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RDi-Redaktion | Mai 06, 2024
In der Rubrik Tech & Tools stellen wir dieses Mal die Rechts-KI „Noxtua“ vor, ein unabhängiges und juristisches KI-Sprachmodell aus Deutschland.
Welches Problem löst Noxtua?
Es kostet Zeit und Mühe umfangreiche Rechtstexte zu durchdringen, sich den Inhalt zu erarbeiten und die konkreten Stellen zu finden, die einen etwa als Rechtsanwältin oder Unternehmensjuristen interessieren. Wer zum Beispiel den ursprünglichen Entwurf der EU-Kommission zum AI Act geöffnet hat, sah sich 120 Seiten Text mit mehr als 43.000 Wörtern ausgesetzt. Da musste man erst einmal die Brille putzen und sich frischen Kaffee holen, bevor er oder sie sich mit einem erheblichen Zeiteinsatz durch die Seiten arbeiten konnte.
Wie genau funktioniert Noxtua?
Noxtua ist ein Legal Chatbot, der über einen Internetbrowser auf jedem digitalen
Endgerät verwendet werden kann. Die
Nutzenden können mit Noxtua Fragen an
rechtliche Dokumente stellen, diese analysieren, diese umformulieren sowie Zusammenfassungen schreiben lassen.
Noxtua kann in verschiedenen Sprachen
verwendet werden. Der aktuelle Fokus
liegt auf Deutsch und Englisch. Weitere
Sprachen werden bereits getestet.
Noxtua basiert auf einem selbsterstellten Sprachmodell
und nicht, wie andere Chatbots, auf Sprachmodellen aus
den USA. Die Datenverarbeitung erfolgt zudem auf Servern in Deutschland und ohne Beteiligung von Nicht-EUDienstleistern. Noxtua ist somit die erste souveräne und
europäische Legal-AI mit eigenem Sprachmodell. Dies soll
die hohen Ansprüche an die Vertraulichkeit im Umgang
mit Mandantendaten sicherstellen und die gesetzlichen
Bestimmungen zum Datenschutz und für Berufsgeheimnisträger erfüllen.
Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Wer beispielsweise
den Entwurf des AI Acts nicht in Gänze selbst lesen möchte,
kann die PDF-Datei bei Noxtua hochladen, sich den Text zusammenfassen lassen und gezielt Fragen stellen. Oder man
ist vielleicht auf ein interessantes Gerichtsurteil gestoßen, über das man den Mandanten informieren möchte und
lässt sich von Noxtua die Entscheidung auf Knopfdruck zusammenfassen.
Weitere Funktionen sind in Planung, zum Beispiel standardisierte Workflows, die repetitive Arbeitsprozesse, wie die
Analyse von Verträgen, durch Automation strukturieren
und vereinfachen.
Wer steht hinter Noxtua?
Noxtua wird von dem Berliner KI-Startup
Xayn betrieben und wurde in Kooperation mit der internationalen Wirtschaftskanzlei CMS in Deutschland entwickelt.
Xayn selbst begann als Forschungsprojekt von Dr. Leif-Nissen Lundbæk und
Professor Michael Huth an der University
of Oxford und dem Imperial College London. Im Jahr 2017 gründeten beide das
Berliner Tech-Unternehmen, das zu mehr
als einem Drittel aus promovierten Wissenschaftlern besteht.
CMS ist eine internationale Kanzlei auf
dem Gebiet des Wirtschaftsrechts und
hat das Sprachmodell von Noxtua mit
rechtlicher Expertise, hochwertigen Daten und viel Detailarbeit trainiert.
Was kostet Noxtua?
Noxtua wird in verschiedenen Tarifen angeboten, abhängig von den jeweiligen Bedürfnissen der Kunden. Je nach
Nutzungsvolumen startet dies bei weniger als 100 EUR pro
Nutzer und Monat.
Wer sind die Konkurrenten?
Die internationale Wirtschaftskanzlei Allen & Overy nutzt
den AI-Chatbot Harvey und die internationale Wirtschaftskanzlei Hogan Lovells hat mit CRAIG ebenfalls einen AIChatbot entwickelt. Beide basieren aktuell auf den Sprachmodellen von OpenAI.