CHB_RSW_Logo_mit_Welle_trans
JuS_Logobasis_Linsenreflex
Menü

Schutz vor Risiken aus Fake News

Dr. Hans-Jürgen Hillmer

Neues IDW-Positionspapier zum aktuellen Handlungsbedarf

 

In einem neuen Trendwatch-Positionspapier analysiert das Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V. (IDW) die Risiken durch Fake News und Deep Fakes (täuschend echte Videos z.B.) und deren Auswirkungen auf Unternehmen und Wirtschaftsprüfer. Unternehmen sollten Desinformation als dauerhaftes Risiko sehen und ihre Resilienz (Widerstandsfähigkeit) dahingehend stärken. Dies erfordert ein funktionierendes Risikomanagement, ggf. ergänzt durch Hinzuziehung unternehmensexterner Detailkompetenzen.

 


 

Praxis-Info!

 

Problemstellung

Fälschungen und Unwahrheiten nehmen im heutigen Umfeld insbesondere mit wachsendem KI-Einsatz rasant zu – auf politischer, gesellschaftlicher, ja sogar familiärer Ebene und insbesondere auch im Geschäftsleben. Vor diesem Hintergrund befasst sich das IDW in seinem am 31.7.2025 veröffentlichten Positionspapier (Bearbeitungsstand: 29.7.2025) mit der Problematik von Fake News im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kontext sowie mit deren Bedeutung für Unternehmen und Wirtschaftsprüfer. Aufgezeigt wird, dass Fake News und auch Deep Fakes eine ernsthafte Bedrohung für die Reputation und wirtschaftliche Stabilität von Unternehmen darstellen können. So schaffen publizierte Fake News eine erhöhte Unsicherheit und Zweifel über die Situation von Unternehmen, insbesondere von Unternehmen, die den Kapitalmarkt nutzen.

Vor diesem Hintergrund wird für Unternehmen die Fähigkeit, Fake News mittels eines kontinuierlichen Monitorings schnell zu erkennen, darauf angemessen mit einem Krisenplan zu reagieren und präventive Maßnahmen zu etablieren, zu einem relevanten Wettbewerbsfaktor. Das IDW warnt zu Recht, dass sich letztlich aber jeder Nutzer von Informationen bewusst sein muss, dass es Fake News und Interessierte gibt, die Unternehmen mit Fake News schaden wollen.

 

 

Problemlösung

 

1. Frühwarn- und Kommunikationssysteme als „Abfangjäger“

Das IDW fordert Unternehmen in seinem Positionspapier dazu auf, Frühwarn- und Kommunikationssysteme zu implementieren, um Fake-News-Angriffe frühzeitig zu erkennen und effizient zu entkräften. Unternehmensverantwortliche und Mitarbeitende und auch die breite Öffentlichkeit – vor allem Jugendliche – sollten durch gezielte Schulungen für die Risiken von Fake News sensibilisiert werden. Wirtschaftsprüfer seien zunehmend gefragt, um Unstimmigkeiten aufzudecken und Vertrauen zu schaffen.

 

 

2. Forderungen und Maßnahmen

Aus IDW-Sicht werden aber Fake News auch bei entsprechenden Schulungen eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung bleiben, die nur gemeinsam bewältigt werden kann. Dazu unterbreitet das IDW fünf Vorschläge:

 

 

2.1 Noch mehr Aufklärung

Zwar nehme die Sensibilisierung für das Thema zu, jedoch müsse noch mehr Aufklärung betrieben werden. Seit 2024 adressieren das Digitale-Dienste-Gesetz und der Digital Services Act der EU die Desinformation als systemisches Risiko.

 

 

2.2 Ausgewogene Regulierung

Falls freiwillige Maßnahmen der Plattformen nicht ausreichen, sollten – so die IDW-Empfehlung – diese Gesetze verschärft werden. Eine ausgewogene Regulierung sei entscheidend, um die Meinungsfreiheit zu wahren.

 

 

2.3 Internationale Kooperationen

Diese könnten (etwa durch die EU) helfen, staatlich gesteuerten Fake-News-Kampagnen entgegenzuwirken. Die technologische Entwicklung, besonders im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI), führt zu immer realistischeren Fälschungen in Form von täuschend echten Videos, Audios und Texten, die massenhaft verbreitet werden können.

