Nichtfinanzielle Aspekte der UnternehmenssteuerungNeben die traditionell an finanziellen Kennzahlen orientierte Unternehmenssteuerung tritt mehr und mehr ein ergänzender Faktor in den Unternehmen: das auf nichtfinanzielle Aspekte achtende Verantwortungsbewusstsein. Auf dem kürzlich veranstalteten 75. Deutschen Betriebswirtschafter-Tag (DBT) fand deshalb auch eine Sitzung des AK Integrated Thinking (AKIR) viel Beachtung. Die Teilnehmer beschrieben den aktuellen Entwicklungsstand von konzeptionellen Grundlagen bis hin zur integrierten Berichterstattung.
Praxis-Info!
Hintergrund Zum Management des Wandels ist am 22./23.9.2021 der 75. DBT veranstaltet worden. Unter dem Leitmotto „Transformation ist die Maxime“ wurde auch ein Tagungsblock geboten, der sich mit der Bedeutung der Sustainable Development Goals (SDGs – weiterführende Nachhaltigkeitsziele) im Kontext des Integrated Thinking befasste. In der Einführung wurde von Prof. Dr. Axel Haller betont, dass die Berücksichtigung nichtfinanzieller Aspekte in der Unternehmensführung immer wichtiger werde und zunehmend Akzeptanz finde. Hierbei liege die Verantwortung für den Unternehmenswert beim CFO (Chief Financial Officer – Finanzvorstand bzw. kaufmännischen Leiter) – und damit sind auch die ihm zuarbeitenden Bilanzbuchhalter/innen und Controller/innen besonders gefordert, ihren Beitrag zu leisten.
Lösung Als Vertreter der Wissenschaft beschrieb Prof. Dr. Peter Lorson (Professur für Unternehmensrechnung und Controlling & Center for Accounting and Auditing, Universität Rostock) in die Thematik einführend kurz die SGDs in Form einer Agenda 2030 mit ihren 17 Oberzielen und ging dann kurz auf den EU-Richtlinienentwurf ein. Gefordert ist eine multidimensionale Unternehmensführung (Strategieentwicklung, Entscheidung, Planung, Kontrolle, Berichterstattung, ...), d.h. das Mitdenken von mehreren interdependenten (wechselseitig abhängigen) Zielen (inhaltlich und zeitlich). Wichtig ist für Lorson zunächst ein Verständnis auf Konnektivität (im Sinne von Vernetzung) und damit die Vermeidung von Zuständigkeits-Silos. Wesentlichkeitsbeurteilungen werden unvermeidbar sein, und auch auf eine umfassende Stakeholder-Einbeziehung (z.B. Investoren, Lieferanten, Kunden, Mitarbeiter) kann nicht verzichtet werden. In einem Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen müsse eine Strategie zur Wertschaffung/Zielerreichungmit mittel- bis langfristiger Ausrichtung geschaffen und verfolgt werden. Im entsprechenden Reporting komme es auf die Vermittlung entscheidungsrelevanter Informationen an. Aus dem anschließenden Erfahrungsbericht von Dr. Martin Schloemer zum Thema „Konnektivität, Zielformulierung und Reporting“ lässt sich entnehmen, wie bei der Bayer AG vorgegangen wird. Nachhaltigkeit ist dort Teil des strategischen und normativen Kompasses. Ziel ist es, Wertschöpfung und Wachstum in Einklang mit den UN-Nachhaltigkeitszielen zu bringen. Der Referent beschrieb u.a. näher, wie der sog. ökologische Fußabdruck verringert werden kann. Beim Erreichen des Netto-Null-Emissionsziels bis 2050 sind Erfolgsfaktoren nach den Bereichen Crop Science und Consumer Health zu differenzieren; Tabelle 1 zeigt die konkreten Einzelheiten.
Für die Integration der Nachhaltigkeit in die Berichterstattung bedeutet das neben der Einrichtung von Gremien (u.a. Gründung eines Nachhaltigkeits-Beirats bzw. Nachhaltigkeits-Ausschusses im Aufsichtsrat) hinsichtlich der Berichterstattung konkret Folgendes:
Herausforderungen bestehen nach den Erfahrungswerten von Schloemer in mehrfacher Hinsicht. Fraglich sei z.B., ob operationalisierte, unternehmensspezifische Zielvorgaben und die Erfüllung dieser im Sinne des Rahmenwerks der SDGs (Makro-Ziele) vom Kapitalmarkt bzw. den Ratingagenturen hinreichend gewürdigt werden. Die Bestimmung des „value to society“ (Wertbeitrag für eine nachhaltige Zukunft) ist – so Schloemer – nur schwer monetarisierbar. Das bekräftigte auch Tanja Castor. Das von ihr vertretene Unternehmen BASF engagiert sich in zahlreichen Initiativen zur Integration von SDGs in Geschäftsaktivitäten. 58 Unternehmen haben sich zu den in Tabelle 2 dargestellten vier Prinzipien verpflichtet, um ihre Nachhaltigkeitsziele mit Investments zu verlinken und Strategien finanzieren zu können, die ihren Beitrag zu den SDGs erhöhen.
Dipl.-Kfm. Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld
BC 12/2021
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