Agenda

Die Ter­mi­ne der 30. Ka­len­der­wo­che
Agenda
wpadington / Adobe

Nun will der BGH es end­lich klä­ren: Haben Teil­neh­mer an Sport­wet­ten, die bei An­bie­tern im Aus­land Geld ver­lo­ren haben, An­spruch auf Rück­erstat­tung wegen Ver­sto­ßes gegen den da­ma­li­gen Glücks­spiel­staats­ver­trag? Noch ein Fall für die obers­ten Zi­vil­rich­ter: Sind Wer­be­blo­cker im In­ter­net er­laubt? Auch sonst gibt es noch ein paar span­nen­de Ge­richts­ter­mi­ne, etwa zu Ster­ne­be­wer­tun­gen für Dienst­leis­tun­gen und Waren. Und zur Über­wa­chung eines lei­ten­den An­ge­stell­ten durch einen De­tek­tiv.

18. Jul 2024

Spie­ler­pech. Wären nicht Tau­sen­de von Kla­gen an­hän­gig und ginge es nicht un­term Strich um viel Geld, wür­den wir die­sen Ter­min nicht so pro­mi­nent an­kün­di­gen: Am 25.7. will der BGH sein Ur­teil über die For­de­rung von On­line-Sport­wet­ten­den auf Er­stat­tung ihrer Ver­lus­te bei An­bie­tern ver­kün­den, die im Aus­land sit­zen und dort eine Kon­zes­si­on hat­ten (mit­un­ter zudem in Deutsch­land). Trotz­dem ma­chen die un­glück­se­li­gen Teil­neh­mer gel­tend, der Spiel­ver­trag sei un­wirk­sam, weil er gegen die bis Mitte 2021 gel­ten­de Fas­sung des Glücks­spiel­staats­ver­trags ver­sto­ßen habe. Ver­han­delt haben die Bun­des­rich­ter den Fall mit dem Az. I ZR 90/23 be­reits im Juni. Den­noch ist eine Rück­nah­me der Re­vi­si­on durch den Ver­an­stal­ter wie im Fall mit dem Az. I ZR 88/23 nicht aus­ge­schlos­sen, nach­dem der Senat einen Hin­weis­be­schluss (NJW 2024, 1950) er­las­sen hatte – und der lässt Spie­le­ran­wäl­te hof­fen. Dort ging es um rund 12.000 Euro, die der Klä­ger bei einem Sport­wet­ten­an­bie­ter aus Ös­ter­reich ver­zockt hatte. Und dann gibt es noch das Ver­fah­ren mit dem Az. I ZR 53/23, das der Senat aus­ge­setzt hat, weil es darin um ein Po­ker­spiel im In­ter­net ging – und das un­ter­lag sogar einem To­tal­ver­bot (s. NJW-ak­tu­ell H. 10, 18 und 26/2024, 6).

Im ak­tu­el­len Pro­zess sitzt der Be­klag­te in Malta und bie­tet über eine deutsch­spra­chi­ge Web­sei­te Sport­wet­ten an, wobei der Teil­neh­mer zwi­schen 2013 und 2018 knapp 4.000 Euro ein­bü­ß­te. Da­mals ver­füg­te der An­bie­ter über eine Li­zenz sei­ner hei­mi­schen Glücks­spiel­auf­sichts­be­hör­de, aber nicht über eine Er­laub­nis der deut­schen Ver­wal­tung. Auf des­sen An­trag ver­pflich­te­te das VG Wies­ba­den die zu­stän­di­ge Be­hör­de, die be­gehr­te Er­laub­nis zu er­tei­len, was dann auch ge­schah. Das AG Geis­lin­gen an der Stei­ge hat die Klage den­noch ab­ge­wie­sen und das LG Ulm die Be­ru­fung da­ge­gen.

