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Dr. Patric Mau, Köln | Okt 15, 2021
Nachdem ich den Entschluss gefasst hatte, meine Wahlstation im englischsprachigen Ausland zu absolvieren, fiel meine Wahl auf den internationalen Wirtschaftsstandort Dubai. Im Rahmen einer Internetrecherche bin ich auf die Kanzlei Schlüter Graf aufmerksam geworden.
Aufgrund des hervorragenden Renommees habe ich mich für eine Initiativbewerbung entschlossen. Nach einem sehr angenehmen Vorstellungsgespräch via Telefon erhielt ich eine Zusage.
Etwa einen Monat vor dem Beginn der Stage habe ich mich von Deutschland aus um die Unterkunft bemüht. Über eine Internetplattform habe ich ein möbliertes Apartment in einer Wohnanlage gefunden. Im Internet gibt es zahlreiche Seiten, die entsprechende Unterkünfte anbieten. Preislich lagen die Wohnungen in etwa zwischen 600 und 1.200 EUR, abhängig von der Lage und Ausstattung. Viele Unterkünfte bieten auch eine wöchentliche Reinigung sowie Zugang zum Fitnessstudio und Pool an. Die Kanzlei befindet sich in der Business Bay. Nahegelegene Wohnungen findet man direkt in der Business Bay oder Downtown. Auch Marina (nahe der Palme) ist sehr schön zum Wohnen, allerdings hat man hier einen etwas weiteren Weg zur Arbeit.
Den Weg zur Arbeit habe ich mit einem Mietwagen absolviert. Parken konnte ich im Gebäude der Kanzlei. Dubai verfügt zwar auch über öffentliche Verkehrsmittel wie Bus und Bahn, das Netz ist jedoch nicht so umfassend ausgebaut wie in Deutschland. Zudem hat man die Möglichkeit mit dem Taxi zu fahren, was sich jedoch je nach Distanz und Häufigkeit preislich summieren kann. Auch aufgrund der hohen Temperaturen im Sommer habe ich mich deshalb für einen Mietwagen entschieden.
Für den täglichen Weg zur Arbeit zahlte Schlüter Graf eine monatliche Zulage. Insoweit hatte ich die Wahl, ob mir das Geld in bar ausgezahlt wird oder ich über die Kanzlei ein Fahrzeug anmiete. Für den ersten Monat hatte ich selbstständig über das Internet ein Fahrzeug von Deutschland aus angemietet und dieses bei meiner Ankunft am Flughafen in Empfang genommen. Für diesen Monat wurde mir eine Zulage von Schlüter Graf in bar ausgezahlt. Für die übrigen zwei Monate habe ich dann – statt der Barauszahlung – ein neues Fahrzeug über Schlüter Graf angemietet. Dies hatte den Vorteil, dass die Konditionen zur Anmietung vor Ort deutlich günstiger sind als von Deutschland aus.
Nach Dubai eingereist bin ich mit einem Touristenvisum. Dieses muss nicht im Vorfeld beantragt werden, sondern wird bei der Ankunft in Dubai am Flughafen ausgestellt. Mit einem Touristenvisum ist man jedoch nicht zur Arbeit in den Vereinigten Arabischen Emiraten berechtigt. Aufgrund dessen bin ich bereits einige Tage vor meinem ersten Arbeitstag in Dubai angekommen und habe meinen Reisepass in der Kanzlei abgegeben. Bei dieser Gelegenheit durfte ich auch das Team zum ersten Mal persönlich kennenlernen. Nach Unterzeichnung des Arbeitsvertrages und Übergabe meines Reisepasses konnte Schlüter Graf damit beginnen, mein Arbeitsvisum zu beantragen. Das Gesetz in den Vereinigten Arabischen Emiraten sieht hierzu vor, dass man einen medizinischen Test absolviert und ein Seminar über Dubai besucht. Alle weiteren Schritte sowie die Kosten für das Visum wurden von Schlüter Graf übernommen. Wenige Tage später habe ich dann mein Arbeitsvisum und die
Emirates-ID erhalten. Im Anschluss daran konnte ich auch meinen deutschen Führerschein in einen nationalen Führerschein umwandeln.
Mit Erhalt meines Arbeitsvisums konnte ich dann auch mit meiner Tätigkeit bei Schlüter Graf beginnen. Die Arbeitszeiten waren von 9.00 bis 18.00 Uhr mit einer Stunde Mittagspause. Gearbeitet habe ich fünf Tage die Woche, wobei nach Rücksprache auch mal ein Studientag möglich war. Die Arbeitswoche ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten von Sonntag bis Donnerstag. Freitag und Samstag ist Wochenende.
