Vorwort des VDMA – Eine herausragende neue Plattform für die Industriepraxis
Industrie- und Infrastrukturprojekte bringen besondere Herausforderungen mit sich, insbesondere im internationalen Kontext. Bisher mussten Syndikusrechtsanwälte und externe Rechtsberater zu den relevanten Themen eine Vielzahl an unterschiedlichen Erkenntnisquellen heranziehen. Dies war zwar bisweilen möglich, jedoch stets mit erheblichen Zusatzaufwand verbunden. Die Idee, ein einheitliches Fachmedium zu schaffen, welches die Belange des Industriegeschäfts und der Infrastrukturprojekte behandeln soll, wird seitens des VDMA sehr begrüßt und im Wege einer ideellen Kooperation unterstützt.
Eine Zeitschrift für die Branche mit Beiträgen von Experten mit entsprechend umfassender Expertise soll Anregungen und Hilfestellung für den Rechtsanwender bieten. Das Vorhaben soll jedoch nicht nur dazu animieren, die relevanten juristischen Inhalte ausschließlich zu konsumieren. Für die Rechtsabteilungen in Unternehmen und für Kanzleien ist es gleichzeitig ein Aufruf, diesen Kanal zu nutzen, um den Rechtsfragen bei internationalen Industrie- und Infrastrukturprojekten eine deutlichere Kontur zu verleihen. Dies kann von nationalen Spezialitäten, wie dem deutschen AGB-Recht im unternehmerischen Geschäftsverkehr in Deutschland, über Aspekte der Digitalregulierung in der Europäischen Union und ihre Auswirkungen auf das Industriegeschäft, bis hin zu internationalen Schiedsverfahrensfragen reichen. An Herausforderungen und Möglichkeiten für eine inhaltliche Befassung besteht kein Mangel. Es ist positiv hervorzuheben, dass ein derartiges Vorhaben gemeinsam mit dem renommierten Verlag C. H. Beck realisiert wird. Unter Juristen weckt der Name dieser Institution automatisch Assoziationen an einen hohen Qualitätsanspruch. Ein Effekt, den man auch für den Maschinen- und Anlagenbau in seinem Metier konstatieren muss. Es ist daher mit Stolz und Freude zu sehen, dass unsere Branche durch die ideelle Kooperation zwischen dem Verlag C. H. Beck mit dem VDMA e. V. eine weitere fachspezifische Bühne geboten bekommt.
Der Appell ist klar: Die Herausforderungen sind bedeutend, die Gelegenheit günstig und es liegt in unserer Hand als Fachexpertinnen und Fachexperten, die rechtlichen Themen der internationalen Industrie- und Infrastrukturprojekte näher zu beleuchten. Lassen Sie uns hieraus gemeinsam eine Erfolgs-Story machen. Wir wünschen eine anregende Lektüre und neue Impulse für die Praxis.
RA Dr. Jörg Kondring
Vorsitzender des VDMA Rechtsausschusses
Chefsyndikus, Voith GmbH & Co.
KGaA
Rechtspraxis der Industrie- und Infrastrukturprojekte – First of its kind!
Der deutsche und europäische Maschinen- und Anlagenbau wie auch die Rechtspraxis des nationalen und internationalen Projektgeschäftes stehen derzeit vor großen Umbrüchen. Transformation der Energiewirtschaft, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz, Disruption der Lieferketten, eine fortschreitende Destabilisierung des politischen Umfeldes und eine immer umfassendere Regulatorik stellen alle Beteiligten vor große Herausforderungen. An dieser Stelle möchte die RIIPrax einen Bogen spannen von den eher traditionellen rechtlichen Ansätzen im Industrie- und Projektgeschäft zu den vielfältigen neuen Aspekten, die diese Herausforderungen mit sich bringen.
Gemeinsam mit dem Verlag C. H. Beck und dem VDMA als Kooperationspartner sind die Schriftleiter und Herausgeber überzeugt, dass wir mit der RIIPrax eine Lücke im rechtlichen Zeitschriftenmarkt schließen.
Noch vor zwanzig Jahren war der Anteil deutschsprachiger Literatur im Verhältnis zur wirtschaftlichen Bedeutung des Anlagen- und Projektgeschäftes nahezu marginal. Ohne andere Werke zu schmälern, war das „Rechtshandbuch des Anlagenbaus“ von Bock/Zons bei seiner Erstausgabe in 2015 (!) das erste umfassende Standardwerk zum Anlagenbau/Projektgeschäft in Deutschland, dass nahezu alle vertragsrelevanten Branchenbereiche angesprochen hat. In dieser Tradition versteht sich auch die RIIPrax und soll allen Rechtsanwendern ein (Praxis-)Forum zum Austausch und zur Fortbildung bieten. Auch wenn mittlerweile erfreulicherweise deutlich mehr Fachliteratur erhältlich ist, ist die RIIPrax die erste rechtliche Fachzeitschrift, die sich ausschließlich dem Industrie- und Projektgeschäft widmet.
Mit dem Forum einer Fachzeitschrift haben wir auch die Möglichkeit, neben dem „Brot- und Buttergeschäft“ des Vertragsrechts und der Streitbeilegung wiederkehrende Beiträge zur fortschreitenden Digitalisierung sowie zu angrenzenden Spezialgebieten zu veröffentlichen (beispielsweise Corporate, Compliance, Versicherungsrecht, Finanzierungsrecht, Vergaberecht, IP usw.).
Der immer weiter fortschreitenden Internationalisierung der Vertragspraxis möchten wir auch dadurch gerecht werden, dass regelmäßig Beiträge auch in englischer Sprache veröffentlicht werden – das spiegelt sich auch in der Zusammensetzung der Herausgeberschaft wider.
Ein großer Dank gebührt an dieser Stelle auch noch einmal dem VDMA, durch dessen Kooperation die RIIPrax sicherlich noch einmal deutlich aufgewertet wird. Der VDMA und die Herausgeberschaft möchten hierbei aber hervorheben, dass diese Kooperation rein ideell ist und keinen Einfluss auf den Inhalt der Beiträge hat.
Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre und freuen uns (ausdrücklich!) über jegliche Anregungen und Vorschläge.
Marco Becker
Leiter Recht, Eavor GmbH
Schriftleiter und Herausgeber