Ursachen und Erfolgsfaktoren von Restrukturierungsmaßnahmen (2003)
Erhebliche Kreditverteuerung und -verknappung, zunehmende Unternehmensinsolvenzen und wachsende Internationalisierung (Verlagerung der Bereiche Einkauf, Produktion, Services etc. ins Ausland) führen bei deutschen Unternehmen kurz- und mittelfristig zu weiterem Restrukturierungsbedarf.
Wann reagieren Unternehmen auf Krisen?
Controlling und Rechnungswesen sind sowohl bei der Früherkennung von Krisen als auch in der Umsetzungsphase von Verbesserungsmaßnahmen im Unternehmen gefordert. Eine umfangreiche Studie, welche die Roland Berger Strategy Consultants im November 2003 veröffentlicht hat, gibt konkrete Anhaltspunkte, wann das Controlling die „Warnkelle“ zur Einleitung von Restrukturierungsprojekten heben sollte und welche Maßnahmen dabei in Frage kommen. Unternehmen reagieren nach der jüngsten Befragung der Roland Berger Strategy Consultants (nähere Angaben zur Studie siehe Kasten unten) früher auf Krisen: In 2003 haben rund 68 % der Unternehmen den Restrukturierungsbedarf erst bei bereits eingetretener Ergebnis- bzw. Liquiditätskrise erkannt – 2001 waren es noch 80 %. Im Einzelnen:
Folgende Faktoren erhöhen die Restrukturierungswahrscheinlichkeit:
Eine frühe und konsequente Reaktion auf erkannte Krisen ermöglicht eine erfolgreichere Umsetzung der Restrukturierung; bei zu langem Zögern droht eine Bestandsgefährdung des Unternehmens. Der Zeitraum zwischen Krisenerkennung und Beginn der Restrukturierung beträgt durchschnittlich 1,2 Jahre und hat sich somit gegenüber 2001 von 30 Monate (2,5 Jahre) auf 14 Monate halbiert. Im Einzelnen:
Damit liegen bei 30 % der Unternehmen immer noch 12 Monate und mehr zwischen Krisenerkennung und Beginn der Restrukturierung. Große Unternehmen (durchschnittliche Reaktionszeit: 5 Monate) reagieren deutlich schneller auf Krisen als kleine (durchschnittliche Reaktionszeit: 15 Monate). 96 % der Unternehmen weisen Managementinformationssystemen (MIS) eine hohe Bedeutung bei der Erkennung von Restrukturierungsbedarf zu – aber nur 57 % geben an, ein solches Instrument vollständig implementiert zu haben. Insbesondere bei kleineren Unternehmen fehlen Frühwarnsysteme (vgl. Abb.). Unternehmen, die Früherkennungsinstrumente (z.B. rollierende Liquiditätsvorschau, Balanced Scorecard) eingeführt haben, weisen eine deutlich kürzere Reaktionszeit bei Krisen auf. Von den 17 % der Unternehmen, die in einer Liquiditätskrise waren (siehe oben „Erkennen des Restrukturierungsbedarfs“), haben 72 % daraus gelernt und eine rollierende Liquiditätsvorschau vollständig eingeführt. Welche Maßnahmen werden zur Krisenbewältigung ergriffen? Bei nahezu allen Restrukturierungen wird Personal abgebaut; sie ist damit die häufigste Maßnahme. Im Einzelnen:
In 47 % der Fälle kommt es zu Lohnverzicht durch die Mitarbeiter – der Anteil hat sich gegenüber 2001 fast verdoppelt. Durch Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat lassen sich Konsenslösungen zur Reduzierung des Personalaufwands häufiger umsetzen. Von den Befragten, die sehr eng mit dem Betriebsrat kooperieren, vereinbarten 68 % einen Lohnverzicht der Mitarbeiter – bei den übrigen Unternehmen beträgt dieser Anteil lediglich 40 %. Als Instrumente zur Reduzierung des Personalaufwandes werden eingesetzt:
Zu den Instrumenten der Restrukturierung zählen bei den befragten Unternehmen nicht nur Kostensenkungen: 82 % der Unternehmen haben im Rahmen der Restrukturierung ein Ertragssteigerungs-Programm (Sales up) durchgeführt – 2001 lag der Anteil noch bei 49 %).
BC 2/2004 |