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Ausgleichspflicht für Flugannullierung nach unerwartetem Tod des Kopiloten

EuGH
Die An­nul­lie­rung eines Flu­ges wegen des un­er­war­te­ten Todes des Ko­pi­lo­ten be­freit das Luft­fahrt­un­ter­neh­men nicht von sei­ner Aus­gleichs­pflicht ge­gen­über den Flug­gäs­ten. Ein sol­cher Fall stel­le kei­nen "au­ßer­ge­wöhn­li­chen Um­stand" dar, son­dern sei – wie jede un­er­war­te­te Krank­heit eines un­ver­zicht­ba­ren Be­sat­zungs­mit­glieds – Teil der nor­ma­len Aus­übung der Tä­tig­keit des Luft­fahrt­un­ter­neh­mens, ent­schied der Ge­richts­hof der Eu­ro­päi­schen Union.

Annullierung eines Flugs wegen unerwarteten Todes des Kopiloten

Im Fall ging es um einen Linienflug von Stuttgart nach Lissabon, der annulliert wurde, weil der Kopilot zwei Stunden vor dem Abflug tot in seinem Hotelbett aufgefunden wurde und sich die gesamte Besatzung daraufhin wegen des erlittenen Schocks fluguntauglich meldete. Die Fluggäste wurden mit einem später angesetzten Ersatzflug befördert. Rechtsdienstleister klagten aus abgetretenen Rechten auf Zahlung einer Ausgleichsleistung gemäß der Fluggastrechteverordnung. Die Fluggesellschaft lehnte dies ab und berief sich auf "außergewöhnliche Umstände". Das mit der Rechtssache befasste LG Stuttgart ersucht den EuGH um Klärung.

EuGH bejaht Ausgleichspflicht

Der Gerichtshof hat entschieden, dass das beklagte Luftfahrtunternehmen nicht von seiner Ausgleichspflicht gegenüber den Fluggästen befreit ist, da die Flugannullierung nicht auf "außergewöhnlichen Umstände" beruht. Die Abwesenheit eines oder mehrerer für die Durchführung eines Fluges unverzichtbarer Mitarbeiter gehöre zur normalen Ausübung der Tätigkeit des ausführenden Luftfahrtunternehmens und falle somit nicht unter den Begriff "außergewöhnliche Umstände". Bei der Abwesenheit könne nicht nach der Ursache unterschieden werden, sodass es nicht darauf ankomme, ob ein Flug nicht stattfinde, weil ein Besatzungsmitglied kurz vor dem Abflug unerwartet erkrankt oder verstorben sei (Urt. v. 11.05.2023 - C-156/22).

Weiterführende Links

Aus der Datenbank beck-online

  • Bosch/Lorz, Aktuelle Entwicklungen in der Rechtsprechung zu Umfang und Grenzen der Haftung von Fluggesellschaften im Rahmen der Fluggastrechteverordnung, NZV 2013, 105
  • EuGH-Generalanwalt, Tod des Kopiloten, BeckRS 2023, 1399

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