 

 

2.4 Erkennungsmethoden und Wasserzeichen

Solche Methoden und Kennzeichnungen werden für digitale Inhalte werden immer wichtiger.

 

 

2.5 Resilienzstärkung

Unternehmen sollten Desinformation als dauerhaftes Risiko begreifen und ihre Resilienz (Widerstandsfähigkeit) entsprechend stärken. Maßnahmen wie kontinuierliche Überwachung und Reputationsversicherungen gewinnen an Bedeutung.

 

 

2.6 Ausbau der Prüfroutinen

Auch Wirtschaftsprüfer spielen eine zentrale Rolle, indem sie Vertrauen schaffen und sowohl Datenqualität als auch Governance-Systeme prüfen. Ihre Expertise in digitalen Medien und KI wird zunehmend gefragt sein, um Unstimmigkeiten aufzudecken und zur Aufklärung beizutragen.

 

 

3. Unterstützung durch Wirtschaftsprüfer und Berater

Naturgemäß unterstreicht das IDW in seinem Positionspapier, dass Wirtschaftsprüfer zunehmend gefragt sein werden, um Unstimmigkeiten aufzudecken und Vertrauen herzustellen. Tatsächlich können sie Unternehmen bei der Entwicklung von Monitoring-Systemen, Krisenplänen und Technologieeinsatz beraten sowie Fake-News-Angriffe untersuchen. Mit ihren Kompetenzen, Fakten professionell zu bewerten und Risiken einzuschätzen, werden sie maßgeblich dazu beitragen können, Vertrauen zu sichern. Dass sollten Unternehmen zwar beherzigen, aber auch den Blick darauf weiten, dass es wohl ein Fehler wäre, insoweit nur auf die Wirtschaftsprüfer-Kompetenzen zu vertrauen. Zumindest ergänzend sollten auch Risikomanager und Kommunikationsspezialisten herangezogen werden, um – ggf. im Team – insoweit eine Abfangjäger-Funktion des Risikomanagements wirkungsvoll einsetzen zu können. Und da bekanntlich Restrisiken nicht ausschaltbar sind, sind auch Krisenmanager gefragt, die beispielsweise über Notfallpläne die Gefahren eingrenzen können, die im Netz der Abfangjäger durchgekommen sind.

 

 

Praxishinweise:

  • Das Trendwatch Positionspapier des IDW steht als PDF zum Download bereit: Fake News – Risiken und Handlungsbedarf (Trendwatch Positionspapier).
  • Wer sich über Deep Fakes näher informieren möchte, dem sei der Einstieg über das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) als die Cybersicherheitsbehörde des Bundes empfohlen (siehe unter https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/Unternehmen-und-Organisationen/Informationen-und-Empfehlungen/Kuenstliche-Intelligenz/Deepfakes/deepfakes_node.html).
  • Nicht nur für Wirtschaftsprüfer, sondern auch für Risikomanager und Geschäftsleiter enthält das Positionspapier viele nützliche Anhaltspunkte, da über die digitalen Plattformen und sozialen Medien heute Nachrichten ungeprüft binnen Minuten viele Menschen erreichen. Über die bei den Diensteanbietern hinterlegten Algorithmen werden – so ein wichtiger IDW-Hinweis – Fake News beschleunigt, da die oftmals reißerisch oder emotional polarisierend dargestellten Falschnachrichten überproportional viel Aufmerksamkeit erhalten. Deswegen stehen ebenso wie Wirtschaftsprüfer auch andere Berufsgruppen vor der Herausforderung, die Auswirkungen von Fake News auf die finanzielle und nichtfinanzielle Berichterstattung (und, so sei hier hinzugefügt, vor allem vorgelagert im Risikomanagement) zu bewerten, um Unternehmen in einem zunehmend von Desinformation geprägten Umfeld bei der Etablierung geeigneter Kontroll- und Managementsysteme unterstützen zu können. Dazu ist es gemäß IDW-Appell für Wirtschaftsprüfer notwendig, ihr Know-how bezüglich digitaler Medien, KI und Daten weiter auszubauen und aktuell zu halten. Dies gilt für Experten aus anderen Berufsgruppen gleichermaßen.

 

Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld

 

 

 

BC 9/2025

BC20250904

 

Anzeigen

BC Newsletter

beck-online Bilanzrecht PLUS

wiwicareer-vahlen

Teilen

Menü