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RDi-Redaktion | Dez 05, 2022
In der Rubrik Tech & Tools werden Anwendungen vorgestellt, die den juristischen Alltag vereinfachen, ergänzen oder in sonstiger Weise verbessern können. Dabei handelt es sich überwiegend, aber nicht ausschließlich, um kommerzielle Angebote. In dieser Ausgabe wird das Tool „gesp“ vorgestellt, das die Voraussetzungen für Forschungsvorhaben im Bereich der Analyse von Gerichtsentscheidungen erheblich verbessern soll. Es nimmt dabei die automatisierte Abrufbarkeit von Gerichtsentscheidungen über öffentliche Portale in den Blick.
Welches Problem löst gesp?
Forschungsvorhaben, bei denen Gerichtsentscheidungen analysiert werden sollen, stehen in der Praxis vor zahlreichen Herausforderungen, die sich nicht nur in der geringen Anzahl der bislang veröffentlichen Instanzrechtsprechung erschöpfen. Die exklusive Abrufbarkeit zahlreicher Entscheidungen über kommerzielle Datenbanken und die damit einhergehende Bezahlschranke ist eine weitere relevante Thematik.
Bei den öffentlichen Justizportalen von Bund und Ländern kommen die uneinheitlichen Benutzeroberflächen hinzu, die entsprechende Forschungsvorhaben mit Blick auf einen automatisierten Abruf nicht unwesentlich erschweren. Konkret müssen hierfür in einem ersten Schritt Zugriffswerkzeuge programmiert werden, um überhaupt mit der eigentlichen rechtsempirischen Forschungsarbeit starten zu können. Es müssen dabei insgesamt 17 verschiedene Benutzeroberflächen berücksichtigt werden.
Mittels des quelloffenen Tools „gesp“ können nunmehr größere Mengen von Gerichtsentscheidungen automatisiert über die öffentlichen Rechtsprechungsportale von Bund und Ländern abgerufen werden.
Wie funktioniert gesp genau?
Bei „gesp“ handelt es sich um ein sogenanntes Kommandozeilenprogramm. Die Suche und der automatisierte Download von Entscheidungen lassen sich dabei – entlang des jeweiligen Forschungsdesigns des konkreten Vorhabens – von vornherein auf bestimmte Bundesländer und/oder Gerichte mittels Filterkriterien begrenzen.
An wen richtet sich gesp?
Das Tool richtet sich an Forschende im Bereich der computergestützten Datenanalysen. Dies zeigt sich auch bereits an der technischen Ausgestaltung als Kommandozeilenprogramm ohne grafische Benutzeroberfläche.
Wer steht hinter gesp?
Das Tool wurde von Niklas Wais entwickelt, welcher sich auch um die laufende Pflege und Weiterentwicklung kümmert.
Was kostet gesp?
Das Werkzeug wurde unter der MIT-Lizenz veröffentlicht und darf daher kostenfrei verwendet sowie an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Unter https://nwais.de/gesp/ findet sich der GitHub-Link zum aktuellen Quellcode.
Wer sind die Konkurrenten?
Bei gesp handelt es sich – soweit ersichtlich – um das erste veröffentlichte Werkzeug in diesem Bereich. Rechtspolitische Vorhaben der zukünftigen Abrufbarkeit sämtlicher Gerichtsentscheidungen über eine einheitliche Datenbank würden es freilich obsolet machen.