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Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand, Frühjahr 2025

Dr. Hans-Jürgen Hillmer

Weiter zunehmender Anpassungsdruck im Finanzmanagement

 

Die wirtschaftliche Lage des Mittelstands war schon im Herbst 2024 und somit das zweite Jahr in Folge angespannt. Eine Aufhellung der Stimmung der Mittelständler gibt es bisher auch in 2025 leider nicht. Im Gegenteil: Der Creditreform Geschäftsklimaindex (CGK) weist mit Stand 24.4.2025 aus, dass das Vertrauen der Unternehmer in den Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig erschüttert ist. Es gibt zwar einige Hoffnungsschimmer, aber der überwiegende Teil der Unternehmenslenker bleibt trotz des Versprechens einer „Wirtschaftswende“ resigniert.


 

Praxis-Info!

 

Zunehmende Belastungen

Die wirtschaftliche Lage des Mittelstands bleibt auch im Frühjahr 2025 und somit das dritte Jahr in Folge angespannt (zu den Vorjahresergebnissen siehe den Beitrag des Verfassers im BC-Newsletter vom 5.10.2023 bzw. zuletzt im BC-Newsletter vom 4.10.2024). Der Creditreform Geschäftsklimaindex für den Mittelstand (CGK) verharrt mit minus 2,9 Punkten im negativen Bereich (Vorjahr: minus 1,4 Punkte). Bereits zum dritten Mal in Folge – und zum vierten Mal in den vergangenen fünf Jahren – überwiegt in der Bewertung der Geschäftslage die negative Einschätzung.

„Fünf Jahre nach Pandemie-Beginn und viele Krisen später ist ein Großteil der Unternehmen in Deutschland geradezu verzweifelt. Vom politisch erhofften Aufschwung ist aktuell nichts zu spüren“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. Belastend wirken die schwache Industrieproduktion, die anhaltende Krise im Baugewerbe, zunehmende geopolitische Unsicherheiten sowie Zollstreitigkeiten.

 

 

Weitere Umsatzrückgänge und …

Auch zu Jahresbeginn 2025 blieb die konjunkturelle Entwicklung schwach. Wie schon im Vorjahr meldete ein erheblicher Teil der Unternehmen Umsatzrückgänge (31,0%; Vorjahr: 31,7%), während lediglich 20,4% über Umsatzsteigerungen berichteten – nach 23,9% im Vorjahr. „Seit über zwei Jahren wächst der deutsche Mittelstand nicht mehr. Das Warnsignal könnte größer nicht sein“, mahnt Hantzsch. Die neue Bundesregierung müsse u.a. eine umfassende Unternehmenssteuerreform anstoßen und bessere Investitionsanreize schaffen.

 

Abb. 1: Forderungsausfälle im deutschen Mittelstand

 

 

… zunehmende Zahlungsausfälle und Liquiditätsengpässe

Zudem berichteten die Unternehmen häufiger als im Vorjahr von Zahlungsausfällen – ein zusätzlicher Belastungsfaktor in der aktuellen Lage. 11,2% der Befragten verzeichneten Forderungsausfälle von mehr als einem Prozent ihres Umsatzes (Vorjahr: 8,2%) und nur 20,9% blieben davon verschont.

 

 

Forderungen an die neue Bundesregierung

Vier Themen stehen für mittelständische Unternehmen aktuell im Vordergrund: An erster Stelle wird mit 84,% der Bürokratieabbau genannt. Es folgen die Senkung der Energiepreise (59,0%) sowie steuerliche Entlastungen (58,8%). Wie dringlich wirtschaftspolitische Maßnahmen sind, zeigt sich an den immer klarer sichtbaren Folgen der anhaltenden Wirtschaftskrise: Hantzsch nennt insoweit weiter zunehmende Insolvenzen, einen schrumpfenden Unternehmensbestand und den Beschäftigungsabbau im Mittelstand.

 

 

Abb. 2: Entwicklung der Geschäftslage bei mittelständischen Unternehmen

 

 

Hoffnung auf Frühjahrsbelebung

Für die kommenden Monate wird vereinzelt mit einer saisonalen Belebung gerechnet: 27,8% der Unternehmen erwarten steigende Umsätze, was etwa dem Vorjahreswert entspricht. 18,1% befürchten jedoch weiterhin Umsatzrückgänge (Vorjahr: 19,6%). Der Anteil der Pessimisten bleibt somit hoch. So musste auch der noch amtierende Bundeswirtschaftsminister Habeck am 24.4.2025 in seiner voraussichtlich letzten Pressekonferenz leider verkünden, dass die Wachstumsprognosen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) für 2025 auf 0% und für 2026 auf 0,9% herabgesetzt wurden (Vorstellung der Frühjahrsprojektion 2025 der Bundesregierung). Umso mehr verdient Unterstützung, was seitens der Creditreform-Experten angemahnt wurde: „Der Fingerzeig auf die Politik reicht allerdings nicht aus, um die Situation zu ändern. Ebenso müssen Unternehmer, Arbeitnehmer und die Gesellschaft insgesamt dafür sorgen, dass wir den enormen Herausforderungen der neuen Zeit gewachsen sind“, so Hantzsch.

 

 

Praxishinweise:

  • Und wie schon im Vorjahr wird in der Finanzbuchhaltung der Anpassungsdruck noch weiter steigen. Beispielsweise betrifft das die vorgesehenen Einzel- und Pauschalwertberichtigungen auf Forderungen oder bisherige Ansätze für (Drohverlust-)Rückstellungen. Statistiken wie die nun von der Creditreform vorgelegten (siehe unter https://www.creditreform.de/aktuelles-wissen/pressemeldungen-fachbeitraege/news-details/show/wirtschaftslage-und-finanzierung-im-mittelstand-fruehjahr-2025) bieten Anhaltspunkte, um die Ausübung der dabei auszufüllenden Ermessensspielräume zu begründen.
  • Vielerorts schon in 2024 auf den Weg gebrachte Planrevisionen müssen aktualisiert werden, und Risikomanager werden ihre Warnschwellen überprüfen müssen.
  • Weiterhin muss auch im Forderungsmanagement zugelegt werden, da derart massive Verschlechterungen nicht ohne Auswirkungen auf die Beitreibung von Forderungen bleiben werden.
  • Was nach Meinung führender deutscher Wirtschaftsexperten generell nun zu tun ist, konnte zuletzt im BC-Newsletter vom 10.4.2025 nachgelesen werden: Unternehmen haben Resilienz (Widerstandsfähigkeit) aufzubauen und damit Anpassungsfähigkeit zu beweisen. Damit verbundene konkrete Aufgabenstellungen sind ein proaktives Risk Management, ein ständiges Hinterfragen des Geschäftsmodells und eine Echtzeit-Performance-Messung.

 

Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld

 

 

BC 5/2025

BC20250521

 

 

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