In Zeiten von Stagnation oder gar Rezession geraten Unternehmen zunehmend in die Krise. Sie werden u.a. gezwungen, ihre Kapazitäten anzupassen (zu reduzieren) oder die Herstellung von Produkten mit zu niedrigen Margen einzustellen. Rechnungswesen und Controlling haben dabei Führungsinformationen zu liefern, mit denen Unternehmenskrisen vorausschauend erkannt und rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergriffen werden können.
Welche Früherkennungssignale gibt es für Unternehmenskrisen, und welche erfolgversprechenden Maßnahmen zur Firmensanierung können ergriffen werden? Mit einer kompakten Checkliste geben die Autoren hierzu handfeste Antworten für die Rechnungswesenpraxis.
Im Lebenszyklus eines Unternehmens gibt es drei verschiedene Phasen, die besonders krisenanfällig sind:
Marktveränderungen,
starkes Wachstum (vielfach kombiniert mit Organisationsproblemen) sowie
ein (Generations-) Wechsel in der Unternehmensleitung.
Betrachtet man die konkreten Ursachen für wirtschaftliche Zusammenbrüche, sind vor allem bei mittelständischen Unternehmen drei wesentliche Gründe für Unternehmenszusammenbrüche zu nennen (vgl. auch BC 3/1998, S. 49 f.):
fehlendes Eigenkapital,
zunehmende Absatzprobleme,
gravierende Managementfehler.
Daraus ergeben sich wiederum drei verschiedene Krisenformen:
Strategie-,
Erfolgs- und
Liquiditätskrisen.
Liquiditätskrise: Zu später Ansatzpunkt?
Der Sanierungsbedarf für ein Unternehmen wird häufig sehr spät erkannt. Erst wenn sich eine Liquiditätskrise, die letzte und am einfachsten zu erkennende Phase vor der Insolvenz, ankündigt, die mit zunehmendem Bedarf an Finanzierungsmitteln beginnt, ist man spätestens im Unternehmen alarmiert. Jetzt sollen in kürzester Zeit Gegenmaßnahmen getroffen werden, um einen drohenden Zusammenbruch zu verhindern.
Auch wenn bereits eine Liquiditätskrise droht oder besteht, gibt es dennoch erfolgversprechende Ansätze für eine Unternehmenssanierung.
Beispiele für solche Spätmaßnahmen, die sofort greifen müssen, sind:
Forderungsverzichte von Gesellschaftern und Banken,
engste Kostenbudgetierung,
straffe Liquiditätsplanung und -kontrolle,
Verabschiedung von Sozialplänen,
Verkauf von Beteiligungen und Sachanlagen.
Der Zeitpunkt der Liquiditätskrise ist für eine Sanierung in vielen Fällen zu spät.
Nur das frühzeitige Erkennen von Insolvenzsymptomen und die Kenntnis der wesentlichen Insolvenzursachen kann betrieblichen Insolvenzen wirklich nachhaltig vorbeugen. Man kann dieses erfolgversprechende Frühwarnsystem mit einem strategisch ausgerichteten Scanner vergleichen. Alle strategischen Faktoren müssen sozusagen ständig im Hinblick auf Abweichungen „gescannt“ werden. Dies gilt insbesondere für die „schwachen Signale“ (Weak-Signals, z.B. steigende Zahl der Garantiefälle).
Voraussetzung für ein wirksames Frühwarnsystem ist mithin eine regelmäßige und systematische Beobachtung der Marktposition, des Wettbewerbsverhaltens sowie der Kundenerwartungen.
Unternehmern sowie deren leitenden Mitarbeitern und Beratern sollten deshalb die typischen Krisensymptome und mögliche Reaktionen immer gegenwärtig sein. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über solche wichtigen Symptome/Reaktionen.
Absatzmarkt | |
Krisensymptome |
Mögliche Reaktionen |
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Beschaffungsmarkt | |
Krisensymptome |
Mögliche Reaktionen |
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Mitarbeiter | |
Krisensymptome |
Mögliche Reaktionen |
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Unternehmensführung | |
Krisensymptome |
Mögliche Reaktionen |
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Gläubiger | |
Krisensymptome |
Mögliche Reaktionen |
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Finanz- und Rechnungswesen | |
Krisensymptome |
Mögliche Reaktionen |
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Zu einer erfolgreichen Unternehmenssanierungs-Strategie gehören nicht nur betriebs- und finanzwirtschaftliche Maßnahmen, sondern auch konkrete rechtliche Schritte (z.B. Rankrücktrittserklärung). |
DIE AUTOREN
Dr. K. Jan Schiffer, Rechtsanwalt, Bonn (http://www.schiffer.de) und Claus J. Peters, Rechtsanwalt, Kleve, beide Partner der Beratungskanzlei SP§P Schiffer.Peters.Ziegler, sowie Dipl.-Kfm. Stefan Wehner, Wirtschaftsprüfer und Certified Fraud Examiner, eigene Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzlei, Hanau-Mittelbuchen.
BC 12/2002
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