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KI – Energie und Höflichkeit

Christian Thurow

 

Der Gründer und CEO von OpenAI, der Firma hinter dem bekannten Sprachmodell ChatGPT, hat kürzlich darüber gesprochen, dass Höflichkeit beim Prompten sein Unternehmen mehrere Millionen Dollar im Jahr kostet. Ein Forscherteam der TU Wien kommt nun zu einem ähnlichen Ergebnis.


 

Praxis-Info!

Der Knackpunkt liegt im KI-Modell an sich. Ein Large Language Model (LLM – „Großes Sprachmodell“, sog. generative Künstliche Intelligenz) liest nicht einen ganzen Satz, sondern untersucht jedes Wort einzeln. Durch Höflichkeitsfloskeln werden daher jeden Tag Milliarden zusätzlicher Rechenoperationen generiert.

Zur Berechnung des Stromverbrauchs hat sich das Team der TU Wien auf einige der bekannten Datensätze gestützt. So gibt es derzeit rund 2,5 Mrd. Prompts täglich. Ungefähr 70% der Nutzer verwenden Höflichkeitsformen wie „Bitte“ und „Danke“. Auch der durchschnittliche Stromverbrauch eines Prompts ist bekannt. Auf das Jahr hochgerechnet kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass Höflichkeit beim Prompten derzeit so viel Strom verbraucht wie 2.500 österreichische Haushalte im Jahr.

Aus Sicht der Nutzer ist dies zunächst kein Problem, da die Stromkosten erstmal beim Betreiber des KI-Modells auflaufen. Anders verhält es sich dagegen bei betriebsinternen KI-Modellen. Unternehmen sollten hier versuchen, eine effiziente Sprachstruktur zu verwenden, welche unnötige Rechenoperationen vermeidet. Dies wird auch im Zuge der Nachhaltigkeitsberichterstattung relevant, da in Zukunft KI-Modelle den Stromverbrauch vieler Unternehmen deutlich steigern werden.

Eine direkte Sprachwahl ohne Höflichkeit kann jedoch zu einem Zielkonflikt führen. Wie bereits vor einiger Zeit in der Zeitschrift BC erwähnt (Thurow, BC 2024, 415, Heft 9), kann ein höflicher Sprachgebrauch die Qualität der KI-generierten Antworten erhöhen.

Sollte das Prompten in Zukunft überwiegend ohne Höflichkeitsformen auskommen, wird es interessant, zu sehen, ob dies auch einen Einfluss auf die direkte zwischenmenschliche Kommunikation nehmen wird. Dies gilt umso mehr, als die Interaktion mit KI-Systemen in Zukunft in nahezu allen Bereichen deutlich steigen wird. Solange dies jedoch noch nicht der Fall ist, bedanke ich mich bei Ihnen für das Lesen dieses Beitrags.

 

 

Christian Thurow, Dipl.-Betriebsw. (BA), Senior Risk Manager, London (E-Mail: c.thurow@thurow.co.uk)

 

 

BC 9/2025

BC20250908

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