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Erfahrungsbericht JA 10/2022

Von Ass. iur. Nicolas Dewitte, Berlin | Sep 12, 2022

Weiterbildungsprogramm »Deutsche und Internationale 
Schiedsgerichtsbarkeit«


Im Sommersemester 2022 habe ich am Weiterbildungsprogramm »Deutsche und internationale Schiedsgerichtsbarkeit« an der Goethe-Universität Frankfurt a.M. teilgenommen. Über den Blog- Beitrag eines Referenten bin ich auf das Programm aufmerksam geworden. Es wird unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Joachim Zekoll, LL.M., vom Fachbereichszentrum für Schlüsselqualifikationen jährlich im Sommersemester angeboten und bietet eine sehr gute Möglichkeit, einen Überblick über das Schiedsverfahrensrecht aus der Perspektive sehr erfahrener Praktiker zu erlangen und Kenntnisse weiter zu vertiefen.

Ablauf und Inhalt

Das Curriculum, welches vollständig auf Englisch – der Lingua franca internationaler Schiedsverfahren – abgehalten wird, besteht aus insgesamt 13 Vorlesungen zu je 90 Minuten und schließt mit einer zweistündigen Klausur ab. Nach bestandener Klausur erhält man ein Zeugnis über die erfolgreiche Teilnahme an dem Programm. Die Vorlesungen finden einmal wöchentlich abends statt, sodass sich das Programm sehr gut berufsbegleitend verfolgen lässt und auch mit anderen Verpflichtungen problemlos vereinbar ist. Die einzelnen Vorlesungen werden von unterschiedlichen Praktikern gehalten. Dabei handelt es sich ausschließlich um auf Schiedsverfahrensrecht spezialisierte Rechtsanwälte aus großen Wirtschaftskanzleien und kleinen Schiedsboutiquen. Vor der Pandemie fand das Programm in Präsenz an der Goethe-Universität in Frankfurt a.M. statt, wird aber seit zwei Jahren via Zoom abgehalten. Ob und wann eine Rückkehr zum Präsenzunterricht geplant ist, ist noch nicht bekannt.

Im Kern stehen die Regeln des Zehnten Buches der ZPO und die in Verfahren mit deutschem Bezug gängigsten Schiedsordnungen der Deutsche Institution für Schiedsgerichtsbarkeit (DIS) und der International Chamber of Commerce (ICC). Inhaltlich ist das Programm chronologisch am Ablauf eines Schiedsverfahrens orientiert. Nach einer kurzen überblicksmäßigen Einführung in den Ablauf und die Grundlagen eines Schiedsverfahrens steigt man direkt in die einzelnen Verfahrensstufen und Themen ein: von den Anfängen und Voraussetzungen der Einleitung einer Schiedsklage über die Bestimmung der Schiedsrichter und der Rolle nationaler Gerichte im Verfahren bis hin zu Beweiserhebung und schließlich zur Anerkennung und Vollstreckung von Schiedssprüchen. Wie kommt ein Schiedsgericht zustande? Unter welchen Voraussetzungen kann ein Anspruch vor einem Schiedsgericht geltend gemacht werden? Wie wird das Verfahren überhaupt organisiert? Was versteht man unter Hot Tub? Wie kann man die Vollstreckung eines Schiedsspruchs noch verhindern? Auf diese und viel andere Fragen geht das Programm vertieft ein. Besonders spannend sind dabei natürlich neben den theoretischen Grundlagen der einzelnen Einheiten die sehr praxisnahe Beispiele, die die jeweiligen Referenten aus ihrem beruflichen Alltag mitbringen. Es traf sich auch sehr gut, dass die Vorlesung zu Sports Arbitration auf den Tag nach dem vieldiskutierten Pechstein-Urteil des Bundesverfassungsgerichts fiel und wir das Urteil unmittelbar besprechen konnten. Auch zum sehr umstrittenen Thema der Verpflichtung zur Offenlegung von internen Unterlagen im Rahmen der Discovery erging das ZF/Luxshare Urteil des US Supreme Court an dem Tag, an dem die Vorlesung zur Rolle nationaler Gerichte während des Schiedsverfahrens stattfand. Es lohnt sich also sehr, sich mit diesem sehr dynamischen Feld zu befassen, und es ist den Referenten sehr gut gelungen, aktuelle Bezüge und Ereignisse in das Programm einzubeziehen. Die detaillierten Folien inklusive umfangreicher Literaturhinweise werden vollständig zur Verfügung gestellt, sodass die Vorbereitung auf die Klausur sehr gut und ohne Probleme möglich ist.

Das Programm richtet sich sowohl an Studenten als auch an Referendare, Doktoranden oder junge Berufseinsteiger. Die Anmeldung ist unkompliziert und besteht aus einem kurzen Bewerbungsformular und der Beifügung von Zeugnissen. Die Kosten für die Teilnahme belaufen sich auf 150 EUR für Studenten und Referendare und auf 750 EUR für Volljuristen.

Fazit

Das Weiterbildungsprogramm kann ich jedem sehr empfehlen, der Kenntnisse über die Schiedsgerichtsbarkeit weiter vertiefen möchte. Die Schiedsgerichtsbarkeit ist ein spannendes und dynamisches Feld, welches in der Zukunft sicher weiter sehr praxisrelevant bleiben wird. Die Vorlesungen waren außerordentlich interaktiv, da sämtliche Referenten während und nach der Vorlesung auf Fragen eingegangen sind. Da es sich um erfahrene Praktiker handelt, wurden die Inhalte auch stets mit Fällen aus ihrer Beratungspraxis veranschaulicht. Obwohl die einzelnen Vorlesungen von unterschiedlichen Personen gehalten werden, sind die Programmpunkte inhaltlich sehr gut aufeinander abgestimmt, sodass es nicht zu Wiederholungen oder anderen Inkonsistenzen kam. Die Organisation via Zoom verlief reibungslos und hat sicher vielen nicht in Frankfurt a.M. und Umgebung wohnhaften Interessenten, wie mir, eine Teilnahme ermöglicht. Natürlich wäre eine Präsenz- Veranstaltung für den persönlichen Austausch mit den Referenten und den anderen Teilnehmern noch besser gewesen, allerdings haben die »Frankfurter« Teilnehmer ein Get-together organisiert, sodass auch ein persönliches Kennenlernen möglich war. Inhaltlich hat das Zoom-Format dem Programm jedenfalls keinen Abbruch getan und war sehr gelungen.

Weitere Informationen finden sich auf der Internetseite des Fachbereichszentrums für Schlüsselqualifikationen der Goethe-Universität Frankfurt a.M. 

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