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Der Wert von Daten

Von Dr. Matthias Knabe,
Die Bedeutung von Daten kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Aber was sind Daten eigentlich wert und wie kann man diesen Wert bestimmen? Fragen an Dr. Matthias Knabe, Partner im Bereich Valuation, Modelling & Economics bei Deloitte.

RDi: Welche Methoden gibt es, um den Wert von Daten zu ermitteln?

Knabe: In Theorie und Praxis haben sich Bewertungsverfahren etabliert, die in drei Kategorien eingeteilt werden: marktpreisorientierte, kapitalwertorientierte sowie kostenorientierte Verfahren. Innerhalb dieser stehen mehrere Bewertungsmethoden zur Auswahl. Die marktpreisorientierten Verfahren leiten aus Marktdaten bzw. -preisen hinreichend vergleichbarer Vermögenswerte den Wert der Daten ab. Bei den kapitalwertorientierten Verfahren wird der Wert auf Basis diskontierter künftiger Zahlungsströme ermittelt. Hierbei wird auf den mit dem Datenvermögen verbundenen finanziellen Nutzen abgestellt und somit die künftige Ertragskraft zugrunde gelegt. Die Grundidee der kostenorientieren Verfahren besteht in der Reproduktion des zu bewertenden Vermögenswertes und der Ermittlung der dafür anfallenden Kosten. Unterstellt wird, dass ein potenzieller Erwerber des Vermögenswertes nicht mehr zahlen würde, als dessen Reproduktion kosten würde. Hierbei bleibt aber das künftige Nutzenpotenzial außer Ansatz.

RDi: Was sind Indikatoren für einen Datenwert?

Knabe: Der Wert der Daten ergibt sich aus den (potenziellen) Anwendungsmöglichkeiten, die mit ihnen verbunden sind, nicht aus ihrem schlichten Vorhandensein. Oft ist ein großer Teil der beispielsweise in einem Unternehmen vorhandenen Daten nicht bekannt, systematisch erfasst oder strukturiert aufbereitet. Somit ergibt sich hieraus keine unmittelbare Anwendungsmöglichkeit, die Daten müssen erst eine Art Qualifizierungsprozess durchlaufen. Daher sind die Identifizierung, systematische Erfassung und Aufbereitung der Daten eine wesentliche Voraussetzung für die Nutzung der Daten und dementsprechend auch ein Indikator für einen hohen Datenwert.

RDi: Unterscheidet sich der Datenwert abhängig von dem Zweck der Bewertung?

Knabe: Bewertungen sind immer in Bezug auf ihren Zweck zu sehen. Dies gilt in der Unternehmensbewertung und ist ebenso für die Bewertung von immateriellen Vermögenswerten und somit auch für die Bewertung von Daten relevant. Der Zweck bestimmt dabei das Wertkonzept. Typisierte Wertkonzepte kommen üblicherweise für die externe Berichterstattung oder für steuerliche Zwecke zur Anwendung. Hierbei wird die Perspektive eines typischen Marktteilnehmers unterstellt. Die Wertermittlung soll frei von individuell- subjektiven Erwartungen sein. Bei der Ermittlung eines Entscheidungswerts, der üblicherweise für den Erwerb oder die Veräußerung von immateriellen Werten herangezogen wird, sind individuelle und subjektive Komponenten des Veräußerers oder Erwerbers einzubeziehen, beispielsweise deren konkrete Handlungsmöglichkeiten. Da den Wertkonzepten unterschiedliche Leitplanken zugrunde liegen, wird sich auch der resultierende Wert regelmäßig unterscheiden.

RDi: Warum ist es für Unternehmen wichtig, den Wert ihrer Daten zu kennen? Knabe: Das kann aus mehreren Gründen wichtig sein. Ich nenne mal zwei Beispiele. Einerseits ist dies aus Sicht der wertorientierten Steuerung bzw. der Kapitalallokation wichtig, insbesondere wenn mehrere Handlungsalternativen im Raum stehen. Hier sollten Investitionsentscheidungen zu Gunsten der Assets ausfallen, die einen größtmöglichen Return versprechen. Andererseits kann es für Transaktionen wichtig sein, um zB ein bestmögliches Verhandlungsergebnis bezüglich der Bereitstellung der Daten an andere Marktteilnehmer zu erzielen (iSv Lizenzsätzen) oder um angemessene Verrechnungspreise zu vereinbaren und so steuerliche Risiken zu reduzieren.

RDi: Wie beständig bzw. wie volatil ist ein einmal bemessener Datenwert? Knabe: Dies hängt unter anderem damit zusammen, in welchem Entwicklungsstadium und Zustand das Datenvermögen ist und wofür es genutzt wird. Nutzt ein Unternehmen Produktionsdaten intern, um beispielsweise Wartungszyklen im Fertigungsbereich besser zu planen, wird der Wert dieser Daten relativ konstant sein, solange sich der Maschinenpark nicht grundlegend ändert. Werden Daten extern, etwa für Marketingzwecke, genutzt, bei der Aktualität oder Reichweite entscheidende Faktoren sind, kann der Wert natürlich deutlich schwanken. So wird er sinken, wenn der Datensatz zunehmend veraltet oder steigen, wenn zusätzliche Nutzerdaten gewonnen und so das Umsatzpotenzial erhöht wurde. Dies ist vergleichbar mit anderen Vermögensgegenständen, in die entweder kontinuierlich investiert werden muss, um den Wert zu erhalten, oder die durch zeitliche Abnutzung an Wert verlieren.

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