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Verbände schicken Bundesregierung 470 Vorschläge für Bürokratieabbau

beck-aktuell
Zen­sus, Grund­steu­er­erklä­rung, Co­ro­na-Hil­fen, En­er­gie­preis­pau­scha­le: Im Kon­takt mit der deut­schen Ver­wal­tung sind Nut­zer­freund­lich­keit und Ein-Klick-Dienst­leis­tun­gen eher die Aus­nah­me. Die Bun­des­re­gie­rung hat nach­ge­fragt, wo der Schuh be­son­ders drückt und um Vor­schlä­ge ge­be­ten. Nun sind bei ihr 470 Vor­schlä­ge von Ver­bän­den ein­ge­gan­gen, wie man bü­ro­kra­ti­sche Hemm­nis­se ab­bau­en könn­te.

Vorschläge werden derzeit strukturiert und kategorisiert

Wie ein Sprecher des Bundesjustizministeriums auf Anfrage mitteilte, waren ursprünglich 70 Verbände zur Teilnahme an einer entsprechenden Befragung eingeladen worden, darunter die Umweltschutzorganisation Greenpeace, der Zentralverband des Deutschen Handwerks und der Bundesverband der Deutschen Industrie. Nachdem weitere 33 Verbände ihr Interesse bekundet hätten, habe man die Frist um zwei Wochen verlängert bis zum 3. März und auch diese zum Mitmachen aufgefordert. Insgesamt 56 Verbände machten den Angaben zufolge schließlich Verbesserungsvorschläge. Das Statistische Bundesamt sei derzeit dabei, die Vorschläge zu strukturieren und zu kategorisieren, sagte der Sprecher. Ein Ausschuss mit Vertretern aller Ressorts der Bundesregierung soll sich mit den Ergebnissen am 3. Mai befassen.

Weniger Bürokratieaufwand bei gleichbleibendem Schutz angestrebt

Koordiniert wird die Arbeit des Staatssekretär-Ausschusses "Bessere Rechtsetzung und Bürokratieabbau" vom Parlamentarischen Staatssekretär im Justizministerium, Benjamin Strasser (FDP). In der Mitte Januar verschickten Einladung hieß es: "Die Befragung soll Ihnen nicht nur ermöglichen, unnötige Bürokratie zu benennen, sondern zielt zugleich darauf ab, konkrete Vorschläge zu erschließen, wie der Zweck bestehender Regelungen einfacher erreicht werden kann – ohne hierbei Schutzstandards zu senken." SPD, Grüne und FDP haben in ihrem Koalitionsvertrag ein "Bürokratieentlastungsgesetz" angekündigt, das Wirtschaft, Bürger und Verwaltung gegenüber dem bisherigen Bürokratieaufwand entlasten soll, allerdings "ohne auf notwendige Schutzstandards zu verzichten".

Corona-Hilfspakete bürokratisch nicht ideal

Zu den Gesetzen und Regelungen, die in den vergangenen Jahren viel bürokratischen Aufwand und damit auch viel Unmut bei Bürgerinnen und Bürgern verursacht haben, gehörten unter anderem Teile der Corona-Hilfspakete. Hier warb Strasser um Verständnis. "In der Anfangszeit der Corona-Pandemie mussten Maßnahmen von riesiger Tragweite sehr schnell umgesetzt werden. Es gab dafür kaum historische Vorbilder." Dennoch müsse es der Anspruch der neuen Regierung sein, "aus den Fehlern zu lernen und es künftig besser zu machen".

Ärger oftmals auch über Grundsteuererklärung

Er könne auch manchen Ärger bei der ebenfalls noch von Schwarz-Rot beschlossenen Grundsteuer-Neuveranlagung verstehen, sagte Strasser. Denn hier frage der Staat Daten ab, über die er an anderer Stelle schon verfüge. Gut sei allerdings, dass hierfür immerhin die Möglichkeit der digitalen Abgabe der Informationen geschaffen worden sei. "Für mich gilt es, die Potenziale der Digitalisierung zu heben", fügte der FDP-Politiker hinzu. Bei Reisen nach Estland, Portugal und Österreich habe er immer wieder den Rat bekommen: "Anfangen, loslegen und dabei durchaus mal in Kauf nehmen, dass noch nicht alles so perfekt ist."

Föderalismus Herausforderung bei Schaffung digitaler Verwaltungsstrukturen

Mit Blick auf die Energiepreispauschale für Studierende, für deren Beantragung das Anlegen eines BundID-Nutzerkontos erforderlich ist, sagte er: "Mir ist bewusst, dass viele Verwaltungsverfahren noch nicht so glatt laufen, wie sich die Bürgerinnen und Bürger das wünschen." Die Bundesregierung arbeite unter Federführung des Innenministeriums mit Hochdruck daran, Dienstleistungen schneller online verfügbar zu machen. Die Schaffung digitaler Verwaltungsstrukturen sei jedoch Aufgabe der Bundesländer, "dies stellt uns als föderalen Staat vor zusätzliche Herausforderungen".

Weiterführende Links

Aus der Datenbank beck-online

  • Schmid, Die ersten Bescheide betreffend Grundsteuer sind da – was ist zu tun?, BC 2023, 132
  • Ahrens, Die Energiepreispauschale – Wie gewonnen, so zerronnen?, NZI 2022, 849

Aus dem Nachrichtenarchiv

  • Abgabefrist für Grundsteuererklärung endet, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 31.01.2023, becklink 2026004
  • Einmalige Energiepreispauschale für Studierende, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 22.11.2022, becklink 2025414
  • Bundestag beschließt 300-Euro-Energiepreispauschale für Rentner, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 20.10.2022, becklink 2025061

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