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Suitcase

Von RDi-Redaktion,
In der Rubrik Tech & Tools werden Anwendungen vorgestellt, die den juristischen Alltag vereinfachen, ergänzen oder in sonstiger Weise verbessern können. Dabei handelt es sich überwiegend, aber nicht ausschließlich, um kommerzielle Angebote. Suitcase ist eine deutsche Plattform zur Streitbeilegung, die das Double-BlindBidding-Verfahren nutzt.

Welches Problem löst Suitcase?

Recht haben, Recht bekommen und Recht durchsetzen sind drei verschiedene Dinge. An der Uni wirkt das manchmal noch recht einfach, die Frage dort lautet oft: Wie ist die Rechtslage? Und die Antwort ist, dass ein (zivilrechtlicher) Anspruch besteht oder eben nicht.

In der realen Welt ist dies aber nur der Anfang. Wenn jemand beispielsweise einen Anspruch auf Abfindung nach einer Kündigung oder auf Rückzahlung der Mietkaution hat, steht dieser Anspruch erst einmal nur auf dem Papier. Wenn die Gegenseite dies anders sieht, folgt in der Regel ein Rechtsstreit und die Rechtsdurchsetzung kann dann schnell mehr Geld kosten als der Anspruch wert ist. 

Man ist vielleicht sogar bereit,  auf einen Teil des Anspruchs zu verzichten, wenn alles nur schnell und unkompliziert gehen würde und die Restsumme zeitnah auf dem Konto eingeht. Aber das wird man in der Regel nicht offenlegen, um die eigene Argumentation nicht zu schwächen.

Wie genau funktioniert Suitcase?

Suitcase ist eine Online-Plattform zur Streitbeilegung, die ein digitales Schlichtungsverfahren anbietet, wenn im Ergebnis über eine Geldzahlung gestritten wird.

Im ersten Schritt meldet sich eine Partei bei Suitcase an, beschreibt den Konflikt und nennt eine Summe, die sie noch als fairen Kompromiss akzeptieren würde. Suitcase informiert dann den Konfliktpartner. Wenn dieser ebenfalls bereit ist, eine Streitbeilegung über die Plattform zu versuchen, gibt auch dieser einen Einigungsvorschlag ab.

Das wichtige ist, dass keine Seite die Summe kennt, die die andere Partei genannt hat (sog. Double Blind Bidding). Liegen beide Summen zu weit auseinander, fordert Suitcase die Konfliktpartner auf, die jeweiligen Vorschläge nachzubessern. Wenn eine Einigung erzielt wird, erstellt Suitcase direkt einen Vertrag. Der Anspruchsteller verzichtet darin auf alle weiteren Ansprüche. Im Gegenzug zahlt der Anspruchsgegner die vereinbarte Summe sofort aus.

Die Bedenkzeit ist dabei befristet, um zügig eine Einigung zu erzielen. Die konkrete Dauer hängt vom Streitgegenstand ab. Das Verfahren dauert im besten Fall aber nur wenige Tage und selbst bei aufwändigeren Verfahren ist die Abstimmung in der Regel innerhalb eines Monats erledigt.

Wer steht hinter Suitcase?

Die Suitcase GmbH wurde im Jahr 2022 von Tim Kniepkamp, Tim Fischer und Philipp Hertel gegründet und hat ihren Sitz in München. Die Gründer haben einen Hintergrund in Jura, BWL, Psychologie und Informatik. Gefördert wurde das Startup unter anderem durch das GFFU Gründerstipendium.

Was kostet Suitcase?

Beim Eröffnen wird eine Servicegebühr von 29,99 Euro fällig. Im Erfolgsfall nimmt Suitcase zudem 10 Prozent der Einigungssumme, aber maximal 300 Euro. Die Kosten übernimmt der Anspruchsteller. Firmenkunden (Kanzleien und Rechtsschutzversicherern) wird die Servicegebühr erlassen.

Wer sind die Konkurrenten?

Chevalier aus Berlin unterstützt ebenfalls technologie-basiert unter anderem bei Ansprüchen auf eine arbeitsrechtliche Abfindung und die Europäische Kommission stellt mit der Europäischen Plattform für Online-Streitbeilegung (OSPlattform) ein eigenes Angebot zur Verfügung, um bei Streitigkeiten nach einem Online-Einkauf zu vermitteln. Ansonsten bleibt immer der Gang zu Gericht. 

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