In der Rubrik Tech & Tools werden Anwendungen vorgestellt, die den beruflichen Alltag vereinfachen, ergänzen oder in sonstiger Weise verbessern können. Dabei handelt es sich überwiegend, aber nicht ausschließlich, um kommerzielle Angebote, die bei Bedarf getestet und am Markt eingekauft werden können. In dieser Ausgabe wird mal wieder ein kostenloses Angebot vorgestellt: Die Wayback Machine des Internet Archives.
Welches Problem löst die Wayback Machine?
Das Internet ist ein schnelllebiger Ort. Webseiten entstehen über Nacht, erreichen schnell eine hohe Reichweite und können genauso schnell wieder verschwinden. Andere Webseiten etablieren sich, aber der konkrete Beitrag, der gestern noch auf der Startseite war, ist auf einmal nicht mehr auffindbar. Klar, das Internet vergisst nicht. Aber das heißt nicht, dass man auch immer alles wiederfindet.
Diese Schnelllebigkeit und regelmäßige Unauffindbarkeit von Inhalten kann für Juristen dann zum Problem werden, wenn es für einen Rechtsstreit oder eine sonstige rechtliche Angelegenheit darauf ankommt, was an einem konkreten Tag auf einer konkreten Webseite für ein konkreter Inhalt veröffentlicht war. Der persönlichkeitsrechtswidrige Blogbeitrag, der strafrechtlich relevante Hass-Kommentar im Forum oder die wettbewerbsrechtswidrige Online- Werbung sind schnell ins Netz gestellt, aber eben auch schnell wieder verschwunden. Wer dann keinen Screenshot gemacht hat, hat ein Problem. Insbesondere forensisch tätige Rechtsanwälte kennen diese Herausforderung gut.
Ein ähnliches Problem kann bestehen, wenn generell relevant ist, wie eine Webseite vor einen Monat, vor einem Jahr oder vor zehn Jahren konkret aussah und was dort im Einzelnen dargestellt wurde. Leider kann man im Vergleich beispielsweise zur Wikipedia bei Webseiten im Internet nicht einfach eine Version zurückgehen, um zu schauen, wie sie vorher aussah. Dieses Problem löst die Wayback Machine des Internet
Archives – zumindest teilweise.
Wie genau funktioniert die Wayback Machine?
Die Wayback Machine ist eine Art Langzeitgedächtnis des Internets, welches jedenfalls einzelne Momentaufnahmen von Webseiten für die Allgemeinheit archiviert.
Das Archiv wird dadurch befüllt, dass öffentlich zugängliche Webseiten automatisiert in bestimmten zeitlichen Intervallen aufgerufen, heruntergeladen und dauerhaft abgespeichert werden. Das Webarchiv der Wayback Machine enthält inzwischen angeblich mehr als 566 Milliarden Kopien von Webseiten und die Datenbank, in der diese Kopien gespeichert sind, ist damit vermutlich eine der größten Datenbanken der Welt.
Aber es wird auch nicht alles gespeichert. Manche Webseiten sind passwortgeschützt oder untersagen über die robots.txt-Datei das automatisierte Crawlen. Andere Webseiten haben Inhalte, deren Format schwierig zu archivieren ist. Insgesamt wird es immer dann problematisch, wenn sich der Inhalt nicht aus dem HTML-Code der Webseite ergibt. Insbesondere Bilder schaffen es oft nicht ins Archiv.
Auf der Startseite der Wayback Machine kann der Nutzer – wie von anderen Suchmaschinen gewohnt – die gewünschte Webseite in die Suchmaske eingeben. Danach wird zu dieser angefragten Webseite eine Übersicht mit Angaben dazu angezeigt, ob und wann und in welchem Umfang die Webseite abgespeichert wurde. Anhand dieser Übersicht können die abgespeicherten Versionen der Webseiten aufgerufen und angezeigt werden.
Rechtlich gesehen ist die Wayback Machine nicht unumstritten. Durch das Betreiben des Archivs werden unter anderem auch urheberrechtlich geschützte Werke vervielfältigt und wieder öffentlich zugänglich gemacht. Ob für den Betrieb urheberrechtliche Schranken einschlägig sind, ist eine Frage des Einzelfalls. Die Nutzer können sich aber regelmäßig für die Weiterverwertung auf die Rechtspflege-Ausnahme des § 45 UrhG berufen.
Wer steht hinter der Wayback Machine?
Die Wayback Machine wird von dem Internet Archive betrieben. Das ist eine Non-Profit-Organisation, die im Jahr 1996 gegründet wurde und den Sitz in San Francisco in Kalifornien in den USA hat.
Was kostet die Wayback Machine?
Die Benutzung der Wayback Machine ist kostenlos. Das Internet Archive finanziert sich durch Spenden.
Wer sind die Konkurrenten?
Die Wayback Machine ist einzigartig. Ernstzunehmende Alternativen mit einem auch nur annähernd vergleichbaren Umfang existieren nicht.