Prof. Dr. Christian Zwirner
Der Fachausschuss für Unternehmensbewertung und Betriebswirtschaft (FAUB) des IDW hat seine Empfehlungen zum Ansatz der Marktrisikoprämie zur Ermittlung des Kapitalisierungszinssatzes bei Unternehmensbewertungen aufgrund der besonderen Situation an den Kapitalmärkten (anhaltendes Niedrigzinsniveau) im Oktober 2012 angepasst. Diese Anpassung liegt mittlerweile über fünf Jahre zurück, ist aber dennoch weiterhin aktuell.
Praxis-Info!
Im Zuge der internationalen Finanzmarktkrise 2008/2009 kam es zu Verwerfungen an den internationalen Kapitalmärkten. Zur Stabilisierung der Märkte verfolgt die EZB seitdem eine expansive Geldpolitik. Eine Folge dieser Politik ist der bis heute anhaltende rapide Rückgang der Renditen risikoloser Staatsanleihen. Infolgedessen sank auch der für Unternehmensbewertungen relevante Basiszinssatz nach IDW S 1, der maßgeblich von der Entwicklung deutscher Staatsanleihen abhängt.
Abb.: Zusammensetzung des Kapitalisierungszinssatzes
Dem nachhaltig gesunkenen Zinsniveau hinsichtlich des Basiszinssatzes stehen seit mehreren Jahren steigende oder zumindest stabile Gesamtmarktrenditen an den Aktienmärkten gegenüber. Diese Entwicklung hat nach Auffassung des FAUB auch Auswirkungen auf die Höhe der Marktrisikoprämie, die sich definiert als Differenz zwischen Gesamtmarktrendite und risikolosem Basiszinssatz. Mit sinkenden Basiszinssätzen und zumindest stabilen Gesamtmarktrenditen müsse nach Auffassung des FAUB somit ein Anstieg der Marktrisikoprämie einhergehen. Um diesen Entwicklungen Rechnung zu tragen, empfahl der FAUB des IDW im Oktober 2012 eine Erhöhung der Bandbreite zur Marktrisikoprämie
- von 4,5% bis 5,5% auf nunmehr 5,5% bis 7,0% (vor persönlichen Steuern) sowie
- von 4,0% bis 5,0% auf nunmehr 5,0% bis 6,0% (nach persönlichen Steuern).
Nach aktueller Ansicht des FAUB gelten die im Oktober 2012 herausgegebenen Empfehlungen zur Marktrisikoprämie nach wie vor auch im Jahr 2018.
In der Praxis ist zu beobachten, dass angesichts des anhaltend niedrigen Basiszinssatzes in vielen Fällen eine Orientierung an der oberen Bandbreite der dargestellten IDW-Empfehlung für die Marktrisikoprämie erfolgt. |
WP StB Prof. Dr. Christian Zwirner,
Dr. Kleeberg & Partner GmbH WPG StBG, München (www.kleeberg.de)
BC 9/2018
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