Wer­be­blo­cker. Wer mit Re­kla­me Geld ver­dient, dem sind sie na­tür­lich ein Dorn im Auge: die Wer­be­blo­cker. Sie un­ter­drü­cken, wenn vom Com­pu­ter­nut­zer ge­wünscht, viele der auf­plop­pen­den An­zei­gen, die er meist so­wie­so nicht sehen will. Die Axel Sprin­ger SE klagt als Päch­te­rin meh­re­rer On­line-Por­ta­le am 25.7. vor dem BGH gegen ein Soft­ware-Un­ter­neh­men mit Haupt­sitz in Ber­lin, das ein Plug-in für Web­brow­ser ver­treibt, wel­ches der Un­ter­drü­ckung von An­non­cen auf Web­sei­ten dient. Die Klä­ge­rin sieht darin eine un­be­rech­tig­te Um­ar­bei­tung eines Com­pu­ter­pro­gramms im Sinne des § 69c Nr. 2 UrhG. Denn beim Auf­ruf von In­ter­net­sei­ten werde die HTML-Datei in den Ar­beits­spei­cher auf dem End­ge­rät über­tra­gen; zu deren An­zei­ge in­ter­pre­tie­re der Web­brow­ser ihren In­halt, wobei er zu­sätz­li­che Da­ten­struk­tu­ren an­le­ge. LG und OLG Ham­burg wie­sen den Me­di­en­kon­zern je­doch weit­gehend ab: Die Be­ein­flus­sung des Pro­gramm­ab­laufs durch ex­ter­ne Be­feh­le sei ohne Ver­än­de­rung der Sub­stanz oder Her­stel­lung einer ab­ge­än­der­ten Ver­viel­fäl­ti­gung keine Um­ar­bei­tung des Pro­gramms. Viel­mehr sei dies nur ein Ein­griff in des­sen Ab­lauf und nicht in des­sen Sub­stanz.

Sons­ti­ges. Am 25.7. ver­kün­det der BGH sein Ur­teil über „Ster­ne­be­wer­tun­gen“ für Waren und Dienst­leis­tun­gen. Ver­han­delt hat er dar­über be­reits im Juni (NJW-ak­tu­ell H. 26/2024, 6). Am sel­ben Tag er­ör­tert er, ob die Ver­wer­tungs­ge­sell­schaft (VG) Wort die Aus­schüt­tun­gen an ihre Wahr­neh­mungs­be­rech­tig­ten zu­guns­ten von Her­aus­ge­bern und einem För­de­rungs­fonds für die Wis­sen­schaft schmä­lern darf. Das BAG be­fasst sich eben­falls am 25.7. mit im­ma­te­ri­el­lem Scha­dens­er­satz gemäß Art. 82 DS-GVO für die heim­li­che De­tek­tiv­über­wa­chung eines her­ab­ge­stuf­ten Ver­triebs­lei­ters hin­sicht­lich sei­nes tat­säch­li­chen Ar­beits­ein­sat­zes und einer spä­te­ren Krank­mel­dung. Fer­ner geht es dort um die mög­li­che Dis­kri­mi­nie­rung eines schwer­be­hin­der­ten Stel­len­be­wer­bers wegen Nicht­ein­la­dung zu einem Vor­stel­lungs­ge­spräch. Und schlie­ß­lich um die Nicht­ein­stel­lung einer päd­ago­gi­schen Mit­ar­bei­te­rin durch das Land Nie­der­sach­sen auf einen Zeit­job wegen einer Vor­be­schäf­ti­gung wäh­rend des Stu­di­ums dort. Zu die­sem Ter­min be­fasst sich fer­ner das BSG mit zwei Fäl­len einer Ein­schrän­kung des An­spruchs nach § 1a VII 1 Asyl­bLG wegen pflicht­wid­ri­gen Ver­hal­tens des Leis­tungs­be­rech­tig­ten.

Die­ser In­halt ist zu­erst in der NJW er­schie­nen. Sie möch­ten die NJW kos­ten­los tes­ten? Jetzt vier Wo­chen gra­tis tes­ten inkl. On­line-Modul NJW­Di­rekt.  

Prof. Dr. Joachim Jahn ist Mitglied der NJW-Schriftleitung.