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DeepWrite gegen den Feedback-Gap

Von RDi-Redaktion,
In dieser Ausgabe der Rubrik Tech & Tools wird DeepWrite vorgestellt, ein Feedback-Tool zur Verbesserung der Argumentationskompetenz von Jura-Studierenden.

Welches Problem löst DeepWrite?

Das Studium gehört in der Regel – zumindest bis zum Examensstress – mit zu den schönsten Lebensabschnitten. Es bietet eine einzigartige Mischung aus persönlicher Entwicklung, sozialem Leben und natürlich  intellektueller Herausforderung. Das Jurastudium erfordert analytisches Denken, logische Argumentation und eine systematische Arbeitsweise.

Die Lernkurve im Studium hängt dann auch davon ab, wie gut das Feedback ist, das man als Studierender bekommt. Darum gibt es an Universitäten neben den Vorlesungen mit bis zu mehreren hundert Kommilitoninnen und Kommilitonen auch Kleingruppenveranstaltungen, in denen wissenschaftliche Mitarbeitende oder ältere Studierende Details erklären, Fälle besprechen und eben Feedback geben. Besonders wichtig ist außerdem eine individuelle Beurteilung einer geschriebenen Klausur mit Hinweisen, wie die eigene Schreib- und Argumentationskompetenz verbessert werden kann. 

Das alles setzt entsprechende Kapazitäten bei der jeweiligen Universität voraus und vor allem bei Massenstudiengängen wie den Rechtswissenschaften kann die Qualität und der Umfang von personalisiertem Feedback stark schwanken.

Wie genau funktioniert DeepWrite?

DeepWrite ist ein KI-basiertes Assistenzsystem, das automatisch und unmittelbar Feedback zu einer verschriftlichten Falllösung gibt und dadurch die Schreib- und Argumentationskompetenzen der Jura-Studierenden fördern soll. Es ermöglicht so eine universitätsunabhängige Selbstkontrollmöglichkeit.

DeepWrite arbeitet mit verschiedenen großen Sprachmodellen (LLMs), analysiert den Text der Falllösung und gibt dann etwa Hinweise, was inhaltlich zu verbessern, hinsichtlich des Gutachtenstils gut formuliert ist oder bei welchen Argumentationsschritten man in Zukunft mehr Wert auf Details legen sollte.

Der Prompt, der DeepWrite zu Grunde liegt, umfasst aktuell mehrere Textseiten. Er enthält die jeweilige Musterlösung für den Sachverhalt und instruiert das Sprachmodell, Feedback unter anderem zum Inhalt und zum Stil der Lösung zu geben.

Ein besonderes Augenmerk wird zudem auf die Normzitate gelegt. Dabei soll insbesondere dazu Feedback gegeben werden, ob die richtige Norm vollständig unter Angabe der Absätze, Sätze und Nummern zitiert wurde.

Schließlich gibt DeepWrite auf Wunsch auch eine Endbewertung nach dem bekannten 18-Punktesystem, um den Studierenden ein Gefühl zu geben, wo sie jeweils stehen.

Wo wird DeepWrite bereits eingesetzt?

DeepWrite wird an der Universität Passau erforscht, entwickelt und implementiert. Mittlerweile wird DeepWrite aber auch bereits an anderen Universitäten und Hochschulen eingesetzt. Dazu zählen die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) sowie die Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern (HföD).

Außerdem wurde an der Universität Bielefeld im Dezember 2024 erstmals eine volldigitale Klausur geschrieben. Die Korrektur erfolgt nun einerseits manuell durch einen menschlichen Korrektor sowie andererseits unter anderem durch DeepWrite. Die Korrekturen sollen dann miteinander verglichen werden.

Wer steht hinter DeepWrite?

DeepWrite wird im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts an der Universität Passau entwickelt und erforscht. Das Projekt leitet Prof. Dr. Urs Kramer, Inhaber der Lehrprofessur für Öffentliches Recht am Institut für Rechtsdidaktik. Des Weiteren sind Prof. Dr. Michael Granitzer (Lehrstuhl für Data Science) und Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Wirtschaftstheorie) beteiligt.

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