen Do­zen­ten leh­ren müs­sen), und wird in den Ka­pa­zi­täts­ver­ord­nun­gen der Bun­des­län­der fest­ge­legt.

Ur­laubs­geld vom In­sol­venz­ver­wal­ter. Das BAG be­fasst sich am 25.11. mit den An­sprü­chen eines ehe­ma­li­gen Mon­ta­ge­lei­ters und Be­triebs­rats­mit­glieds, der kurz vor der Plei­te sei­nes Ar­beit­ge­bers frist­los ge­kün­digt hatte. Vom In­sol­venz­ver­wal­ter ver­langt er nun die Ab­gel­tung von knapp drei Wo­chen Rest­ur­laub. Diese habe als Mas­se­for­de­rung zu gel­ten (§ 55 II 2 InsO), da der star­ke vor­läu­fi­ge Ver­wal­ter seine Ar­beits­leis­tung ent­ge­gen­ge­nom­men habe und die Ab­gel­tung da­nach fäl­lig ge­wor­den sei. Der sieht das an­ders, weil das Ar­beits­ver­hält­nis vor­her ge­en­det habe. Das Ver­fah­ren hat eine be­son­de­re Er­fur­ter Note: Der zu­stän­di­ge Sechs­te Senat woll­te dem Mann schon vor über einem Jahr voll­stän­dig recht geben. Daran sah er sich aber ge­hin­dert, weil der Neun­te Senat einst eine sol­che „Neu­mas­se­ver­bind­lich­keit“ nur an­tei­lig an­er­ken­nen woll­te. Doch hier­an will er nun nicht mehr fest­hal­ten, wie er den Kol­le­gen auf deren An­fra­ge hin mit­teil­te.

Noch mehr Ter­mi­ne. Das BAG ver­han­delt am sel­ben Tag über die Klage eines schwer­be­hin­der­ten Rechts­an­walts, der sich mit sei­ner ver­geb­li­chen Be­wer­bung als Lei­ter des Rechts­amts eines Land­krei­ses über­gan­gen sieht. Dort wurde er nicht mal zum Vor­stel­lungs­ge­spräch ein­ge­la­den, weil er „of­fen­sicht­lich fach­lich un­ge­eig­net“ sei. Vor dem Re­fe­ren­da­ri­at hatte der In­dus­trie­kauf­mann als TV-Re­dak­teur, Künst­ler-Ma­na­ger und Im­mo­bi­li­en­mak­ler ge­ar­bei­tet. Am BGH duf­tet es wie­der nach Die­sel, auch wenn der dafür ein­ge­setz­te Hilfs­spruch­kör­per noch nicht zu­stän­dig ist: Der VII. ­Zivilsenat stellt – gleich­falls am 25.11. – im Streit um den VW-Motor EA 189 die An­sprü­che von drei Ge­braucht- und einem Neu­wa­gen­käu­fer gegen den Au­to­bau­er Audi auf den ju­ris­ti­schen Prüf­stand. Das OLG Mün­chen hatte ihnen trotz des mitt­ler­wei­le auf­ge­spiel­ten Soft­ware-Up­dates über­wie­gend bei­ge­pflich­tet: Der In­gol­städ­ter Her­stel­ler werde die An­triebs­ma­schi­ne kaum „blind“ in­stal­liert haben. Und der BFH ent­schei­det am glei­chen Ter­min, ob Ver­fah­rens­bei­stän­de für Min­der­jäh­ri­ge in Kind­schafts­sa­chen (§ 158 FamFG) ­sowie als Ver­fah­rens­pfle­ger in Be­treu­ungs- (§ 276 FamFG) und Un­ter­brin­gungs­sa­chen (§ 317 FamFG) Um­satz­steu­er zah­len müs­sen.