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GPT-4 für Juristen

Von RDi-Redaktion,
In der Rubrik Tech & Tools werden Anwendungen vorgestellt, die den juristischen Alltag vereinfachen, ergänzen oder in sonstiger Weise verbessern können. Dabei handelt es sich überwiegend, aber nicht ausschließlich, um kommerzielle Angebote. In dieser Ausgabe wird ein kostenpflichtiges Add-In für Word namens Spellbook vorgestellt.

Welches Problem löst Spellbook?

Verträge und andere rechtliche Dokumente schreiben sich nicht immer von selbst. Das weiß vor allem, wer nach Sonnenuntergang schon einmal vor einem leeren Blatt gesessen hat und die Worte einfach nicht fließen wollten. Natürlich kann man im Archiv nach ähnlichen Dokumenten suchen oder beim Durchsehen von Vorlagensammlungen oder Handbüchern auf Inspiration hoffen. Aber gerade wenn die Zeit knapp ist, kann das einfach zu lang dauern. Glücklich kann sich schätzen, wer von einem jüngeren Kollegen oder Rechtsreferendar bereits einen groben Erstentwurf bekommen hat, der nur noch optimiert werden muss. Aber häufig genug sitzt man eben allein am Computer und hat keine (menschliche) Hilfe.

Wie genau funktioniert Spellbook? 

Spellbook basiert auf OpenAI’s GPT-4, läuft direkt in Microsoft Word und schlägt unter anderem passende Formulierungen für Vertragsklauseln vor. OpenAI und GPT-4 bedürfen heute wohl keiner Vorstellung mehr. Besonders das auf der GPT-Technologie (GPT steht für „Generative Pretrained Transformer“) basierende ChatGPT, das mit den Nutzern über textbasierte Nachrichten kommuniziert und natürlich klingende Gespräche mit oft überraschend fundierten Inhalten führen kann, ist mittlerweile allgemein bekannt. Spellbook nutzt diese Technologie, um direkt in Word rechtliche Formulierungen vorzuschlagen. Der Nutzer kann beispielsweise eingeben, dass eine Kündigungsklausel vorgeschlagen werden soll, die für eine Partei möglichst günstig ist – und wie durch Zauberhand tauchen direkt die Worte auf dem Bildschirm auf. Dieser Entwurf kann dann händisch weiterbearbeitet werden – oder der Nutzer bittet das Tool die Klausel weiter anzupassen: „Bitte die Kündigungsfrist verdoppeln und einen Absatz für eine außerordentliche Kündigung ergänzen“ (Das „bitte“ ist fakultativ). Darüber hinaus kann Spellbook Hinweise geben, welche Klauseln in Verträgen der vorliegenden Art üblicherweise noch enthalten sind und hier bisher fehlen. Zudem unterstützt Spellbook bei der Analyse von Vertragsentwürfen der Gegenseite. Das Tool kann beispielsweise umfangreiche Verträge zusammenfassen. 

Womit ist Spellbook trainiert? 

Nach eigenen Angaben wurde Spellbook mit einem Datensatz von 42 Terabyte an Verträgen, rechtlichen Texten und anderen Dokumenten trainiert.

Wie gut ist Spellbook?

Spellbook liefert unter anderem schnell erste Entwürfe von Klauseln. Die Plausibilitätskontrolle und der Endschliff liegen aber nach wie vor in der Verantwortung des Nutzers. Spellbook ist ein Werkzeug und (noch) kein Kollege.

Wer steht hinter Spellbook?

Angeboten wird das Tool von einem Startup aus Kanada. Dessen offizieller Name ist Dialog Enterprises Inc., aber nach außen tritt es als „Rally“ auf. Das Unternehmen hat eine Series-A-Finanzierungsrunde hinter sich und bisher zirka 13 Millionen Euro eingesammelt. 

Was kostet Spellbook? 

Aktuell gibt es Spellbook für 299 US-Dollar pro Nutzer und pro Monat. Das Jahres-Abo kostet knapp 3.000 US-Dollar.

Wer sind die Konkurrenten von Spellbook?

Vergleichbare Angebote sind bisher nicht bekannt.

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