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NVwZ Nachrichten

Bundestag beschließt Antrag zur Bekämpfung von Antisemitismus

Von Redaktion beck-aktuell (dpa) | Nov 07, 2024
Der Bun­des­tag hat in sei­ner ers­ten Ple­nar­sit­zung nach dem Ampel-Aus mit brei­ter Mehr­heit einen An­trag mit dem Titel "Nie wie­der ist jetzt: Jü­di­sches Leben in Deutsch­land schüt­zen, be­wah­ren und stär­ken" ver­ab­schie­det.

Der Inhalt des Antrags, den SPD, Grüne, FDP und Union gemeinsam erarbeitet haben, ist zwar nicht rechtsverbindlich, dürfte aber politische Wirkung entfalten. Für ihn stimmten, wie Bundestagspräsidentin Bärbel Bas verkündete, CDU/CSU, SPD, Grüne und FDP sowie die AfD. Dagegen votierte demnach das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Die Gruppe Die Linke enthielt sich.

In dem Antrag wird dazu aufgerufen, "Gesetzeslücken zu schließen und repressive Möglichkeiten konsequent auszuschöpfen", insbesondere im Strafrecht sowie im Aufenthalts-, Asyl- und Staatsangehörigkeitsrecht. Die vier Fraktionen kritisieren einen "relativierenden Umgang und vermehrt israelbezogenen und links-antiimperialistischen Antisemitismus" und fordern die Bundesregierung auf, sich "aktiv für die Existenz und die legitimen Sicherheitsinteressen des Staates Israel" einzusetzen. Gegenüber Ländern und Kommunen solle sie darauf hinwirken, bei Entscheidungen, etwa über die Förderung bestimmter Projekte, die sogenannte IHRA-Antisemitismusdefinition als maßgeblich heranzuziehen.

Mit dem Antrag werde klargestellt, dass es "auch in den Reihen von Kunst, Kultur und Medien" keinen Platz für Antisemitismus gebe, sagte Michael Breilmann (CDU). Er trat dem Vorwurf von Wissenschaftlern entgegen, die vor allem die darin verwendete Definition von Antisemitismus kritisierten.

Kontroverse um Definition von Antisemitismus

Die Definition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) hält unter anderem fest, dass sich Erscheinungsformen von Antisemitismus "auch gegen den Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, richten" können. Die Rektorin des Wissenschaftskollegs zu Berlin, Barbara Stollberg-Rilinger, sagte vor Beginn der Debatte, die IHRA-Definition sei unbestimmt, und "das führt dazu, dass sie unglaublich missbrauchsanfällig ist". Der Antisemitismus-Vorwurf eigne sich "in hervorragender Weise, um politische Gegner zum Schweigen zu bringen und zu diffamieren", warnte die Historikerin.

Der Grünen-Innenpolitiker Konstantin von Notz sagte in der Debatte, die IHRA-Definition werde in dem Antrag "nicht für absolut" erklärt, sondern solle als maßgeblich herangezogen werden.

Beatrix von Storch (AfD) kommentierte, in dem Antrag fänden sich die Warnungen ihrer eigenen Partei vor "importiertem Antisemitismus" wieder. In einem von den Grünen mitinitiierten Antrag sei das bemerkenswert. In dem verabschiedeten Text heißt es: "In den vergangenen Monaten ist nicht zuletzt das erschreckende Ausmaß eines Antisemitismus deutlich geworden, der auf Zuwanderung aus den Ländern Nordafrikas und des Nahen und Mittleren Ostens basiert, in denen Antisemitismus und Israelfeindlichkeit, auch aufgrund islamistischer und antiisraelischer staatlicher Indoktrination, verbreitet sind."

An diesem Passus stört sich unter anderem Hakan Demir von der SPD. In der Debatte sagte er, anstatt Menschen aus bestimmten Regionen hier pauschal zu benennen, wäre es besser, zwischen Demokraten und Anti-Demokraten zu unterscheiden.

Weiterführende Links

Aus der Datenbank beck-online

Ludyga, Kunstfreiheit und Antisemitismus, NJW 2023, 713

Emmerich/Würkner, Kunstfreiheit oder Antisemitismus?, NJW 1986, 1195

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