Gleich zu Beginn meiner Tätigkeit durfte ich an einem Business Breakfast der Deutschen Auslandshandelskammer teilnehmen. Hier wurden aktuelle Entwicklungen in der Region besprochen. Die tägliche Arbeit bei Schlüter Graf erfolgte zum größten Teil in englischer Sprache, wozu zwingend gute Englischkenntnisse erforderlich sind. Dies sollte jedoch nicht abschrecken. Durch den täglichen Umgang mit englischen Schriftsätzen gewöhnt man sich schnell an das Business English. Im ersten Abschnitt meiner Ausbildung lag der Fokus in der Einarbeitung in das Recht der Vereinigten Arabischen Emirate, einschließlich der jeweiligen Besonderheiten der lokalen Freihandelszonen. Neben arbeitsrechtlichen Fragestellungen und dem Verfassen von Schriftsätzen durfte ich auch Behördengänge tätigen und an Mandantentreffen teilnehmen. Die praxisorientiere Ausbildung ermöglichte Einblicke in die tägliche Arbeit eines Anwalts in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Während meiner täglichen Arbeit habe ich unter anderem die Gelegenheit erhalten die Freihandelszonen in Dubai sowie andere Emirate wie Sharjah und Fujairah zu besuchen. Hierdurch erhielt ich weitere Eindrücke über die wirtschaftlichen Strukturen des Landes und die Arbeitsweise der Behörden. Die Arbeit war jedoch nicht nur auf die Vereinigten Arabischen Emirate beschränkt. Vielmehr habe ich auch die Möglichkeit erhalten weitere Rechtssysteme wie das von Saudi- Arabien oder Marokko kennenzulernen. Der Schwerpunkt der Arbeit lag hier auf der Vertragsgestaltung im Handels- und Gesellschaftsrecht. Aber auch das Verfassen von Aufsätzen und der Austausch mit den Standorten in Deutschland war Bestandteil der täglichen Arbeit in Dubai. Große Freude hat mir insbesondere die Vertragsgestaltung bereitet. Hierbei hatte ich die Möglichkeit, bei der direkten Mandantenarbeit mitzuwirken, um zielorientierte Lösungen zu entwickeln. Neben der Ausarbeitung von Verträgen gehörte hierzu unter anderem die Gestaltung von Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Der ständige Austausch mit den Anwälten hat mir sehr geholfen, ein praxisorientiertes Problembewusstsein zu entwickeln und lösungsorientiert zu arbeiten. Die Ergebnisse wurden in der Regel als Vermerk, Vertragsentwurf, Schriftsatz oder auch als Präsentation präsentiert. Durch das Verfassen von Legal Briefings, Practice Notes und anderen Aufsätzen hatte ich darüber hinaus die Möglichkeit, mich in weitere Thematiken und Besonderheiten des Rechts der Vereinigten Arabischen Emirate und anderen Golfstaaten einzuarbeiten. Insgesamt hat mir die gemeinsame Arbeit im Team große Freude bereitet. Neben der fachlichen Ausbildung hatte ich das Glück, mit tollen Kollegen zusammenzuarbeiten, die bei offenen Fragen stets weitergeholfen haben.
Nach der Arbeit und am Wochenende verblieb genügend Freizeit, um die Stadt Dubai besser kennenzulernen. Zudem hatte ich die Möglichkeit, meinen Urlaub für die Stage voll auszuschöpfen. Im Hinblick auf das Freizeitangebot bleiben in Dubai keine Wünsche offen. Neben den klassischen Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel Burj Khalifa, bietet die Stadt zahlreiche Freizeitaktivitäten. Von einer Wüstensafari über Jetski- fahren, Fallschirmspringen bis hin zum Schlittschuh- oder Skifahren ist alles möglich. Die großen Einkaufszentren wie die Dubai- oder Emirates Mall locken mit zahlreichen Geschäften, Restaurants und Kinos. Langeweile kommt hier keine auf. Auch das Emirat Abu Dhabi ist mit dem Auto gut zu erreichen. Hier lohnt sich ein Besuch bei der Grand Mosque, Ferrari-World oder Grand-Prix-Rennstrecke. Auch wenn die Temperaturen im Sommer sehr hoch sein können, hatte ich genügend Gelegenheiten am frühen Morgen oder am Abend die Strände – wie zum Beispiel Kite Beach – zu besuchen. Zudem findet man zahlreiche Beach Clubs mit klimatisierten Pools. Zum Flanieren gibt es ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten wie beispielsweise Jumeirah Beach Residence (JBR), City Walk oder La Mer. Wer gerne feiert, findet zahlreiche Bars und Clubs in der Stadt. Auch kulinarisch ist von kleinen Cafés bis hin zu angesagten Restaurants für jeden etwas dabei. Für die wöchentlichen Einkäufe und den täglichen Bedarf gibt es genügend Supermärkte. Preislich entsprachen die Lebensmittel denen in Deutschland oder waren zum Teil etwas teurer. Mittags konnte man sich in der Kanzlei etwas zum Essen mitbringen, Bestellen oder außerhalb des Gebäudes in unmittelbarer Nähe Restaurants besuchen.