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Die Ter­mi­ne der 4. Ka­len­der­wo­che
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Wann das An- und Aus­zie­hen von Dienst­klei­dung zur Ar­beits­zeit ge­hört, muss das Bun­des­ar­beits­ge­richt klä­ren. Ob der so­ge­nann­te Rund­funk­bei­trag wirk­lich nicht in bar be­zahlt wer­den darf, will der Eu­ro­päi­sche Ge­richts­hof ent­schei­den. Und die Ver­kehrs­recht­ler tagen in die­sem Jahr vor allem vir­tu­ell.

Prof. Dr. Joachim Jahn ist Mitglied der NJW-Schriftleitung, 21. Jan 2021.

Flei­ßi­ger Ob­jekt­schüt­zer. Be­ginnt der Dienst eines Wach­po­li­zis­ten im staat­li­chen Ob­jekt­schutz schon, wenn er sich zu­hau­se sein Hols­ter mit Dienst­waf­fe um­schnallt? Das will das BAG am 28.1. auf die Klage eines Ber­li­ner Ob­jekt­hü­ters hin sowie in einem Par­al­lel­fall ent­schei­den. Der Mann wird als Sprin­ger an wech­seln­den Orten im Drei­schicht­sys­tem ein­ge­setzt, etwa vor jü­di­schen, tür­ki­schen und bri­ti­schen Ein­rich­tun­gen sowie dem Bun­des­tag; einen Spind hat er nicht (weil er kei­nen be­an­tragt hat), könn­te aber an ver­schie­de­nen Dienst­stel­len ein Waf­fen­schließfach nut­zen – darf die Pis­to­le frei­lich auch mit heim­neh­men, was er in aller Regel tat­säch­lich macht. Wenn er am Ein­satz­ob­jekt er­scheint, muss er be­reits in sei­ner Uni­form ste­cken; zu sei­nen wei­te­ren Aus­rüs­tungs­ge­gen­stän­den ge­hö­ren ein Re­ser­ve­ma­ga­zin mit Ta­sche, Hand­fes­seln aus Stahl mit Tra­ge­vor­rich­tung, ein Reiz­stoff­sprüh­ge­rät mit Kop­pel, eine Hal­te­rung für den Schlag­stock sowie eine Schutz­wes­te.

Das LAG Ber­lin-Bran­den­burg rech­ne­te dem Mann für das An- und Aus­zie­hen der Dienst­uni­form (Um­klei­den),das An- und Ab­le­gen der ihm per­sön­lich zu­ge­wie­se­nen Aus­rüs­tungs­ge­gen­stän­de (Rüs­ten) sowie für das Ent­neh­men, Laden und An­le­gen der Faust­feu­er­waf­fe ins­ge­samt 14 Mi­nu­ten täg­lich an (sie­ben Mi­nu­ten vor dem of­fi­zi­el­len Dienst­be­ginn und sie­ben nach Dienst­schluss), die nach dem Ta­rif­ver­trag für den öf­fent­li­chen Dienst der Län­der zu ver­gü­ten seien. Die erste In­stanz war da we­ni­ger gro­ß­zü­gig: Es sei nicht aus­zu­schlie­ßen, dass es dem Klä­ger nur be­que­mer sei, sich zu Hause um­zu­zie­hen, mein­te das ArbG Ber­lin. Dann aber würde es sich um ein „selbst­be­stimm­tes Auf- und Ab­rüs­ten“ han­deln, für das der Ar­beit­ge­ber nicht ein­ste­hen müsse.

Bar­geld lacht. Kri­ti­ker des öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funks und An­hän­ger des Bar­gelds wen­den sich glei­cher­ma­ßen gegen das Ver­bot, die ob­li­ga­to­ri­schen Bei­trä­ge mit Bank­no­ten am Schal­ter des Emp­fän­gers zu be­zah­len – die einen wol­len Sand ins Ge­trie­be streu­en, die an­de­ren sor­gen sich um staat­li­che Über­wa­chung, falls Geld­schei­ne und Mün­zen ein­mal gänz­lich ver­schwin­den soll­ten. Auf eine Vor­la­ge des BVer­wG hin will der EuGH am 26.1. klä­ren, was nach dem Uni­ons­recht als ge­setz­li­ches Zah­lungs­mit­tel gel­ten darf und wel­che Kom­pe­ten­zen die EU in der Wäh­rungs­po­li­tik hat. Die Leip­zi­ger Rich­ter haben ge­fragt, ob ein Mit­glied­staat der Eu­ro­zo­ne bei der Er­fül­lung ho­heit­lich auf­er­leg­ter Geld­leis­tungs­pflich­ten öf­fent­li­che Stel­len zur An­nah­me von Euro-Bank­no­ten ver­pflich­ten kann (§ 14 I 2 BBankG). Und ob er um­ge­kehrt in sol­chen Fäl­len (wie etwa der Hes­si­sche Rund­funk in sei­ner Bei­trags­sat­zung) die Be­zah­lung hier­mit aus­schlie­ßen darf.

Gegen Staats­koh­le. Wegen der Pan­de­mie woll­te das BVerfG am 26./27.1. auf dem Karls­ru­her Mes­se­ge­län­de über die Auf­sto­ckung der staat­li­chen Par­tei­en­fi­nan­zie­rung durch die Große Ko­ali­ti­on ver­han­deln – doch am 14.1. gab es die Ver­schie­bung auf un­be­stimm­te Zeit be­kannt. Grüne, Linke und FDP haben eine Nor­men­kon­troll­kla­ge ein­ge­reicht, die AfD ein Or­gan­streit­ver­fah­ren an­ge­strengt. CDU/CSU und SPD hat­ten das jähr­li­che Ge­samt­vo­lu­men öf­fent­li­cher Mit­tel, das allen Par­tei­en aus­ge­zahlt wer­den darf („ab­so­lu­te Ober­gren­ze“), für 2019 auf 190 Mil­lio­nen Euro fest­ge­setzt – 24 Mil­lio­nen Euro mehr als nach der vor­he­ri­gen Rechts­la­ge. Die Nor­men­kon­troll­klä­ger sehen einen Ver­stoß gegen den Grund­satz der Staats­frei­heit der Par­tei­en; die AfD be­män­gelt, sie habe nicht genug Zeit ge­habt, „öf­fent­li­chen Druck“ gegen die Än­de­rung des Par­tei­en­geset­zes zu or­ga­ni­sie­ren.

Ver­kehrs­recht­ler tagen. Dras­tisch zu­sam­men­ge­stri­chen wurde wegen der Pan­de­mie das Pro­gramm des 59. Deut­scher Ver­kehrs­ge­richts­tags. Die Haupt­ver­an­stal­tung in der Kai­ser­pfalz in der Harz­stadt Gos­lar am 29.1. kann ohne An­mel­dung im In­ter­net ver­folgt wer­den. Die Fort­bil­dungs­ver­an­stal­tun­gen, die schon am Vor­tag be­gin­nen, sind kos­ten­pflich­tig und fin­den on­line statt.